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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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mal einen!»
    Ute verschwand wortlos in der Küche. Ich hinterher. «Mensch, Ute, versteh mich doch auch mal. Was sollte ich denn machen? Die ist Französin! Ich weiß noch nicht mal, wie die heißt! Ich dachte, die wollte mir die Flecken aus der Hose waschen!»
    «Jetzt hör auf, so dumm herumzuschwafeln. Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Und ich hab gedacht, dass es nicht stimmt, was die Leute so über dich erzählen. Da klimpert Sylvie mal kurz mit ihren französischen Augen, und du eitler Bock schmeißt das Bier ins Aquarium und parkst das Hirn im Sanitärbereich. Wie peinlich ist das denn? Ich bin total enttäuscht.»
    «Du hast ja recht, Ute, ich hab Mist gebaut. Tut mir leid. Es kommt nicht wieder vor, versprochen! Ehrlich.»

    Ich bin es gewohnt, dass die eine oder andere Frau hin und wieder sauer auf mich ist. Und um ehrlich zu sein, kann ich nicht behaupten, dass mich das jemals um den Schlaf gebracht hätte. Umso erstaunter stellte ich fest: Diesmal war es anders. Es machte mir etwas aus. Und zwar ganz gewaltig. Ausgerechnet vor Ute musste mir mein testosterondurchtränktes Hirn einen solchen Streich spielen! Sie war so anders als alle Frauen, mit denen ich sonst zu tun hatte. Irgendwie wollte ich nicht, dass sie mich als Hallodri sah. Grün vor Ärger stapfte ich zu Gomera-Gerd und seinen Reggaefreunden auf den Balkon. Haile Selassie, da war aber dicke Luft auf Klein-Jamaika! Ich riss Gerd seine dickste Bong aus den Händen und zog das Ding mit einem Zug weg. Vollabschuss. Mir traten die Augen weit aus dem Kopf. Entsetzte Gesichter in der Kiffertruppe. Nur Gerd hatte verstanden, klopfte mir mitfühlend auf die Schulter und hustete trocken: «Heftig, Alter!»
    Ich würde jetzt gerne von bunten Farben und lieblichen Elfen erzählen, die ich auf meinem wundervollen Trip gesehen habe. Aber die Wahrheit ist: Ich weiß von nichts mehr. Am frühen Morgen erwachte ich mit einem Riesenschädel vor meinem eigenen Bett. Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, dass Sylvie von Kati ins Badezimmer gezogen wurde und Hajo verzweifelt versuchte, einen der Zierfische aus meiner halbvollen Bierflasche an Flöcki zu verfüttern. Sah so aus, als wäre es für alle eine tolle Party gewesen. Außer für mich.

[zur Inhaltsübersicht]
    4.
    Der Racheengel
    U nd wie es so oft ist im Leben: Erst kam der Herbst und dann der Winter. Meinen Fauxpas auf der Einweihungsparty hatte Ute mir nicht lange krummgenommen. Wir schwiegen die Angelegenheit konsequent tot. Sylvie war eigentlich auch kein Thema mehr, nachdem wir bei einem diskreten Kurzurlaub in Avignon alle Sehenswürdigkeiten der Stadt in ihrem lauwarmen Wasserbett penibel nachgestellt hatten, inklusive der berühmten Brücke von Avignon. Frankreich ist doch größer, als man denkt.

    Utes Bauch wurde dicker und dicker. Darüber hinaus nahm die werdende Mutter dankbar jede Hilfe von mir an. Ab und zu mal einen Kasten Wasser reintragen oder ihr Fahrrad aus dem Keller holen, wie das so ist unter Nachbarn und Freunden. Ich hatte mir angewöhnt, Ute nach ihrem Schuldienst mit einer Tasse Milchkaffee und einem ofenfrischen Croissant zu verwöhnen, wann immer ich zu Hause war. Wir machten es uns in meiner Küche gemütlich und plauderten über unsere unterschiedlichen Welten – sie über ihren Ärger als Lehrerin in der Waldorfschule, ich über meinen Ärger mit übereifrigen Redakteuren irgendwelcher angeblich überlebenswichtiger TV-Shows – und natürlich vor allem über ihre Schwangerschaft. Ich war selbstverständlich der erste Abnehmer der jeweils aktuellen Ultraschallbilder. Während sie mit fortschreitender Schwangerschaft immer verzückter auf angebliche Details wie Ärmchen, Beinchen, Ohren und Nase zeigte, blieben die schwarzweißen Polaroids für mich wie Satellitenfotos aus dem Golfkrieg. Hätte ich allerdings niemals zugegeben. Ich freute mich stattdessen lieber mit ihr und beendete jede unserer gemütlichen Kaffeerunden mit der Frage, die mich am meisten beschäftigte: «Komm, Ute», fragte ich, «Butter bei die Fische, jetzt mal nur unter uns Gebetsschwestern … mir kannste’s doch sagen … wer ist der Vater?»
    Darauf antwortete sie jedes Mal grinsend: «Rate mal!»
    Um sie aus der Reserve zu locken und das Muttertier bei Laune zu halten, präsentierte ich ihr immer ein anderes Schnäppchen aus dem Promi-Regal:
     
Calli Calmund – Fleisch ist ein Stück Lebenskraft.
Bülent Ceylan – L’Oréal. Weil ich es mir wert bin.
Harald Glööckler –

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