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Und dann der Tod

Und dann der Tod

Titel: Und dann der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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»Auf mich offensichtlich.«

Kapitel 6
    Die Ratten.
    Esteban schreckte auf seinem Feldbett auf. »Nein.«
    Keine Ratten. Nur ein Alptraum. Er schwitzte, zitterte. Der Geruch von Müll und Verwesung stieg ihm in die Nase.
    Warum konnten die Ratten nicht verschwinden?
    Er stand auf, ging nackt zum Waschtisch und klatschte sich Wasser ins Gesicht. Erst seit kurzem kamen die Ratten wieder.
    Es mußte einen Grund dafür geben.
    Die Grady. Der Alptraum war zum ersten Mal in der Nacht aufgetaucht, nachdem sie mit Kaldak geflohen war. Wenn er Bess Grady finden würde und sie tötete, würden die Ratten wieder zurück in ihre Löcher kriechen.
    Er ging zum Zeltausgang und starrte in die Dunkelheit hinaus.
    Bess Grady war irgendwo da draußen. Ganz in der Nähe. Seine Instinkte ließen ihn selten im Stich, wenn er so nah an seiner Beute war.
    Zum Teufel mit der Dunkelheit.
    »Aufwachen, Perez!« rief er und zog sich an. »Wecken Sie die Männer. Wir brechen in zehn Minuten auf.«
    »Wir können hier anhalten und uns ein paar Minuten ausruhen.«
    Kaldak streifte sich seinen Rucksack ab. »Vielleicht können Sie das Baby wickeln und ihm ein bißchen Wasser geben.«
    »Selbstverständlich werde ich das machen«, erwiderte Bess gereizt. »Das brauchen Sie mir nicht zu sagen. Wir haben das auch ohne Sie ganz gut hingekriegt.«
    »Tut mir leid. Ich glaube, ich bin es gewöhnt zu sagen, wo es langgeht.«
    »Das brauchen Sie mir auch nicht zu sagen.« In den letzten acht Stunden hatte er diese Eigenschaft wieder und wieder unter Beweis gestellt. Die Entscheidungen waren alle von ihm ausgegangen; er hatte sie ganz leicht und mit Sicherheit getroffen, hatte Bess den ganzen Weg nur gedrängelt und angetrieben.
    »Sie sind sauer auf mich.« Er hob die Augenbrauen. »Es überrascht mich, daß Sie mich das nicht früher haben wissen lassen.«
    »Ich kann es nicht leiden, von Entscheidungen ausgeschlossen zu werden.« Sie hatte Josies Windeln gewickelt und streckte ihre Hand nach der Feldflasche aus. »Aber auf diesem Gebiet sind Sie der Experte. Es war mir klar, daß Sie wußten, was zu tun ist. Es wäre töricht von mir gewesen, mit Ihnen zu streiten.«
    Kaldak betrachtete Josie. »Sie ist ein sehr braves Baby.«
    »Ja, das ist sie wirklich«, sagte Bess besänftigt. Sie gab Josie noch ein bißchen Wasser, wischte ihr die Stirn und den Hals ab und machte das gleiche auch bei sich selbst. Obwohl die arme Kleine völlig verschwitzt war und sich Hitzebläschen an ihrem Hals bildeten, hatte sie den Tag über kaum gewimmert. Josie war ein wahres Wunder.
    Bess wischte dem Baby zärtlich die wuscheligen schwarzen Haare aus dem Gesicht. Josie lächelte sie an, und Bess konnte nicht widerstehen, sie kurz an sich zu drücken. »Haben Sie Kinder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Und Sie?«
    »Nein, aber ich war immer verrückt nach Kindern.« Sie lächelte. »Emily hat eine Tochter, Julie, sie ist ganz bezaubernd.
    Als sie so alt war wie Josie, war sie putzmunter. Sie hatte rotes Haar und konnte schreien, daß die Wände wackelten. Nicht so friedlich wie Josie.«
    »Josie hat aber auch ganz schön kräftige Lungen.«
    »Aber sie benutzt sie, um auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Julie wollte in der Regel lediglich Erklärungen abgeben. Ich erinnere mich noch gut, wie wir sie einmal an einen See mitgenommen haben und sie gesehen hat –« Guter Gott, sie mußte wirklich übermüdet sein. Was redete sie für ein wirres Zeug? Und ausgerechnet gegenüber Kaldak. »Tut mir leid, das wird Sie kaum interessieren.«
    »Es interessiert mich.« Er erhob sich. »Sind Sie ausgeruht genug, um weiterzugehen?«
    »Was würden Sie tun, wenn ich verneinen würde?«
    »Ihnen sagen, daß wir keine Alternative haben.«
    »Hab ich mir gedacht«, erwiderte sie trocken, während sie Josie in das Tragetuch legte. »Ich bin bereit.« Ihr Blick wanderte zu den Bergen hinter ihnen. »Glauben Sie, daß sie uns dicht auf den Fersen sind?«
    »Sie sind näher, als mir lieb ist. Zwei Stunden, nachdem wir aufgebrochen sind, habe ich sie gesehen.«
    »Warum haben Sie mir das nicht gesagt?« fragte sie erschrocken.
    »Warum sollte ich Sie beunruhigen? Es war noch dunkel, und sie hatten Probleme, unsere Fährte zu verfolgen. Ich habe ein paar Haken geschlagen und sie wieder abgehängt.«
    Er runzelte die Stirn. »Aber ich hatte nicht erwartet, daß sie vor Sonnenaufgang aufbrechen würden. Esteban treibt sie ganz ordentlich.« Er machte sich auf den Weg hinunter. »Er will Sie

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