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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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Heiland aus der Krippe. Der soll lieber aufhören!», sagte ich zu ihm.
    Zwecklos. Der Idiot brüllte weiter. Wahrscheinlich hatte er mich noch nicht mal gehört, geschweige denn bemerkt.
    Auf der anderen Seite echauffierte sich völlig enthemmt eine fettleibige Schweinemett-Tinkerbell. Zarte 135 Kilo in schmucken «Takko»-Leggins.
    «Shania, Shania, schön nach die Mama gucken. Nimm den Finger aus der Nase … aus der eigenen! Shania! Shaaania! Nache Mama gucken!»
    Es kam noch besser. Direkt vor mir fing ein gefühlsseliger Russe an zu dröhnen: «Valeria, Valeria, singst du sa schän für die Papa. Schnäääflokchen, kommst du gäääschneit! Sa schän!»
    Unglaublich. Nach zehn Minuten war der Spuk vorbei, und wir konnten die Kinder neben der Bühne abholen. Rüde schubste mich der Asi zur Seite und brüllte seinem armen Kind direkt ins Gesicht: «Jason, du Versager! Du musst lauter singen! So kommste nie zum Bohlen!»
    Der Russe hatte Tränen der Rührung im Gesicht.
    «Valeria, hast du sa schän gesungen. Schnäääflokchen, kommst du gäääschneit! Schnäääflöckchen, Röckchen kommst gäääschneit! Sa schän. Valeria, warst du Beste von allen bei Schnäääflöckchen, kommst du gäääschn…»
    Seine lautstark vorgetragenen Lobeshymnen nervten so ziemlich alle Umstehenden. Die Dicke blaffte ihn säuerlich von der Seite an: «Hören Se mal, dat ist falsch, was Sie der Kurzen da erzählen. Wir sind hier in Deutschland. Dat heißt hier: Schneeflöckchen, Weißröckchen, wann kommst du geschneit. Nicht ‹kommst du geschneit›, sondern ‹wann kommst du geschneit›. Genau wie es unsre Shania gesungen hat.»
    Der Russe guckte die Matrone fragend an und meinte nur achselzuckend:
    «Sag ich doch. Schnäääflöckchen, kommst du gäääschneit.»
    Das war zu viel für Miss Piggy. Wie von der Tarantel gestochen schwallerte sie auf den Iwan ein und wiederholte unablässig ihre absurde Forderung, er solle den Text endlich richtig aufsagen. Das konnte nicht gutgehen. Irgendwann verliert selbst der leidgeprüfteste Russe seine Geduld.
    «Dicke Frau, was weißt du von Schnäääflöckchen? Guck dich an, singst du besser von Glääätscherspalte.»
    Das bedeutete Krieg. Die Dicke schlug wie wild auf den Russen ein, der seinerseits versuchte, sich den prügelnden Schwartenbagger vom Leibe zu halten. Mehrere Eltern mischten sich ein, bekamen sich auch in die Köppe und bölkten lautstark durcheinander. Was für ein Theater! Tumulte, Vorwürfe, Gebrüll und Niedertracht direkt vor der festlich geschmückten großen Krippe mit dem Tannenbaum.
    Ich brachte Philipp erst einmal in Sicherheit und ließ ihn zwanzig Runden Autoscooter fahren. Dann verputzten wir jeder eine Crêpe mit dick Nutella drauf, bevor ich den glücklichen Strahlemann schließlich nach Hause brachte. Ute war mittlerweile frisch erholt aus Köln wiedergekommen und total begeistert, wie problemlos alles geklappt hatte.
    Ich trank eine schnelle Tasse Kaffee mit ihr in der Küche, dann machte ich mich wieder auf den Weg. Ich wollte noch zur Party von meinem alten Kumpel Birkel, dem Geschäftsführer des «69».
    Da ich aber etwas früh dran war und mir zugegebenermaßen das Fell juckte, dachte ich bei mir: «Schröder, fahr doch noch mal auf den Weihnachtsmarkt. Es sind ja nicht nur Familien unterwegs. Das ein oder andere Stöckelwild steht bestimmt ganz alleine und verloren an der Glühweintränke. Da gehört es sich für den mächtigen 16-Ender, mal an der Krippe nach dem Rechten zu sehen.»
    Nach all dem Adventsgejodel wurde es höchste Zeit für etwas FSK 18.
    Schon an der Currywurstbude fiel mir eine grazile Heidschnucke auf, die mit ihrem geborenen Verlierer an einer Bockwurst zuzelte. Ich stellte mich einen Tisch weiter und bestellte eine «Curry extra scharf». Die beiden beobachteten mich und tuschelten. Gleich würde der Typ rüberkommen und nach einem Autogramm fragen, so läuft es meistens ab. Aber weit gefehlt: Beide kamen an meinen Tisch, und Miss Bockwurst kam ohne Umschweife zur Sache:
    «Na, hast du Bock auf ’nen Dreier?»
    Hilfe! Das fehlte mir gerade noch – zuzugucken, wie der Heini seine schrundige Dackelflöte aus der schlabbrigen Unterhose beförderte. Ich blieb ganz ruhig und ließ das Traumpaar mit einem lässigen «Nein danke, ich fahr lieber Porsche» stehen. Bloß weg hier! Ich folgte dem geselligen Lärm und verzog mich schnell in die «Marktschänke». Gute Idee, denn mitten im Gedränge stand eine Vollgranate an der

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