Und dann der Tod
eine arme, hilflose Frau wie Bess so ins Messer laufen zu lassen. Das ist unverzeihlich.«
»Es wundert mich, daß er annimmt, ich könnte dich manipulieren«, bemerkte Kaldak zu Bess. »Wir tanzen doch alle nach deiner Pfeife.«
»Ich kann mir schon denken, wie er darauf kommt.« Sie warf einen Blick zum Schlafzimmer. Ramsey mochte ein eigennütziger Scheißkerl sein, aber blöd war er nicht. Er war in ihrem Schlafzimmer gewesen und hatte festgestellt, daß das Bett offensichtlich von zwei Personen benutzt worden war. Ganz sicher dachte er, Kaldak würde eine sexuelle Beziehung benutzen, um sie zu beeinflussen. »Aber er irrt sich.«
»Allerdings.« Kaldaks Blick war auf ihr Gesicht geheftet.
»Völlig.«
»Ich glaube, ich werde mich mal ums Frühstück kümmern.«
Yael erhob sich. »Und da ich nicht kochen kann, werde ich runtergehen ins Café Du Monde und uns eine ordentliche Portion Pfannkuchen machen lassen.« Er sah auf die Uhr.
»Ich werde mir Zeit lassen, aber in ungefähr einer Stunde bin ich wieder da.«
»Sie können ruhig hierbleiben«, sagte Bess.
Aber er war schon weg.
»Heute nacht, das war nicht der Versuch, dich zu benutzen, Bess«, sagte Kaldak.
»Red keinen Stuß.« Sie trat ans Fenster. »Das weiß ich selbst.«
»Warum siehst du mich dann nicht an?«
»Ich fühle mich … unbehaglich. Ich bin nicht an Affären für eine Nacht gewöhnt.«
»Aber um Himmels willen, das ist nicht nur für eine Nacht.«
»Es kann nichts anderes sein«, erwiderte sie zögernd. »Es wäre Unsinn zu glauben, wir beide könnten eine normale Beziehung haben.«
Er saß schweigend hinter ihr. »Ach so, dann hast du mich also auch schon als einen deiner vielen Irrtümer abgehakt? Wie deinen fremdgehenden Ehemann?«
Hatte sie ihm weh getan? O Gott, sie wollte ihm nicht weh tun.
»Es wäre kein Fehler, Bess. Wir wären ein gutes Paar.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Sieh mich an, verdammt noch mal.«
»Es war nicht dein Fehler. Ich war einsam und ich brauchte –«
» Das ist der Fehler.«
»Mach es mir doch nicht noch schwerer, Kaldak«, sagte sie zitternd.
Schweigen.
»Wir werden bestimmt wieder miteinander ins Bett gehen. Wir sind so eng zusammen und merken beide, wie gut das tut. Mach dir keine Sorgen, daß ich dich ins Bett zerre, aber wenn wir da landen, werde ich auch nicht versuchen, es zu verhindern.« Sie hörte, wie er aufstand. »Ich gehe unter die Dusche. Dein Geruch ist noch an mir, und das macht mich verrückt.«
Die Spannung fiel auch dann nicht von ihr ab, als er schon verschwunden war. Seine letzten Worte ließen die vergangene Nacht wieder über sie hereinstürzen. Einfach nicht dran denken.
Sie hatte das Richtige getan. Sie konnte sich jetzt nicht ablenken lassen. Sie konnte jetzt nicht über Kaldak nachdenken.
Sie durfte Emily nicht vergessen.
»Sind Sie sicher, daß er ein fähiger Mann ist?« fragte Habin scharf. »Ich glaube doch, daß einer meiner eigenen Leute besser gewesen wäre. Ihre Loyalität ist nicht käuflich.«
Estebans Hand umklammerte den Hörer. Diese Art Loyalität wollte Esteban gerade vermeiden. Er hatte soviel Zeit darauf verwendet, Jeffers aufzutreiben, weil er genau wußte, daß er keinen von Habins Leuten unter Kontrolle hätte. Fanatiker ließen sich nicht bestechen und einschüchtern.
»Jeffers ist hervorragend, und Ihre Leute sind zu schade für diese Aufgabe. Sie werden von den Behörden der Vereinigten Staaten gesucht, Sie brauchen Ihre Leute zum eigenen Schutz.
Ich hoffe, Sie haben eine sichere Unterkunft gefunden?«
»Eine Farm in der Nähe von Kansas City. Und was ist mit Ihnen? Sie fahren von Motel zu Motel, und niemand hält Ihnen den Rücken frei.«
»Ich bin es gewöhnt, auf mich selbst aufzupassen. Ich riskiere es lieber nicht, verraten zu werden. Das kann immer passieren.«
»Und die Frau? Wenn meine Leute hinter ihr hergewesen wären, würde sie nicht mehr leben.«
Estebans Lächeln verschwand. »Kaldak kannte alle Ihre Leute.
Und sie kannten ihn. Das hätte Schwierigkeiten gegeben.«
Kaldak hätte alles aus ihnen herausgequetscht. De Salmo hatte sich als unfähig erwiesen, war aber wenigstens nicht erwischt worden. »Es wird Sie freuen, daß ich beschlossen habe, die Überwachung der ganzen Sache jetzt selbst in die Hand zu nehmen.«
»Ich kann noch nicht weg. Ich brauche noch drei Tage.«
»Die können Sie haben.« Er legte den Hörer auf.
Drei Tage.
Esteban spürte die Anspannung in seinen Schultern. Er schüttelte sich, um
Weitere Kostenlose Bücher