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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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denn des wieder alles putzen?«
    Â»Ich fahr gleich wieder«, sagte ich nur und holte mir ein Glas aus
unserem Küchenschrank. Ich brauchte dringend Wasser. Nachdem ich getrunken
hatte, wedelte ich mir mit dem Drohbrief noch ein bisschen Luft zu, denn auch
Sauerstoff war bei mir gerade Mangelware.
    Â»Ja, und der Dreck bleibt da«, motterte Großmutter weiter, und ich
hörte das Gluckern des Weihwassers in der Diele.
    Ich musste erneut daran denken, dass ich das Knochenkistl gefunden
hatte. Und danach beim Troidl unter die Planen geschaut hatte. Eindeutig in der
Absicht, einmal nachzuschauen, wieso der Troidl alle seine Anhänger mit Planen
abdeckte. Da hätte irgendein Drohbriefschreiber auch meinen können, dass ich
Indizien suchte. Vielleicht hatte jemand mich beobachtet und sich etwas
zusammengereimt. Und wenn es der Mörder gesehen hatte, dann war eigentlich
alles klar. Wenn er gesehen hatte, was ich gestern so alles getrieben hatte …
unter Planen geguckt, in Schlafzimmer gespitzt, unter Klostühle gekrochen …
dann musste er ja den Eindruck haben, dass ich hochgradig am Ermitteln und auf
der Suche nach dem Mörder vom Knochenkistlmenschen war.
    Mein Hund hörte auf zu hüpfen und begann stattdessen, interessiert
an meinen Schuhen zu schnuppern.
    Aber vielleicht war es auch gar kein Mord.
    Vielleicht hatte sich der Knochenkistltyp auch versehentlich … hm.
Versehentlich in die Kiste gefaltet und war dort verstorben. Das konnte schnell
mal passieren, dass man sich in ein Kistl schichtete und nicht mehr wusste, wie
man herauskommen sollte.
    Nun ja. So richtig logisch klang das jetzt nicht, zumal ich mich
just in diesem Moment wieder erinnerte, was Max am Telefon gesagt hatte. Dass
die Kiste zu klein für eine Leiche war und die Knochen wohl erst nachträglich
hineingelegt worden waren.
    Ob ich Großmutter den Brief zeigen sollte?
    Â»Ah, geh, Mädl«, würde sie bestimmt sagen. »Wer schreibt denn so
einen g’spinnerten Krampf? Der muss sie doch nimmer alle haben, da oben im
Hirnkastl.«
    Irgendwie beruhigte es mich, dass Großmutter das sagen würde, denn
ich bekam wieder Luft. Und im Kopf funktionierte es auch wieder ein bisschen
besser. Neugierige Weibsbilder, dachte ich und lenkte meine Aufmerksamkeit auf
den Geruch, den ich mir mit dem Brief in der Hand immer noch zuwedelte. Der
Brief roch nach etwas Bekanntem. Etwas, das ich schon einmal gerochen hatte und
von dem ich eigentlich wusste, woher ich es kannte. Nein, etwas, das ich schon
ganz oft gerochen hatte. Verflixt. Normalerweise war ich nämlich die, die jeden
Geruch identifizieren konnte. Das war schon als Kind so. Und wenn ich mich
jetzt in meine Erinnerungen fallen lassen würde, dann wüsste ich, woher ich den
Geruch kannte. Und dann wüsste ich, wer ihn geschrieben hatte. Und dann wüsste
ich vielleicht, was es mit den Knochen auf sich hatte …
    Denn wieso wollte jemand, dass ich nicht neugierig war? Ich sah noch
immer meinen Hund an, der mit schiefem Blick zurückschaute. Das konnte doch nur
bedeuten, dass jemand dachte, ich hätte eine Spur, und dass dieser Jemand
definitiv dagegen war, dass ich dieser Spur weiter nachging. Ich schnupperte
noch einmal, aber ich konnte mich plötzlich nicht mehr an den Geruch erinnern.
    Ich hatte eine Spur?
    In der Redaktion gab es nichts Neues. Während wir besprachen,
was für Aufträge wir übernehmen sollten, bekam ich so schlimmes Kopfweh, dass
ich gar nicht geradeaus sehen konnte. Deswegen war ich auch ein bisschen
langsam und konnte mich nicht richtig wehren, als ich den tollen Auftrag bekam,
noch einmal die Kreiselgeschichte in Angriff zu nehmen. Stimmen aus der
Bevölkerung. Vor allem der Bürgermeister, der alte und der neue – Kare warf mir
einen bedeutsamen Blick zu. Ich sah gleich wieder den dämonischen Blick der
Ernsdorferin vor mir und beschloss, dass ich später darüber nachdenken würde,
wen ich zu dem Thema interviewen wollte. Wikipedia würde zu dem Thema wohl
nichts hergeben. Danach hämmerte ich einen uninspirierten Artikel über den
Kreisel in meinen PC und gab ihn gleich ab, bevor ich mich zu sehr dafür
schämte.
    Weil ich ständig über den blöden Drohbrief nachdenken musste,
beschloss ich, ein Weilchen auf Redaktionskosten mit Max zu telefonieren. Wozu
hatte man denn die Polizei, dass sie einem in so entscheidenden Situationen
nicht half? Die ersten zehn

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