Und bitte für uns Sünder
hier? Das sah ja so aus, als wäre sie auf der
HauptstraÃe dahinmarschiert. Da hatte sie wirklich nichts verloren.
Das mit Max musste warten. Solange meine GroÃmutter
mutterseelenalleine herumirrte, konnte ich nicht in aller Ruhe Max ankeifen.
Ich gab Gas, und mein Fiesta schoss holprig mit aufheulendem Motor wieder
Richtung HauptstraÃe.
Ich hatte mich nicht geirrt. Das war unverkennbar GroÃmutter,
die unbeirrt auf das Ortsschild zuging und jetzt allen Ernstes, ohne auf einen
Bürgersteig Wert zu legen, halb im StraÃengraben dahinmarschierte. Ich bremste
neben ihr ab.
»Oma, bleib stehen«, schrie ich ihr durch das geschlossene Fenster
zu.
Sie schüttelte den Kopf und machte die Beifahrertür auf.
»Wo fährst du denn umeinander?«, wollte sie wissen.
»Steig ein. Da gehtâs nicht heim«, erklärte ich ihr mürrisch.
»Freilich gehtâs da nicht heim«, antwortete sie mit einem genervten
Unterton. »Meinst, ich kenn mich nimmer aus?«
Ja. Das meinte ich.
»Nein. Oma, kein Mensch meint, dass du dich nicht auskennst. Jetzt
steig ein, ich fahr dich heim.«
Bockig blieb sie drauÃen stehen. Dafür hatte ich jetzt echt keine
Zeit. Ausgerechnet während ich Beziehungsprobleme hatte, musste GroÃmutter
ausflippen.
»Jetzt steig schon ein«, sagte ich bemüht freundlich. »Wo willst
denn hin?«
»Zum Moosbauer«, erklärte sie mir gnädig.
O nein.
»Zum Moosbauer?«, fragte ich nach. Nach diesem Tag würde ich reif
für die Irrenanstalt sein.
»Irgendeiner muss doch den Mörder schnappen«, erläuterte sie mir und
setzte sich auf den Beifahrersitz. Die Tür lieà sie vorsichtshalber noch offen
stehen.
»Schmarrn, Oma. Des macht doch die Polizei«, erklärte ich ihr in
beruhigendem Tonfall. Jetzt mach schon die Tür zu. »Die hat doch sonst nix zu
tun. Die Polizei. Wenn du zum Moosbauer gehst. Was sollt denn dann die Polizei
machen?«
»Meinst?«, fragte sie nach, schlug aber die Tür zu. »Aber es würde
schneller gehen. Wenn ich nachfrag.«
Genau.
»Denk nur an die ganzen Steuergelder, die wir dem Schorsch in den
Rachen werfen. Und dann gehst du zum Moosbauer und nimmst ihm die Arbeit ab.«
GroÃmutter schnalzte mit der Zunge. »Dann könnt er halt in der Zeit
was anderes machen.«
»Oma. Das ist ein Schmarrn mit dem Moosbauer«, erklärte ich ihr und
wendete mein Auto. Irgendwie hatte ich Herzrasen und Atembeschwerden. Und einen
irrsinnigen Ãrger auf Max. Und eine durchgeknallte GroÃmutter. »Der Max hat
gesagt, das geht nicht, dass wir ermitteln. Das müssen die von der Polizei
machen.«
Ich fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit durch den Ort. Bestimmt war
es erlaubt zu lügen, wenn es einem so irrsinnig schlecht ging wie mir. AuÃerdem
konnte ich hoffen, dass Schorsch mit etwas anderem beschäftigt war als mit
Geschwindigkeitskontrollen.
»Und wenn er jemand beim Ermitteln erwischt, dann kriegt der eine
Ordnungsstrafe aufgebrummt«, schmückte ich noch ein bisschen aus. »Zwanzig
Euro. Ehrlich.«
»Mei. Früher hat des nicht so viel âkost«, seufzte GroÃmutter. »Aber
so wird halt alles teurer.«
Ich beschloss, ein wenig bei GroÃmutter zu bleiben, nicht dass
sie sich gleich wieder in Bewegung setzte, sobald ich losfuhr. Ich kippte zwei
schimmelnde Joghurts in den Mülleimer und brachte dann den Müll raus.
Währenddessen übte ich schon einmal eine kleine Ansprache an Max über die
grässliche Angewohnheit von Männern, ständig auf der Jagd nach jüngeren Frauen
zu sein.
Als ich wieder in die Küche kam, sah mich GroÃmutter mit groÃen
Augen an. »Was hast du denn für einen Blatschare am Kopf?«, fragte sie mich,
als würde sie mich und meine Beule zum ersten Mal sehen. Immerhin jemand, der
bemerkte, wie es mir ging.
»Ich bin gegen einen Stein gelaufen«, erklärte ich ihr, und
GroÃmutter nickte verständig. Als wäre es ganz normal, an Steine zu laufen.
»Ich hab mich schon gâwundert«, sagte sie.
Ja, das hatte ich mich auch. Aber inzwischen war mir das Wundern
ziemlich vergangen.
»Ich auch«, antwortete ich mürrisch. »Ist doch ein total blödes
Attentat.«
»Attentat?« GroÃmutter schüttelte den Kopf. »Geh, Mädl, was du
wieder denkst.«
Was ich wieder dachte? Ich sah sie mit offenem Mund an. Was
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