Und dann der Tod
flüsterte Marta. »Ich wollte, daß er zu einer Bar-Mizwa-Feier geht. Obwohl ich spürte, wie müde er war, ließ ich ihm keine Ruhe.«
Kaldak umfaßte ihre Hand.
»Ich dachte, es wäre wichtig.« Ihr liefen die Tränen herunter.
»Ich habe wirklich geglaubt, eine verdammte Bar-Mizwa wäre wichtig.«
»Das war auch wichtig«, sagte Kaldak weich.
»Ich hätte – Oh, Mist.« Sie barg ihr Gesicht an seiner Brust.
»Warum habe ich nicht den Mund gehalten?«
Herrgott, das machte ihn fertig. »Ihr hattet sechzehn gute Jahre miteinander. Ed hat dich geliebt. Es war ihm egal, daß –«
»Ich wollte ein Kind. Deshalb ist er gestern abend nach Hause gekommen. Ich hatte meinen Eisprung. Er hätte im Forschungszentrum bleiben sollen. Da wäre er in Sicherheit gewesen.« Sie hob den Kopf. »Es ist verrückt. Es ergibt alles keinen Sinn. Er war Wissenschaftler. Niemand ermordet einen Wissenschaftler. Das passiert nur Politikern, Predigern oder Mafia-Bossen. Aber nicht Männern wie Ed.«
»Hat schon jemand deiner Familie Bescheid gesagt?«
»Ich habe meine Schwester gebeten, nicht zu kommen. Sie hat sich mit Ed nicht verstanden.«
»Und sonst jemand?«
»Meine Mutter kommt mit dem Flugzeug von Rhode Island.«
Sie schob ihn weg und richtete sich auf. »Es tut mir leid, daß ich dich in Verlegenheit bringe. Du weißt nicht, was du machen sollst. Ich weiß verdammt noch mal selbst nicht, was ich machen soll.«
»Du bringst mich nicht in Verlegenheit.«
»Doch. Du wußtest nie, wie du damit umgehen sollst, daß –«
Sie zögerte. »Das, woran er gearbeitet hat, war der Grund, stimmt’s? Ging es um das Zeug, das er für dich untersuchen sollte?«
»Ja.«
»Und deswegen wurde er getötet?«
»Ja.«
»Er war dein Freund«, flüsterte sie. »Warum?«
»Es war wichtig.«
»Wichtig genug, um dafür zu sterben?«
Jedes ihrer Worte war wie ein Peitschenhieb. »Ich dachte, er wäre in Sicherheit, Marta.«
»Er war nicht in Sicherheit.« Sie wiegte sich vor und zurück.
»Er war nicht in Sicherheit. Es war ein Fehler. Du hast einen Fehler gemacht.«
»Ich weiß«, sagte er mit belegter Stimme. »Du hast recht.«
»Und ich auch. Ich habe einen furchtbaren Fehler gemacht.«
»Du hast keinen Fehler gemacht. Daß du ihn gebeten hast, mit zur Bar-Mizwa zu gehen, hat er bestimmt nicht als Nörgelei empfunden.«
»Nein, das ist es nicht. Es ist wegen dem Baby. O Gott, was ist, wenn ich jetzt ein Baby bekomme?« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich könnte es nicht ertragen«, flüsterte sie.
»Es würde mich umbringen. Ich könnte es nicht ertragen, ein Baby zu bekommen, ohne daß Ed da ist.«
»Was ist jetzt mit dem Projekt?« fragte Ramsey, als Kaldak auf dem Weg zum Flughafen von Atlanta seinen Anruf entgegennahm.
»Das Team hat einen Schock erlitten, aber sie geben sich größte Mühe, sich neu zu organisieren. Donovan wird die Leitung übernehmen, aber einige Papiere wurden bei dem Anschlag mit vernichtet.«
»Wie weit sind sie zurückgeworfen worden?«
»Ich weiß es nicht. Aber Donovan ist ein fähiger Mann, und er wirkt zuversichtlich.«
Er wünschte, er hätte etwas Positiveres zu vermelden.
Damit hatte Ramsey den Schlüssel gefunden, mit dem er Bess dazu bewegen konnte umzuziehen, und Kaldak wappnete sich für die Auseinandersetzung.
Keine Auseinandersetzung. Ramsey wechselte das Thema.
»Ich habe Neuigkeiten von unserem Mann, der Morrisey auf der Spur ist. Vor einer Woche hat das Majestic Hotel in Cheyenne seine Kreditkarte überprüft. Wir haben bei dem Hotel nachgefragt; ein John Morrisey ist immer noch registriert.«
Die Information ließ Kaldaks Puls höher schlagen.
»Sie könnten direkt von Atlanta aus hinfliegen«, fuhr Ramsey fort. »Ich dachte, Sie würden ihn sich vielleicht persönlich schnappen wollen.«
Er wollte wirklich fliegen. Verdammt, er konnte es kaum abwarten. Morrisey könnte der Schlüssel zu Esteban sein, und er befürchtete, daß er Ramseys Leuten durch die Lappen gehen könnte.
Aber das würde bedeuten, daß Bess …
»Ich kann Bess zur Zeit nicht alleine lassen. Wenn ich wieder in New Orleans bin, werde ich Yael bitten, sich Morrisey vorzuknöpfen.«
In der Leitung herrschte Schweigen. »Also gut, falls Sie Ihre Meinung ändern, dann lassen Sie es mich wissen.«
»Ich werde meine Meinung nicht ändern.« Er legte den Hörer auf. Ramseys Nachgiebigkeit machte ihn stutzig. Normalerweise war Kaldak in der Lage, Ramseys Reaktionen vorherzusehen, aber diesmal
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