Und dann kam Ute (German Edition)
da Bio nennst, und Anthroposophie nicht kennst? Kannst du immer nur alles runterputzen und lächerlich machen? Sich ernsthaft mit etwas zu beschäftigen, dafür reicht es wohl bei dir nicht. Aber Hauptsache, es reicht für ein dummes Witzchen.»
Sie war stinksauer. Und ich laberte wirklich ziemlich viel Blech. Vor allem hörte ich nicht auf damit: «Ja sicha, Ute, alles klar. Ich bin ja nur der böse Witzeonkel, genau. Aber tut mir leid, ich lauf eben keiner Ideologie hinterher. Ich bin da eher wie Pippi Langstrumpf. Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.» Kopfschüttelnd hörte sie mir zu.
«Na bitte, da sagst du es doch selber. Du bist und bleibst ein großes Kind. Unfähig, erwachsen zu werden.»
«Nein, Ute, gerade weil ich erwachsen bin , halte ich mich nicht an irgendwelche beknackten Kindergartenregeln. Ich bin ein Freigeist. Alles, was ich mache, geht auf meinen eigenen Deckel. Ich schulde niemandem etwas, und ich hab für alles bar bezahlt.»
Ute lachte bitter und stand ruckartig auf. Ihre Augen schimmerten verdächtig. Aber ihre Stimme war schneidend und kalt: «Oh ja, da reitet er wieder. Weißt du was, ich kann das echt nicht mehr hören. Der einsame Cowboy, der sich nicht umdreht. Ich darf dich vielleicht kurz dran erinnern, dass du nach unserem Abend gegangen bist. Du machst hier auf große Freiheit, aber ich hab ein Kind und Verantwortung. Weißt du was, fahr alleine in deinen Bio Parc und such dir jemand anderes zum Spielen.»
Auf einmal war ich zutiefst bestürzt. Eine Woge der Niedergeschlagenheit raubte mir mit einem Schlag meine komplette Kampfeslust.
«Ute, ich hab es doch nur gut gemeint. Ich hatte mich einfach auf die Zeit mit euch gefreut. Stattdessen sitzen wir hier und schlagen uns die Köppe ein. Das will ich doch gar nicht, dazu seid ihr beide mir doch viel zu wichtig. Komm schon. Es tut mir leid. Bitte, Ute – kannst du mir nicht den Gefallen tun und deine andere Verabredung absagen?»
Auch ihr war der Schreck über unseren Streit anzusehen. Müde wandte sie sich ab und murmelte: «Nein, kann ich nicht. Thorsten hat nur dieses Wochenende Zeit. Wir sehen uns dann.»
Sie schob den Stuhl an den Küchentisch und ging zur Tür. Ich verstand gar nichts mehr. «Wer zur Hölle ist – Thorsten?»
Sie drehte sich noch einmal um und schaute mir ernst ins Gesicht: «Philipps Vater.»
Dann ging sie, und die Tür fiel kalt ins Schloss. Thorsten! Natürlich, Thorsten. Da war er wieder. Ich hatte es damals im Wartezimmer befürchtet, und nun war es passiert. Der weiße Hai war aufgetaucht, und er hatte mich eiskalt erwischt. Ich stand auf, nahm die halbvolle Flasche Wodka aus dem Kühlschrank und setzte sie direkt an den Hals. Schweren Schrittes schleppte ich mich ins Wohnzimmer und haute mich aufs Sofa. Und trank. Kühl floss der Alkohol meine Kehle hinunter. Ich hörte erst auf zu schlucken, als der letzte Tropfen aus der Flasche kullerte …
Vier von den Schweinen schlachtete ich vor seinem Hauptquartier. Dem ersten brach ich lautlos das Genick. Bevor zwei und drei ihre Pistolen hochreißen konnten, verursachte meine .45er Magnum mit ihrem verfickten Gehirnbrei eine Riesensauerei auf der Tür. Nummer vier erwischte ich mit einem mühelosen Dropkick am Kehlkopf. Er taumelte und hielt sich mit weit aufgerissenen Augen den Hals. Ich fingerte in meiner Hosentasche, warf ihm mein letztes Wick Blau zu und sah ihm verächtlich beim Sterben zu. Was für ein Lappen! Ich spuckte ihm in seine widerwärtige Fratze und stieß seinen leblosen Körper mit der Stahlspitze meiner handgenähten Diavolo-Boots zur Seite. Ich klingelte zweimal – nichts passierte. Entschlossen knöpfte ich mir die alarmgesicherte Eingangstür vor, nahm meine goldene Rossmann-Paybackkarte, hebelte sie hinter den Schlossknauf, und knack, warf ich die kaputte Karte weg und trat brutal gegen die Tür. Das Sicherheitsschloss barst in tausend Einzelteile, und ich war drin. Vorsichtig checkte ich die Lage. Die Ratten hatten sich anscheinend im Obergeschoß verschanzt. Giftiger als die giftigste Kobra glitt ich die Stufen empor. Geschmeidig rollte ich mich über die Schulter ab und sicherte die ersten drei Türen. Hinter der letzten saßen Ute und Philipp geknebelt und an die Heizung gefesselt. Ich war zutiefst angewidert: So was gab es früher nicht, dass man sich an Frauen und Kindern vergriff. Aber das hier war nicht mehr die gute alte Zeit, in der Frankie Lugano und die Bottelli-Brüder noch das Sagen hatten. Ich hatte
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