Und dann kam Ute (German Edition)
Theke. Ich war entzückt. So etwas sah man nicht alle Tage. Eine echte Augenweide, eine Cremeschnitte, so süß wie Milch und Honig, die Haut, so zart wie Samt und Seide. Aber Vorsicht, Männer! So einen Diamanten kannst du nicht einfach stumpf anbaggern. Da ist Stil gefragt, Stil und Finesse. Savoir-vivre, eine goldrichtige Melange aus Philosophie, Lebenserfahrung und Herzblut. Die richtigen Worte wollen wohlüberlegt sein, um eine Königin zu erobern. Wer nur seinem schlichten Instinkt folgt, kommt nicht ans Ziel. Wie sagte schon Voltaire so treffend: Die Ehrgeizigen und die Wollüstigen haben selten Zeit zu denken. Oh Frankreich, l’amour, toujours, à Paris, dans la nuit … au sacre cœur! Natürlich, das war die Lösung! Mit Französisch würde ich mein knuspriges Baguette am schnellsten in den Ofen befördern.
Ich flüsterte ihr mit heiserem Raunen von hinten ins linke Ohr: «Bonjour, mon amour. Mon petit dejeuner. Moi, le président du défloration, je t’adore! Baise moi … ce soir!»
Erschrocken drehte sie sich um.
«Was soll der Mist? Was willst du?»
Na bitte. Klappt doch. Siegesgewiss setzte ich zum finalen Todesstoß an: «Zu dir oder zu mir?»
Sie grinste über beide Ohren und zeigte mir den Ring an ihrem Finger.
«Tut mir leid, du edler Lockenritter, aber mir geht’s wie der Ado-Gardine. Goldkante, seit sechs Jahren betreutes Wohnen, verheiratet.»
Das durfte doch nicht wahr sein! Okay, manchmal muss man deutlich werden.
«Mich stört es nicht, Chérie!»
Sie lächelte wie eine Sphinx. Da ging vielleicht doch noch was.
«Aber mich. Ich glaub noch an Werte wie Ehe, Treue und gegenseitiges Vertrauen.»
Ich seufzte resigniert.
«Du hast Langeweile vergessen.»
Rums, da war die Tür zu. Das war wohl ein Wort zu viel. Für alle Fälle gab ich ihr meine Karte und schob hastig ein versöhnliches «Falls du doch mal Lust bekommst» hinterher. Ich trank noch in Ruhe meinen Kakao aus und machte mich auf den Weg. Als ich gerade auf der A2 Richtung Oberhausen fuhr, klingelte mein Handy: «Lady Goldkante hier. Wo bist du denn geblieben? Erst einen auf Grandseigneur de Camembert machen, und dann haust du plötzlich beleidigt ab. Also, falls du gerne halten möchtest, was du mir versprochen hast, dann komm zum Mozartweg 7a. Hier wird gleich die Zauberflöte in drei Akten aufgeführt … mit dir in der Hauptrolle.»
Zehn Minuten später hatte ich Birkel auf nächsten Sonntag vertröstet und parkte meinen dampfenden Boliden im Mozartweg. Spießercity, Endstation Reihenhaussiedlung. Aber immerhin ganz nett gemacht. Ich griff ins Handschuhfach: Bingo. Seit «Shades of Grey» hatte ich immer ein kleines Erste-Hilfe-Lustpaket im Wagen – ein paar Wäscheklammern, Kabelbinder und eine edle Flasche Stolzenfels Sekt, halbtrocken. Jetzt konnte es von mir aus losgehen. Wie ein schwarzer Panther sprang ich mühelos die zwei Treppenstufen hoch. Die Haustür war nur angelehnt. Ich glitt ins Halbdunkle. Gedämpfte Musik. «Sadeness», Enigmas musikalische Referenz an den Marquis de Sade. Mir kräuselten sich die Nackenhaare. Eine Teelichterstraße führte mit getrockneten Nelken- und Rosenblättern bis ins Schlafzimmer. Ich jubilierte innerlich. Das alles roch ja nach einem gepflegten Exorzismus. Na warte, du Luder. Ein diabolisches Grinsen huschte über mein Gesicht, und ich dachte: Schröder, du Satanas Erotica. Wieder alles richtig gemacht!
Als ich ins Schlafzimmer kam, lag sie nur mit einem Hauch von schwarzem Seidentuch bedeckt auf dem Bett, schön und verführerisch wie Aphrodite, die Schaumgeborene, bereit, mit mir den Lustpfad bis zum Hades hinunterzuschreiten. Kaum lag ich in meiner ganzen Pracht neben ihr und fing auf ihren ausdrücklichen Wunsch an zu fummeln, hörte ich eine leise Stimme: «Mama, Mama!» Ich schaute sie verwundert an.
«Hast du mich gerade Mama genannt?»
«Nein, das ist nur das Babyphon. Der Kleine schläft nebenan.»
Ich zuckte nervös zusammen.
«Waaas? Ein Kind, nebenan? Ja, äh, musst du da nicht hin?»
Sie antwortete nicht und wanderte mit dem Mund Richtung tropischer Regenwald. Ich erschauerte. Endlich ein würdiger Gegner! Ich wollte gerade inbrünstig aufstöhnen, da tönte es lauter aus dem Babyphon:
«Mama, Mama! Maaamaaa!»
Ich war irritiert und schaltete automatisch auf halbhart.
«Willst du nicht lieber hingehen? Ich kann so nicht, das macht mich nervös.»
«Jetzt stell dich nicht so an, da passiert nix. Mein Mann liegt doch daneben. Wenn der gleich
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