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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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ausstecken und dann g’scheit
reden.«
    Â»Ich hab ihm nur beim Bohren g’holfen«, verteidigte sich der Loisl.
    Â»Und dann hat er die Gefriertruhe nicht mehr eingesteckt«, sagte die
Kreszenz mit einem inneren Lächeln.
    Â»Und dann war alles hin. Das ganze eingefrorene Fleisch, die
Zwetschgen. Und des Gulasch, des ihm die Mama zum Aufwärmen eing’froren hat«,
zählte die Rosl auf.
    Â»Des muss g’stunken ham«, erklärte die Kreszenz genüsslich. »Alles
hin.«
    Â»Der arme Rosenmüller«, sagte die Rosl streng. »Die ganzen
Mülltonnen hat er bis oben hin mit dem g’stinkerten Zeug auffüllen müssen, nur
weil du ned wieder eing’steckt hast.«
    Der Loisl packte seine Flachmänner und kippte sich gleich noch einen
hinter die Binde.
    Ich blieb noch eine Weile in meinem Auto sitzen, die Schokolade
auf dem Schoß, und dachte über das Einkaufen nach.
    Die aufgetaute Gefriertruhe. Das war natürlich eine Erklärung. Vielleicht
hatte der Rosenmüller ja doch keine zerstückelte Leiche entsorgt, sondern nur
den gesamten Inhalt seiner Gefriertruhe.
    Ich starrte unschlüssig vor mich hin. Irgendwie hatte ich den
Eindruck, dass ich dummerweise vergessen hatte aufzupassen, nur weil die
Ernsdorferin mit der Gefriertruhe dahergekommen war.
    Irgendwas hatte ich eben erfahren. Etwas sehr Wichtiges. Ich sah der
Ernsdorferin nach, die ihre Einkäufe in den Kofferraum packte und davonfuhr.
Dann schaute ich dem Loisl eine Weile zu, wie er noch einen Flachmann zischte
und versuchte, sein Rad aufzusperren. Sein Gesicht war von der Anstrengung
knallrot, und seine Nase leuchtete wie ein übergroßer Lampion. Schließlich
kamen noch die Rosl, die Langsdorferin und die Kreszenz aus dem Geschäft, und ich
bekam allmählich Angst, die Schokolade könnte auf meinen Oberschenkeln
schmelzen.
    Das mit dem Rosenmüller hatte sich also aufgeklärt – und, wie immer,
nicht besonders ruhmreich, was meine eigene Ermittlungsleistung anbelangte.
Aber ich hatte plötzlich den Eindruck, dass sich noch viel mehr aufgeklärt
hatte. Etwas an der Unterhaltung der Frauen hatte nicht ganz gepasst. Oder
etwas an der Ernsdorferin hatte nicht gepasst. Ich hörte, wie die Ernsdorferin
mit quietschenden Reifen um die Ecke fuhr. Die hatte es ja wirklich eilig.
    Aber das hätte ich wahrscheinlich auch, wenn die Polizei zu mir ins
Haus käme. Was eine Hausdurchsuchung jetzt noch bringen sollte – vielleicht
hatte sich der arme Ernsdorfer ja im Haus verirrt, und die Polizei fand ihn da.
Da hätten sie echt mal früher nachgucken können.
    Eine Weile ließ ich mir diese Möglichkeit durch den Kopf gehen. Die
Einkäufe der Ernsdorferin. Das Irischmoos. Der Gebissreiniger. Die Rosl war der
Meinung gewesen, dass das für den alten Ernsdorfer gewesen sein musste. Dann
glaubten sie also noch dran, dass er lebte. Oder sie wussten, dass er noch
lebte. Vielleicht … vielleicht hatten sie ihn ja im Keller eingesperrt.
    Ich stopfte vorsorglich die erste der beiden Tafeln Schokolade in
mich hinein.

Kapitel 10
    Der nächste Tag war so etwas wie das Highlight der Woche. Oder
das Highlight des gesamten Jahres, sozusagen der Tag, den mir mein
Hundewürschtl-Silvester-Bleigießen vorausgesagt hatte. Es kam einfach alles
zusammen.
    Als Erstes fuhr ich in die Redaktion und wollte den Artikel über den
greißlichen Klostuhl abgeben – allein das schon eine Art Spießrutenlauf. Der
Kare saß nämlich vor seinem Rechner und schien nur darauf gewartet zu haben,
dass ich endlich kam. Denn kaum machte ich die Tür auf, lehnte er sich
gemütlich zurück und sah mich mit einem sehr unnatürlichen Zwinkern im rechten
Auge an.
    Â»Und?«, fragte er und schaute drein, als hätte er es dringend nötig,
einen wirklich guten Augenarzt aufzusuchen.
    Â»Und?«, fragte ich zurück und unterdrückte den unbändigen Wunsch, ebenfalls
zu zwinkern und zu blinzeln. »Hast du was im Auge?«
    Die Sekretärin blickte nur kurz von ihrer Tastatur auf und wirkte
bemüht in ihrem Versuch, nicht laut loszugackern.
    Â»Wie geht’s dem Kreiter?«, fragte er fürsorglich nach, und das
Augenblinzeln steigerte sich ins Unerträgliche.
    Â»Dem geht’s gut«, fauchte ich ihn an. »Mach’s halt des nächste Mal
selber, wenn dich dem Kreiter sein Zeug so interessiert.«
    Das war anscheinend zu viel. Denn

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