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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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Sünde sein?»
    Ich war schlicht und ergreifend überfordert. Ich beschloss, die Dinge einfach weiterlaufen zu lassen, und hoffte, dass sich schon alles von alleine regeln würde. Kommt Zeit, kommt Rat.

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    20.
    Schneeflöckchen, Weißröckchen
    E he ich mich’s versah, ging es stramm auf Weihnachten zu. Ute und ich verstanden uns wieder prima, wir hatten die alte Lässigkeit im Umgang wiedergefunden. Zu Nikolaus hatte ich mir etwas ganz Besonderes für sie ausgedacht: Ich schenkte ihr einen Gutschein für ein Wellness-Wochenende im «Savoy Hotel Köln». Das «Savoy» ist ein legendäres Künstlerhotel, und an der Bar dieses charmanten Hauses trifft man zu jeder Zeit bekannte Vertreter des fahrenden Volkes: Schauspieler, Musiker, Schriftsteller. Sag einen – war da! Mit wem hatte ich an der gemütlichen Hotelbar nicht schon alles unvergessliche Momente des Glücks erlebt! Von Olli Dittrich, dem großen Charakterdarsteller und Vogelstimmenimitator, bis hin zur bezaubernden Ulrike Folkerts, die an der Theke Kostproben aus ihrer herrlich verschrobenen Detektivserie «Bella Block» darbot. Es gibt immer ein großes Hallo, wenn es sich die beiden hochattraktiven Chefinnen der Künstlerherberge mal wieder nicht nehmen lassen, eine exklusive Runde «Berliner Weiße mit Schuss» zu spendieren.
    Auch der Wellnessbereich in den beiden Untergeschossen ist eine Klasse für sich. Man fühlt sich dort wie in einer luxuriösen japanischen Tempelanlage. Tolle Massagen, Beauty-Kuren und ein edles Ambiente, das seinesgleichen sucht. Ja, das würde meiner Ute guttun. Ein Wochenende nur für sie zum Genießen! Jede alleinerziehende Mutter wird das verstehen. Ich habe wirklich den größten Respekt vor Frauen, die berufstätig sind und sich in der Erziehung ihrer Brut alleine durchschlagen müssen. Das kostet viel Kraft und Energie.
    Wie immer in der Adventszeit lief Ute auf der letzten Rille. Das machte mein Geschenk noch attraktiver. Außerdem hatte ich einen Joker in der Hinterhand: Ich hatte mir vorgenommen, höchstpersönlich auf meinen kleinen Freund Philipp aufzupassen. Er sollte bei mir übernachten, dafür war er jetzt alt genug. Wurde Zeit, dass der Junge mal aus dem Frauenhaushalt rauskam, sonst würde er noch irgendwann anfangen, «Filly»-Pferdchen zu sammeln oder sich beim Ballett anzumelden.
    Stolz stand ich also am Nikolausabend in Utes Küche und präsentierte ihr meinen selbstgemalten Gutschein. Sie war erst außer sich vor Freude. Aber sofort verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck, weil ihr einfiel, dass sie ja nicht wusste, wer auf den Kleinen aufpassen sollte. Darauf hatte ich gewartet: «Uuute, das ist ja gerade der Clou. Der Bengel pennt bei mir! Wir machen mal ein richtig schönes Männerwochenende ohne Mama!»
    «Ja, gut gemeint, Atze, aber Philipp muss am Sonntagmorgen zum Adventssingen auf den Weihnachtsmarkt.»
    «Ja und? Ist doch kein Problem. Alles easy. Das regel alles ich. Da brauchst du dich gar nicht drum zu kümmern.»
    Ute blieb skeptisch, aber mein Angebot war einfach zu verlockend. Philipp war ja auch kein Baby mehr. Der Junge war mit seinen viereinhalb Jahren wirklich ein Pfundskerl und total unkompliziert. Ob Oma Maria, Kati, Hajo – ja selbst bei Gomera-Gerd fühlte der Junge sich pudelwohl und brachte in allen nur das Beste zum Vorschein.
    «Ute, ich kenn das Kind jetzt von Geburt an und bin nach seiner Oma und dir ja wohl ganz klar die Nummer drei in seinem Herzen. Jetzt bleib mal locker und lass auch mal los.»
    Damit war die Sache gebongt. Am nächsten Wochenende sollte die Sache steigen. Philipp freute sich wie ein Schneekönig und schlief vor Aufregung kaum noch. Er zählte die Tage und fragte Ute hundertmal, wann sie denn endlich fahren würde. Auch ich war ein bisschen aufgeregt und bereitete akribisch den Staatsbesuch meines kleinen Freundes vor. Ich ließ es mir nicht nehmen, in der Schreinerei Siebert ein Porsche-911-Kinderbett bauen zu lassen. Ausnahmsweise nutzte ich mal meinen Promistatus aus und bestellte bei der Sony-Zentrale in Berlin die neue PlayStation 6.
    Bei der Metzgerei Ummelmann orderte ich zwanzig Frikadellen und zwölf panierte Schnitzel. Der Junge sollte sich endlich mal wieder richtig satt essen. Bei Ute kriegte der doch nur Tofu-Nogger und zugluftgedünstete Gemüsemedaillons.
    Kaum saß Mama Ute im Zug nach Köln, stand mein kleiner Freund breitbeinig in seinem Sponge-Bob-Schlafanzug bei mir in der Küche und verkündete: «Atze, ich hab

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