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Und dann gabs keines mehr

Und dann gabs keines mehr

Titel: Und dann gabs keines mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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heutige Generation war schamlos lax – in ihrem Verhalten, und überhaupt…
    Eingehüllt in eine Aura von Rechtschaffenheit und eisernen Prinzipien saß Miss Brent in ihrem überfüllten Dritter-Klasse-Abteil und triumphierte über den mangelnden Komfort und die Hitze. Heutzutage stellte sich jeder so schrecklich an. Die Leute verlangten Spritzen, bevor sie sich die Zähne ziehen ließen; sie nahmen Tabletten, wenn sie nicht schlafen konnten; und sie wollten bequeme Sessel und Kissen – und die Mädchen fanden nichts dabei, ihren Körper zur Schau zu stellen und im Sommer halb nackt am Strand herumzuliegen.
    Miss Brent presste die Lippen zusammen. Sie würde manchen Leuten zu gern einmal zeigen, wo’s langging.
    Sie dachte an die Sommerferien im vergangenen Jahr. Dieses Jahr würde es völlig anders sein. Nigger Island.
    In Gedanken las sie den Brief, den sie so oft gelesen hatte, noch einmal.
     
    Liebe Miss Brent,
    Sie erinnern sich hoffentlich noch an mich? Wir waren vor ein paar Jahren im August zusammen im Belhaven Guest House, und wir haben uns so gut verstanden.
    Ich eröffne eine eigene Pension auf einer Insel vor der Küste von Devon. Ich glaube, es gibt einen Bedarf für einen Ort, wo man einfach und gut essen kann und nette, gepflegte Menschen trifft. Ohne Nackte und nächtelanges Grammophongedudel. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie es möglich machen könnten, Ihre Sommerferien auf Nigger Island zu verbringen – völlig gratis – als mein Gast. Würde der frühe August Ihnen passen? Vielleicht der achte?
    Mit freundlichem Gruß
    U.N.O.
     
    Wie war der Name? Die Unterschrift war ziemlich schwer zu lesen. «So viele Leute unterschreiben völlig unleserlich», dachte Emily Brent gereizt.
    Sie ließ die Gäste aus Belhaven in ihrem Kopf noch einmal Revue passieren. Zwei Sommer hintereinander hatte sie dort verbracht. Da war diese nette Dame mittleren Alters – Miss – Miss – wie hieß sie denn bloß? Ihr Vater war ein Kirchenmann gewesen. Und dann hatte es dort noch eine Mrs. Olten gegeben. Olten – Ormen – nein, jetzt hatte sie es. Oliver. Ja – Oliver.
    Nigger Island! Irgendetwas über diese Insel hatte doch in der Zeitung gestanden – etwas über einen Filmstar – oder einen amerikanischen Millionär?
    Natürlich wurden solche Objekte manchmal sehr billig verkauft – Inseln waren nicht für jedermann. Die Leute fanden die Vorstellung romantisch, aber wenn sie selbst dort lebten, lernten sie die Nachteile kennen und verkauften nur zu gerne wieder.
    «Ich werde jedenfalls gratis Ferien bekommen», dachte Miss Brent.
    Da ihr Einkommen zurückgegangen war und so viele Dividenden nicht ausbezahlt wurden, war das in der Tat ein Angebot, das Beachtung verdiente. Wenn sie sich nur ein bisschen besser an diese Mrs. – oder war es Miss? – Oliver erinnern könnte!
     

V
     
    General MacArthur sah aus seinem Abteilfenster. Der Zug fuhr gerade in Exeter ein, wo er umsteigen musste. Diese verfluchten Bummelzüge. Dabei war diese Insel nur einen Katzensprung entfernt.
    Er hatte keine Ahnung, wer dieser Owen war, ein Freund von Spoof Leggard wahrscheinlich – und von Johnnie Dyer.
    «Ein paar von unseren alten Kumpeln werden kommen – wollen über alte Zeiten plauschen.»
    Nun, ein Plausch über alte Zeiten würde ihm Spaß machen. In der letzten Zeit hatte er den Eindruck, dass die alten Kumpel ihm eher aus dem Weg gingen. Alles wegen dieser verdammten Gerüchte. Himmel auch, das war ziemlich hart – fast dreißig Jahre war das jetzt her. Armitage hatte vermutlich geredet. Dieser junge Spund. Was wusste der denn schon darüber? Schluss damit, es brachte nichts, noch weiterzugrübeln. Manchmal bildete man sich Sachen ein – bildete sich ein, dass ein Kumpel einen schief ansah.
    Er war auf jeden Fall gespannt auf die Insel. Was man da so alles hörte, jede Menge Klatschgeschichten. Sah ganz so aus, als wär was dran an dem Gerücht, dass die Flotte oder das Kriegsministerium oder die Luftwaffe sie sich unter den Nagel gerissen hatte…
    Der junge Eimer Robson, der amerikanische Millionär, hatte das Haus gebaut. Tausende da hineingesteckt, wie man hörte. Jeder nur vorstellbare Luxus…
    Exeter! Und eine Stunde Aufenthalt! Er wollte aber nicht warten. Er wollte vorwärts kommen…
     

VI
     
    Dr. Armstrong steuerte seinen Morris durch die Ebene von Salisbury. Er war sehr müde. Der Erfolg forderte seinen Tribut. Es hatte eine Zeit gegeben, wo er in seinem Sprechzimmer in der Harley Street

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