Und dann gabs keines mehr
von den letzten Schulwochen. «Wenn ich doch nur eine Stelle an einer anständigen Schule kriegen könnte.»
Aber dann spürte sie, wie ihr kalt ums Herz wurde, und sie dachte: «Ich kann von Glück sagen, dass ich wenigstens diese Stelle habe. Die Leute mögen keine gerichtlichen Untersuchungen, auch wenn der Richter mich von jeder Schuld freigesprochen hat.»
Er hatte sie sogar für ihre Geistesgegenwart und ihren Mut gelobt, erinnerte sie sich. Die Verhandlung hätte nicht besser laufen können. Und Mrs. Hamilton war ihr gegenüber die Freundlichkeit selbst gewesen – nur Hugo – aber sie wollte nicht an Hugo denken.
Plötzlich fröstelte sie, trotz der Hitze im Abteil, und sie wünschte, sie würde nicht ans Meer fahren. Ein Bild stieg klar vor ihr auf. Cyrils Kopf, der auf- und abtauchte, als er auf den Felsen zuschwamm, auf und ab, auf und ab… Und sie selbst, wie sie ihm mit lockeren, geübten Zügen hinterherschwamm – sich ihren Weg durch das Wasser bahnte und doch wusste, viel zu gut wusste, dass sie nicht rechtzeitig ankommen würde…
Das Meer – sein tiefes warmes Blau – die Vormittage, ausgestreckt auf dem Sand – Hugo – Hugo, der gesagt hatte, dass er sie liebte…
Sie durfte nicht an Hugo denken…
Sie öffnete die Augen und musterte den Mann, der ihr gegenübersaß. Ein großer Mann mit gebräuntem Gesicht, hellen, nah beieinander stehenden Augen und einem arroganten, fast grausamen Mund.
«Ich wette, er ist weit herumgekommen in der Welt und hat schon viel gesehen», dachte sie bei sich.
III
Philip Lombard schätzte die junge Frau ihm gegenüber in Sekundenschnelle mit einem Blick aus wachen Augen ein.
«Ganz attraktiv», dachte er. «Vielleicht ein bisschen lehrerinnenhaft.»
Eine Frau mit guten Nerven, vermutete er – eine, mit der zu rechnen war – in der Liebe wie im Krieg. Er würde es gern einmal mit ihr aufnehmen…
Er runzelte die Stirn. Nein, schlag dir das aus dem Kopf. Das hier ist Geschäft. Er musste seinen Kopf für die Arbeit frei haben.
Worum genau ging es hier eigentlich, fragte er sich. Der kleine Mann hatte verdammt geheimnisvoll getan.
«Greifen Sie zu, oder lassen Sie es, Captain Lombard.»
Er hatte nachdenklich gefragt:
«Hundert Guineas, ja?»
Er hatte das ganz lässig gesagt, als ob ihm hundert Guineas egal wären. Hundert Guineas, wo er nicht wusste, wovon er die nächste Mahlzeit bezahlen sollte! Er hatte vermutet; dass er dem kleinen Mann trotzdem nichts vormachen konnte.
«Und Sie können mir keine weiteren Informationen geben?», hatte er in dem gleichen lässigen Ton gefragt.
Mr. Morris hatte entschieden seinen kleinen, kahlen Kopf geschüttelt.
«Nein, Captain Lombard, das sind die Konditionen. Mein Klient hat gehört, dass Sie den Ruf haben, ein guter Mann für schwierige Jobs zu sein. Ich bin bevollmächtigt, Ihnen hundert Guineas auszuzahlen. Als Gegenleistung werden Sie nach Sticklehaven in Devon reisen. Die nächste Bahnstation ist Oakbridge, dort wird man Sie erwarten und nach Sticklehaven fahren, wo ein Motorboot Sie weiter nach Nigger Island bringen wird. Dort halten Sie sich für meinen Klienten zur Verfügung.»
«Für wie lange?», hatte Lombard sofort gefragt.
«Nicht länger als eine Woche, höchstens.»
Captain Lombard befingerte seinen schmalen Oberlippenbart.
«Sie verstehen, dass ich nichts Ungesetzliches tun kann.»
Während er sprach, warf er einen scharfen Blick auf sein Gegenüber. Ein schwaches Lächeln umspielte Mr. Morris’ Lippen, als er mit Nachdruck antwortete:
«Sollte von Ihnen irgendetwas Ungesetzliches verlangt werden, so haben Sie selbstverständlich jederzeit die Freiheit, sich zurückzuziehen.»
Dieser verdammte kleine Wicht hatte dazu gelächelt. Ganz so, als wüsste er sehr gut, dass bei Lombards früheren Aktionen die Einhaltung von Recht und Gesetz nicht immer eine conditio sine qua non gewesen war…
Lombards Lippen weiteten sich zu einem Grinsen.
Himmel auch, ein- oder zweimal war er verdammt hart am Wind gesegelt. Aber er war damit immer noch durchgekommen. Es gab nicht viel, vor dem er zurückschreckte.
Nein, es gab nicht viel, vor dem er zurückschrecken würde. Er würde sich auf dieser Insel gut amüsieren, davon war er überzeugt.
IV
In einem Nichtraucherabteil saß Miss Emily Brent, sehr aufrecht, wie es ihre Art war. Sie war fünfundsechzig und billigte nicht, dass man sich gehen ließ. Ihr Vater, ein Oberst der alten Schule, hatte Wert auf Haltung gelegt.
Die
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