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Und dann kam Ute (German Edition)

Und dann kam Ute (German Edition)

Titel: Und dann kam Ute (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Atze Schröder
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Heftig, Alter.» Während ich noch darüber nachdachte, welche Hirnwindung bei Gerd jetzt wieder am Verharzen war, standen schon Hajo und Kati im Türrahmen. Ich war entsetzt: «Ich glaub, es hackt! Wird das jetzt hier ’ne inoffizielle Mieterversammlung? Dann müssen wir noch Ute holen, sonst sind wir nicht komplett!»
    «Ach?», versetzte Kati leicht angeschnibbelt. «Seid ihr schon beim Du? Das ging ja fix!»
    «Ich bin halt ’n freundlicher Mensch, Frau Gräfin Etepetete. Darf ich denn mal erfahren, warum ihr stört?»
    Mit einem Anflug von Panik sah ich zu, wie es sich die drei Eindringlinge auf meinem Sofa bequem machten. Gerd verleibte sich in einer seiner berüchtigten Fressattacken meinen Gurkensalat ein und murmelte dabei: «Dänischer Gurkensalat! Heftig, Alter! Hast du noch ’n bisschen Senf für die Leberwurst? Am besten süßen. Schön heftig.»
    «Sicher, Gerd, kein Thema, soll ich dich vielleicht beim Kauen massieren? Und die anderen, was darf es denn für euch sein? Ich hol euch sogar noch Strohhalme für meinen Kakao, wenn ihr mir endlich verratet, was ihr eigentlich von mir wollt!»
    Sofort legte Kati in ihrer Eigenschaft als Sprecherin der kleinen Terrorzelle los: «Ich gehe mal schwer davon aus, dass du ebenfalls von Frau Peymann die Einladung zu ihrer Wohnungseinweihungsparty bekommen hast. Sicher hast du auch schon eine genaue Vorstellung davon, was wir unserer neuen Mitbewohnerin schenken können!»
    Wir drei Männer starrten Kati verständnislos an. Der Sinn der Geschenkefrage wollte sich uns einfach nicht erschließen. Als Mann bringt man zu einer Party etwas mit, das wegmuss. Ich dachte nach. Vielleicht die Flasche Danziger Goldwasser, die ich im Zivildienst vom alten Lewandowski bekommen hatte, weil ich ihm todschicke Weißwandreifen auf die 20er-Felgen seines frisierten Elektrorollstuhls gezogen hatte? Oder das alte 175-teilige «Dalli Dalli»-Puzzle, das Hans Rosenthal bei seinem kultigen «Sie sind der Meinung, das war spitze»-Sprung vor der Wabenwandkulisse zeigte? Oder die noch originalverpackte VHS-Videoedition «Ernst Huberty präsentiert die deutschen Weltmeistertrainer 1954 bis 1990 aus Sicht des DFB» – ein Topgeschenk! Informativ, unterhaltsam, darf in keinem Haushalt fehlen.
    «Tja, Kati, was meinst du denn? Du hast doch immer so einen guten Geschmack!» – So brachte uns Hajo wortgewaltig und souverän aus der Gefahrenzone. Und richtig, sofort sprudelte es aus Kniggefibel Kati heraus: «Die Sache ist ganz klar. Ich kaufe morgen bei H & M einen kleinen Babystrampler, und dazu legen wir einen Gutschein vom Happy Babymarkt! So was kann eine junge Mutter immer gebrauchen.»
    Während ich noch überlegte, warum – wenn doch alles so klar und einfach war – sie mir dann mit so einem trivialen Kokolores auf den Sack ging und ich mein heiliges «Exclusiv»-Ritual ausfallen lassen musste, setzte Madame schon wieder nach.
    «Weiß man eigentlich, wer der Vater ist? Habt ihr gesehen, wer ihr beim Umzug alles auf den Bauch getatscht hat? Vielleicht weiß sie es ja auch selber nicht! Das ist ja ganz oft so bei diesen Öko-Lesben. Lassen sich emotionslos von irgendeinem Zottel besamen, und am Ende hat der arme Wurm keinen Vater und zwei Mütter! Ich bin ja wirklich sehr, sehr tolerant, aber wo kommen wir denn da hin?»
    Mein Skrotum zog sich auf Erbsengröße zusammen. Kati und Toleranz – zwei Begriffe, die ich in meinem Leben so noch nicht verknüpft hatte. Vielleicht hatte ich ja letztes Jahr nicht richtig zugehört, als sie auf unserem Straßenfest lautstark forderte, man solle allen Parksündern die Reifen aufschlitzen und in die Füße schießen … oder umgekehrt, ich weiß es nicht mehr so genau. Was ich allerdings weiß, ist: Sobald diese Frau mehr als zwei Aperol Spritz intus hat, verwandelt sie sich in das gute Gewissen eines afrikanischen Diktators. Darüber hinaus hat Alkohol fatale Auswirkungen auf ihre Libido. Nach zwei oder drei Gläschen mutiert die ach so gesittete Kati zum liebestollen Mannsweib, das selbst King Kong die mächtige Affenknute laminieren würde. Bei unseren jährlichen Straßenfesten liefen immer hochdotierte Wetten, wer Opfer ihres nächsten triebhaften Angriffes sein würde. Ihre Kaltschnäuzigkeit steigerte sich dabei analog zum Promillewert. Unvergessen jener Sommer 2005, als Gomera-Gerd sich neues Dope aus seinem «Kartoffelkeller» holen wollte. Kati war ihm heimlich nachgeschlichen, und ehe Gerd auch nur «Heftig, Alter!» sagen konnte,

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