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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Vielleicht hätte ich mir letzte Nacht auch nicht Alien 3 ansehen sollen, dann wären mir nicht alle Leute
heute so dämonisch vorgekommen.
    Â»Grüß Gott«, antwortete ich brav. Wie sollte ich das jetzt erklären,
dass ich bei ihm im Garten Klostühle untersuchte? »Ich komme wegen eines
Interviews. Wegen dem schiefen Kreisel.« Wieso redete ich nur immer so stockend
und bescheuert, wenn ich auf den Kreiter traf?
    Â»Der Kreisel, des is der totale Schmarrn«, erklärte der Kreiter
böse. »Und ein Interview zu einem solchen Schmarrn geb ich ned.«
    Normalerweise hätte er jetzt gesagt, der Kreisel, der g’hört
weggesprengt, was anderes gibt’s da gar nicht. Aber wahrscheinlich hatte er
Angst davor, dass ich das alles dann in meinem Artikel erwähnen würde.
    Â»Was hätten Sie denn für einen Vorschlag, was …?«
    Er unterbrach mich unwirsch: »Ich hab auch keine Vorschläge ned.«
Und damit drehte er sich um und ging ins Haus.
    Na toll.
    Wenn das so weiterging, dann hatte ich heute nicht einmal einen Euro
dazuverdient. Und wenn das nicht menschenverachtend war, dann wusste ich auch
nicht.
    Am nächsten Tag konnte ich genau lesen, was der Kare hinbekommen
hatte, während ich mich von der Ernsdorferin hatte abwimmeln lassen.
    Â»Kleinod am Wegesrand«, textete der Karl erfinderisch in der
neuesten Ausgabe unserer Zeitung. Ich versuchte, nicht die Zeilen mitzuzählen.
Mein Artikel war zwar noch nicht fertig, aber ich würde nicht ansatzweise so
viele Zeilen herausschinden können. »Der verborgene Schatz in unserer Kirche.
Dorfbewohner finden bei großem Kirchenputz Reliquie aus dem Mittelalter.«
    Der Kare wieder. Am Wegesrand. Hatte er nicht richtig zugehört?
Wobei mich am meisten störte, dass ich vollkommen hirnlos durch die Gegend
gefahren war, um Leute zu interviewen, während er nicht einmal seinen Hintern
von seinem Schreibtischstuhl gehoben hatte.
    Â»Und du hast die ganzen Knochen am Boden hing’schmissen«, sagte
Großmutter vorwurfsvoll zu mir. Jetzt war es schon ich ,
die die Knochen auf den Boden geworfen hatte. Ich steckte meine Nase tiefer in
die Zeitung, um meine Wissenslücken über den heiligen Ignaz zu schließen.
    Â»Und groß war der Kirchputz auch nicht«, fügte sie griesgrämig
hinzu. »Der Schorsch hat mich nicht weitermachen lassen. Sonst hätt ich schon
noch hinter der Erntedankkrone klar Schiff gemacht.«
    Aber der Schorsch hatte selbst hinter der Erntedankkrone klar Schiff
machen wollen. Vielleicht standen jetzt sogar die Kerzenstummel in der
Asservatenkammer. Wir konnten von Glück reden, dass wir zum Kirchputz nicht
unsere Weihwasser-Limoflasche mitgenommen hatten. Die hätte er garantiert auch
konfisziert. Und wenn nicht Max ein gutes Wort für uns eingelegt hätte, wäre
auch der alte Emailleputzeimer für Wochen und Monate bei der Polizei verstaubt.
    Â»Was schreibt er denn – ist’s jetzt der heilige Ignaz, oder ist er’s
nicht?«
    Des wird der Kare wissen! Ich verdrehte, über die Zeitung gebeugt,
die Augen.
    Â»Die Rosenkränze sind wunderschön gearbeitet, fünf Gesetze zu je
zehn Avekugeln aus geschliffenem schwarzem Glas, getrennt von einem filigran
gearbeiteten Silberring. Die Paternosterkugeln sind aus Silber und filigran
durchbrochen. Unter dem silberfiligranen Credokreuz hängen, zwischen zwei
weiteren Paternosterkugeln, drei zusätzliche Avekugeln. Den Abschluss bildet
ein außergewöhnlich großes Silberkreuz.«
    Â»Mei«, sagte Großmutter mit gerunzelter Stirn.
    Das fand ich auch. Für einen Schulaufsatz hatte er viel zu oft das
Wort »filigran« verwendet. Vielleicht sollte ich ihm das nächste Mal erklären,
wie man den Thesaurus verwendet. Aber besser nicht. Schließlich war er der
richtige Journalist und ich diejenige, die nichts zustande brachte.
    Â»Ein silberner Totenkopf sowie ein vergoldeter, silbermontierter
Wallfahrtseinhänger ergänzen den Rosenkranz.«
    Ergänzen. Pah.
    Â»Die Gebrauchsspuren deuten darauf hin, dass er bei vielen
Rosenkränzen dabei war.« Ja, wozu hatte man denn einen Rosenkranz? Ehrlich, der
Kare war nicht mehr ganz dicht und konnte vor allem kein Deutsch.
    Aber nichtsdestotrotz hatte er einen Artikel geschrieben – ich
hingegen hatte mich nur von der Ernsdorferin ankreischen lassen, vom Kreiter
anschnauzen, und den Troidl, den ich

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