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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Alien mit
Insektenaugen, denn er hatte eine äußerst futuristische Schweißerbrille auf.
Mich bemerkte er überhaupt nicht. Er war derart ins Schweißen vertieft, dass er
nicht einmal reagierte, als ich halb über dem Gartenzaun hing und mit den Armen
ruderte.
    Ich hätte ihn gerne gefragt, was der Letzte Thron überhaupt gewesen war. Also wedelte ich noch eine Weile mit den Händen, bis er
endlich die Brille nach oben schob und mich schief angrinste.
    Â»Hey«, sagte ich und hob lässig die Hand. Ich richtete mich schnell
wieder auf, sodass es aussah, als hätte ich nie halb über dem Gartenzaun
gehangen.
    Â»Hey«, sagte er auch und grinste noch breiter.
    Â»Wie geht’s?«, fragte ich.
    Er sah etwas hilflos zu seinem Rechenmonster, als könnte es ihm ein
wenig einsagen.
    Â»Mei«, sagte er schließlich und betrachtete seine Finger.
    Â»Was ich dich schon immer fragen wollte …«, hob ich an und beugte
mich doch etwas über den Gartenzaun. Auch wenn das bestimmt nicht sehr
vorteilhaft aussah. »Du hast doch diesen Letzten Thron gemacht. Du weißt schon.«
    Nach einer kleinen Pause nickte er tatsächlich.
    Â»Ja«, sagte er sehr gesprächig.
    Â»Und – den hat einer mitgenommen«, versuchte ich es weiter.
    Â»Mei.« Er zuckte mit den Schultern. Das sollte wahrscheinlich heißen,
dass ihn das emotional nicht so mitnahm.
    Â»Wie hat der denn ausgesehen?«, fragte ich neugierig.
    Hinter mir räusperte sich jemand, und ich zuckte erschrocken zurück.
Über einem Gartenzaun zu hängen war kein schöner Charakterzug. Außerdem ließ
das bestimmt jeden Hintern in einer sehr ungünstigen Perspektive erscheinen.
Und dann auch noch vom Kreiter ertappt zu werden.
    Â»Die Frau Journalistin«, sagte der Kreiter statt eines Grußes und
sah ziemlich böse aus.
    Ich musste plötzlich wieder an den pinkelnden Kreiter im Wald
denken, der der Meinung gewesen war, dass die Wild sowieso nichts sagen würde.
Ich fragte mich, wieso er sich da so sicher war. Weil ich zu viel Angst vor ihm
hatte? Weil er mir vorher den Garaus machen würde?
    Â»Wir machen gerade eine Reportage«, platzte es statt eines Grußes
aus mir heraus. Ich hatte nur ein klein wenig Angst. Eigentlich fast überhaupt
keine. Es war schließlich Tag, und es konnten jederzeit irgendwelche
Rosenkranztanten vorbeikommen. Außerdem wusste ich von gar nichts.
    Der Kreiter antwortete mit einem misstrauischen Blick. Reportage?
Was für eine Reportage sollte mich zum Hans führen?
    Â»Ãœber … über kriminelle Machenschaften in unserem Ort«, fuhr ich
fort und zückte schnell mein Notizbuch. Als ich wieder aufsah, hatte sich die
Miene vom Kreiter um noch weitere zehn Punkte verfinstert.
    Oh. Oh. Vielleicht nicht die beste Formulierung. Schließlich ging es
nicht um die Kreitersche kriminelle Energie. Mir fiel im Moment nur eine
einzige Sache ein, die genauso prickelnd war, wie den Kreiter unter Ausschluss
der Öffentlichkeit über seine kriminelle Energie zu befragen. Und das war, den
Rosenmüller zu fragen, was er in den blauen Müllsäcken entsorgt hatte. Noch
dazu weit und breit keine Rosenkranztante in Sicht, die mich hier wieder
raushauen konnte. Ich verbesserte mich schnell.
    Â»Also, dieser gestohlene Thron. Ich meine. Der Diebstahl. Von dem …
von Ihrem wertvollen Letzten Thron «, setzte ich
verzweifelt hinzu.
    Die Kreitersche Miene blieb noch immer finster. Seine Miene sah aus,
als hätte er schon immer vorgehabt, Ziegelsteine an unsere Bäume zu binden.
    Â»Seit wann vermissen Sie den?«, fragte ich leicht gurgelnd, weil ich
vor lauter Aufregung die ganze Spucke nicht mehr schlucken konnte. Er hatte
einen richtigen Mörderblick. Wahrscheinlich plante er gerade das nächste
Attentat auf mich. Ich konnte froh sein, wenn ich statt eines Interviews mit
meinem Leben davonkam. Ich runzelte angestrengt die Stirn, da ich den Verdacht
hatte, dass er gerade meine Gedanken las. Im glücklichsten Fall half mir der Hans,
wenn sich der Kreiter auf mich stürzte und mich erwürgen wollte.
    Â»Irgendwann war er weg«, sagte der Kreiter äußerst hilfreich. »Mei.
Der taucht scho wieder auf.«
    Ah ja. Ich schrieb sehr sinnreich »Thron« in mein Notizbuch und
fügte sicherheitshalber noch »gestohlener« hinzu.
    Â»Macht der Hans halt einen neuen. Jetzt geh rein, Hans, wasch dir
die

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