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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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lange hätte warten müssen als bei dem blöden Kreisel. Mit einem
Claas-Traktor kam man nämlich nur am Loisl vorbei, wenn die Fahrbahn mindestens
zweispurig war. Und auch ein normales Auto konnte den Loisl nicht im Kreisel
überholen, ohne einen enormen Lackschaden davonzutragen.
    Auch den Schorsch könnte ich befragen, denn der fand den Kreisel
nicht weniger überflüssig als alle anderen. Mit dem Kreisel war nämlich auch
die letzte Ampel aus unserem Dorf verschwunden. Nicht, dass wir irgendeine
Ampel gebraucht hätten. Aber für einen Polizisten, der einmal im Jahr mit
Sirene fahren will, ist eine Ampel eine feine Sache. Da kann man dann nämlich
bei Rot drüberrauschen und alle anderen von der Fahrbahn sprengen. Ausgenommen
die Kreiterin. Die war nämlich das letzte Mal bei dem alljährlichen
Sireneneinsatz so blöd herumrangiert, dass sie den gesamten Verkehr lahmgelegt
hatte. Bis endlich ihr Mann mit seinem Claas-Traktor vorbeigekommen war und ihr
das Auto so hinrangiert hatte, dass sie wieder weiterfahren konnte.
    Ob sich der Kreiter darüber interviewen lassen wollte, war die
Frage. Aber wo jetzt der Ernsdorfer seinen Schub hatte, blieb mir nichts
anderes übrig. Und wenn sich die Leute nicht über die Pornos von Ernsdorfers
das Maul zerreißen durften, dann wenigstens über die Meinung vom Kreiter über
den schiefen Kreisel.
    Während ich in Richtung Kreiters tuckerte, kam ich am Haus von
Pastoralreferent Rosenmüller vorbei. Ich ging automatisch vom Gas herunter. Den
Rosenmüller konnte ich zwar nicht zum Kreisel befragen, weil er ganz neu in
unserem Dorf war und man außerdem als Zugereister bestimmte Missstände als
folkloristische Elemente akzeptiert. Was mich hingegen brennend interessierte,
war, ob er tatsächlich schon in dieses Haus eingezogen war. Denn man muss
wissen, dass hier früher eine Mörderin gewohnt hatte, und jetzt, wo sie im
Gefängnis war, hatte ihr Vermieter beschlossen, ihr Haus weiter zu vermieten.
Und was wäre da besser als ein Pastoralreferent? Die Rosl hatte sogar gemeint,
dass es der Aura des Hauses bestimmt guttäte, wenn da jemand einzog, der eine
klerikale Ausstrahlung mitbrachte und die ganzen negativen Schwingungen wieder
in Ordnung bringen konnte.
    So ein Schmarrn, hatte Großmutter gesagt, das wäre lediglich für den
Rosenmüller gut, denn der musste nur über die Straße gehen und war schon in der
Kirche.
    Als ich mein Auto am Straßenrand parkte, hatte ich ein ganz ungutes
Gefühl. Was vielleicht auch daran lag, dass ich schon einmal in diesem Garten
gelegen und gemeint hatte, dass ich abgestochen werde. Vielleicht aber auch
deswegen, weil man das nicht machte, zum Fenster reinspitzen. Womit ich mich da
im Falle eines Falles rausreden wollte, war mir selbst schleierhaft.
    Der Garten sah wirklich wüst aus. Der Plastikfrühbeetkasten zum
Beispiel war total zertrümmert und lag einfach auf dem Unkraut, das dort
wucherte. Bis ich beim Fenster war, hatte ich richtig fieses Herzrasen. Es
bumperte so schlimm in meiner Brust, dass mein Gehirn fast blutleer war. Man
möchte meinen, dass man umso mehr Blut im Hirn hat, je schneller das Herz
schlägt. Aber in meinem Fall ist das komischerweise nicht so. Da schlägt das
Herz dann anscheinend so schnell, dass es gar nicht zum Blutpumpen kommt. Ich
stellte mich auf die Zehenspitzen und lugte durch eines der Fenster.
    Das Zimmer war leer, bis auf ein Bett und ein Regal. Ich presste
meine Nase erstaunt gegen die Scheibe. Was für ein Bett! Es sah aus wie eine
riesige Edelstahlschüssel. Und das Regal war auch eine einzige Edelstahlorgie.
Und da drin, schön gefaltet, ein paar bunte Wäscheteile. Sonst nichts.
    Er zog ja auch erst ein. Vielleicht baute er noch einen Wandschrank
um dieses Regal. Und lackierte das Bett in Holzfarben.
    Schade, dass ich das niemandem erzählen konnte. Aber für Leute, die
bei Pastoralreferenten ins Schlafzimmer spitzten, hatten auch unsere
Ratschkatln nicht viel übrig. Wahrscheinlich würden sie sich dann trotzdem das
Maul darüber zerreißen, sicherheitshalber, aber mir würden sie bestimmt aus
erzieherischen Gründen erklären, dass man das nicht tat.
    Noch immer mit viel zu hohem Blutdruck fuhr ich bei den Kreiters
vor und parkte etwas schief am Straßenrand. Der Garten der Kreiters schaffte es
eigentlich immer, mich aufzumuntern. Der Sohn der Kreiters, der Hans, hatte
nämlich

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