Und dann der Tod
mir Angst gemacht.«
»Die Situation macht mir Angst.« Er setzte sich neben sie.
»Ich weiß, daß Sie Dr. Kenwood gebeten haben, Ihnen hier ein Zimmer zu geben.« Er zögerte. »Sie können hier nicht bleiben, Bess.«
Sie erstarrte. »Und ob ich kann.«
Er schüttelte den Kopf. »Es ist zu gefährlich.«
»Niemand weiß, daß ich hier bin.«
»Sie werden es wahrscheinlich bald wissen. Es ist nur eine Frage der Zeit. Esteban hat hier ein Netzwerk auf die Beine gestellt. Sie müssen untertauchen. Ich werde Sie in ein sicheres Haus bringen.«
»Ich werde Josie nicht allein lassen.«
»Sie wollen also lieber, daß sie stirbt?« fragte er direkt.
»Das wird nämlich passieren. Sie sind eine Augenzeugin.
Esteban will Ihren Kopf. Solange Sie in der Nähe sind, ist Josie in Gefahr. Wollen Sie das?«
»Sie wissen genau, daß ich das nicht will.«
»Ich habe das Hauptquartier angerufen und eine Bewachung für Josie hier im Krankenhaus organisiert, nur für den Fall, daß Esteban versucht, sie dazu zu benutzen, an Sie heranzukommen.
Aber Sie sind diejenige, die er will. Wenn er nicht hört, daß Sie hier in der Nähe sind, dann denkt er vielleicht, daß Josie für Sie nicht wichtig ist. Ohne Sie ist Josie erheblich sicherer.« Dann fügte er sanft hinzu: »Geben Sie ihr eine Chance, Bess. Sie hat noch einen langen Weg vor sich.«
Bess spürte, wie ihr die Tränen kamen. »Kann doch sein, daß er sie nicht findet.«
»Und wenn doch? Wollen Sie das Risiko eingehen?«
»Sie wird ganz allein sein.«
»Sie wird gut bewacht sein, und außerdem ist sie so ein süßes Baby. Die Krankenschwestern werden den ganzen Tag um sie herumschwirren.«
»Aber ich möchte –« Sie konnte nicht tun, was sie wollte.
Nicht wenn sie wollte, daß Josie in Sicherheit war. »Ich möchte jeden Tag einen Bericht. Haben Sie mich verstanden? Und ich möchte jeden zweiten Tag mit Dr. Kenwood sprechen. Und sorgen Sie dafür, daß sie sicher ist, oder ich schneide Ihnen die Kehle durch, Kaldak.«
»Sie wird sicher sein. Ich gebe Ihnen mein Wort. Vertrauen Sie mir.«
Sie vertraute ihm, erkannte sie überrascht. Wie war es dazu gekommen? Der Marsch durch die Berge, die Nacht, in der er nach der Operation bei Josie geblieben war? Wie auch immer, das Vertrauen war da. Sie stand auf. »Ich möchte mich noch von ihr verabschieden.«
Er nickte. »Zehn Minuten? Ich muß noch ein paar Dinge erledigen.«
Es war albern, sich zu verabschieden, dachte sie, als sie auf Josie hinunterblickte. Das Baby schien nicht einmal zu wissen, daß sie da war. »Ich komme zurück«, flüsterte sie. »Sie werden gut auf dich aufpassen, aber ich muß eine Zeitlang von hier weg.
Ich werde an dich denken.« Es fiel ihr schwer, die Tränen zurückzuhalten. »Du mußt auch an mich denken. Ich weiß, daß du ganz schön beschäftigt sein wirst mit all diesen Ärzten und Krankenschwestern, aber denk dran, daß ich es war, mit der du hierhergekommen bist.«
Sie verlor die Beherrschung und fing selbst an zu weinen.
Blind vor Tränen, lief sie aus dem Zimmer und Kaldak direkt in die Arme.
Er reichte ihr ein Taschentuch. »Alles in Ordnung?«
»Nein.« Sie wischte sich die Tränen ab. »Bringen Sie mich hier raus. Wohin fahren wir?«
»Zum Flughafen. Ein Hubschrauber wartet schon auf uns.«
»Und dann?«
»Atlanta.«
»Zu Ihrem verfluchten sicheren Haus?«
Er schüttelte den Kopf. »Wir sind auf der Durchreise. Ich muß einen Freund treffen, der uns vielleicht helfen kann. Und das sichere Haus ist noch nicht hergerichtet.«
Durchreise. Ihr ganzes Leben war nichts anderes, seit sie in Tenajo angekommen war. »Ich bleibe in keinem sicheren Haus, wenn Sie nicht Emily dahin bringen.«
»Okay, ich verspreche es.« Kaldak öffnete ihr die Tür.
»Sobald wir sie finden.«
Kapitel 7
»Haben Sie überhaupt keine Spur von ihr?« fragte Habin.
»Das ist nicht ganz richtig«, erwiderte Esteban. »Meine Leute haben berichtet, daß sie von einer Kugel getroffen wurde. Wir überprüfen die Krankenhäuser auf jeden, auf den ihre Beschreibung und die des Babys zutrifft.«
»Sonst noch was?«
»Kaldak selbst ist eine Spur. Er ist nach Tenajo zurückgegangen, bevor er Mexiko verlassen hat. Können Sie sich darauf einen Reim machen?«
Schweigen. »Ja.«
»Dann wissen wir also auch, wo er hinwill, stimmt’s?«
»Und wird er sie dorthin bringen?«
»Aber ja, mit ziemlicher Sicherheit. Er wird sie nicht aus den Augen lassen, bis es bestätigt ist. Ich habe veranlaßt, daß
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