Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
Vom Netzwerk:
Beschimpfungen seitens des beleibten Budenbesitzers, doch zu meiner Überraschung stand hinter der Theke ein schlanker Jugendlicher mit Brille.
    »Kann ich behilflich sein?«, fragte er mit starkem deut schen Akzent, während sein pubertärer Blick meine beste Freundin verschlang, die ihm ihr strahlendstes Lächeln schenkte.
    »Ich hoffe«, schnurrte sie, ganz das großäugige, mit den Wimpern klimpernde Weibchen. Und schon zappelte der Fisch am Haken, obwohl sie in ihrem bunten Patchworkmantel und dem schwarzen, mit silbernen Pailletten bestickten Paschminaschal bis zu den Ohren eingemummt war. Ich unterdrückte den Impuls zu lachen und war voller Bewunderung für Wrens sagenhaftes Verführungstalent. »Ich wollte fragen, ob du dich an meine Freundin erinnerst.«
    Mit hochgezogenen Brauen musterte mich der schlaksige Knabe von oben bis unten, sichtlich stolz auf seine scheinbar unwiderstehliche Anziehungskraft auf junge Engländerinnen. »Also, ich würde mich sehr gern an dich erinnern«, sagte er mit einem, wie er wohl annahm, betörenden Blick.
    »Nein, nein, das verstehst du falsch. Meine Freundin ist gestern in deine Plüschtiere gefallen.« Lebhaft deutete Wren auf die Auslage.
    »Ah, davon habe ich gehört. Ich war zu dem Zeitpunkt nicht am Stand, sondern mein Bruder. Er hat erzählt, dass die Plüschtiere überall verstreut waren.«
    Vergnügt klatschte Wren in die Hände, während ich knallrot anlief. »Super! Hat dir dein Bruder auch von dem Typen erzählt, der meiner Freundin geholfen hat, die armen Tierchen wieder einzusammeln?«
    Die Miene des Jungen trübte sich. Er nickte missmutig: »Das war der Einzige, der geholfen hat.«
    Sogleich vergaß ich meine Verlegenheit. »Richtig! Hat er gesagt, wie der Mann aussah?«
    »Nö.« Er zuckte die Achseln: »Es war ein junger Typ. Mehr weiß ich auch nicht.«
    Wren nickte mir zu. »Klar, verstehe. Wann wird dein Bruder wieder hier sein?«
    »Schwer zu sagen, weil er für den Stand gar nicht zuständig ist. Mein Bruder ist hier einer der Organisatoren. Gestern hat er nur kurz ausgeholfen.« Verschwörerisch zwinkerte er Wren zu, ehe er zum Angriff überging. »Wollen wir heute nach Feierabend zusammen ein Bier trinken? Birmingham ist eine schöne Stadt, aber für Fremde ein wenig einsam …«
    »Würde ich wahnsinnig gern, aber das geht leider nicht. Ich muss meine Weihnachtseinkäufe erledigen. Du weißt ja, wie das ist …« Sie hakte sich bei mir unter, zog mich weiter und ließ den Jungen einfach stehen. »Puh, nach dieser liebreizenden Begegnung brauche ich dringend einen Kaffee.«
    Langsam schoben wir uns durch das Gewühl zu genau jenem Café, in dem ich Charlie mein verhängnisvolles Ge ständnis gemacht hatte. Zum Glück war das breite Ledersofa im hinteren Bereich frei, so dass ich nicht neben dem Fenster sitzen musste, wo alles Unheil begonnen hatte.
    Wren kam mit zwei riesigen Tassen Cappuccino und zwei Stück klebrigem Schokoladenkuchen zum Sofa. »Koffein und Zucker – genau das, was du jetzt brauchst!«, verkündete sie und legte Schal und Mantel ab, ehe sie sich neben mich setzte. »Er ist also real.«
    »Natürlich ist er das. Wenigstens glaubst du mir jetzt.«
    »Stimmt. Außerdem halte ich ihn nicht mehr für einen Psycho.«
    »Oh, da freue ich mich aber! Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel?«
    Wren lehnte sich zurück, ihre zierliche Gestalt verschwand fast in dem weichen Polster. »Als wir deinen Weg zurückverfolgten, habe ich nachgedacht: Er war der Einzige, der dir beim Aufsammeln der Plüschtiere geholfen hat, und obwohl du gesagt hast, dass dir nichts fehlt, ist er dir nachgegangen, um sich noch einmal zu vergewissern. Wäre er irgendein Idiot, der auf eine schnelle Nummer aus ist, wäre er nicht so fürsorglich gewesen. Und er war offenbar für die Damen am Glaskugelstand beeindruckend genug, um sich an ihn zu erinnern – wenn auch nur vage. Trotzdem verstehe ich nicht, warum er einfach gegangen ist.«
    »Das habe ich dir doch erzählt: Jemand hat nach ihm gerufen.«
    »Ja, aber wer? War es eine männliche oder eine weibliche Stimme?«
    »Männlich.«
    »Okay. Also, im besten Fall: Kumpel. Im schlimmsten Fall: Partner .«
    Ich hätte mich beinahe an meinem Cappuccino verschluckt. »Komm runter, Wren, er war nicht schwul.«
    »Woher willst du das wissen? Ich meine, gut aussehend, gut gekleidet, fürsorglich … Vielleicht hat er dich wegen einer Wette geküsst oder weil er sich mal kurz andersrum orientieren wollte … Okay,

Weitere Kostenlose Bücher