Und dann kusste er mich
positiven Artikel über unwahrscheinliche Liebesgeschichten geschrieben und einen Link zu meinem Blog hinzugefügt. Als Folge davon erhielt ich eine Flut von ermutigenden Nachrichten, was meiner Suche neuen Auftrieb gab. Jedes Mal wenn ich auf die Seite ging, fand ich ein paar neue positive Zuschriften, und als der Oktober in den November überging, begannen die regelmäßigen Besucher meines Blogs über die Kommentarfelder untereinander zu kommunizieren und eine eigene, sich lebhaft austauschende Gemeinschaft zu bilden.
Selbst zwischen Cayte und Sophie kam es zu einer zaghaften Annäherung – sehr zur Erleichterung von Jack und Tom. An einem Samstagabend im The Garter outeten sich Sophie und Cayte als leidenschaftliche Karaokefans, worauf Jack sie zu einem Duett von »Don’t Go Breaking My Heart« überredete. Ich erwartete halb, dass während des Songs irgendwann ein Zickenkrieg ausbrechen würde, doch zu meiner Überraschung verlief das Duett völlig harmonisch, und als sie zum Schluss Standing Ovations erhielten, umarmten sie sich sogar. Am darauffolgenden Wochenende brachte Cayte SingStar zum Essen bei Jack und Soph mit, was dazu führte, dass die beiden das Wohnzimmer als Bühne benutzten und bis in die frühen Morgenstunden hinein ein Lied nach dem anderen sangen – und damit war alles klar. Nachdem sie eine gemeinsame Sprache gefunden hatten, waren sie auf dem besten Weg, echte Freundinnen zu werden.
In der Zwischenzeit waren Tante Mags und Onkel Dudley damit beschäftigt, sich bei ihrer ständig wachsenden Gästeschar einen Namen zu machen. Wenn ich mich mit ihnen unterhielt, sprachen sie nun oft von Stammgästen, die aus ganz Warwickshire nach Kingston kamen, um Tante Mags’ Zauberkuchen zu kosten.
»Ja, ja, es ist genauso, wie Suzi neulich sagte …«
»Da fällt mir ein, Rich Robbins hat mir eine neue, sagenhaft gute Konfitüre für meinen Victoria Sponge empfohlen, die auf einem Bauernhof in seiner Nachbarschaft verkauft wird …«
»Wenn Davey noch einmal vorschlägt, mit seinen komischen Gothic-Freunden einen Film über deine Suche zu drehen, dann schreie ich …«
Die Diskussionen in der Teestube befassten sich oft mit meinem Blog, und genauso umgekehrt. Es war bezaubernd mitanzusehen, wie meine Tante und mein Onkel für ihre jugendlichen Gäste die Rolle von Ersatzeltern übernahmen, indem sie geduldig Fragen beantworteten und Ratschläge erteilten, was immer damit endete, dass ihnen meine Tante Kuchen für ihre diversen emotionalen Leiden verordnete.
Für meine Psyche war die Konzentration auf die Suche ebenfalls gut – und vor allem der Ansporn meiner Leser. Da ich nur noch das Ziel vor Augen hatte, PK zu finden, wurde mir wieder bewusst, warum ich ihn suchte, was mich wiederum in meinem Tun bestärkte. Mit jedem neuen Blogbesucher vergrößerten sich meine Chancen auf Erfolg.
Seit unserem Gespräch auf der Fahrradtour hatte Charlie keine Bemerkung mehr über meine Suche gemacht. Auch auf diesen Moment im Wald spielte er nie an, was mich zu dem Schluss brachte, dass dies nur ein weiteres Ablenkungsmanöver auf dem langen Weg gewesen war, der mich zu dem mir bestimmten Mann führen sollte. Wir hatten den Großteil des Jahres damit verbracht, uns einander wieder als Freunde anzunähern. Da konnten wir es jetzt überhaupt nicht gebrauchen, dass einer von uns mehr wollte. Obwohl die Erinnerung an das, was im Wald geschehen war – was ich glaubte , dass geschehen war –, häufiger aus dem hintersten Winkel meines Gedächtnisses hervorlugte, als es eigentlich sollte …
Anfang November teilte uns D’Wayne voller Stolz mit, dass er für The Pinstripes eine Buchung für eine goldene Hochzeit habe. Da das glückliche Paar ein Fan von Fünfziger- und Sechziger-Jahre-Hits war, stellten wir ein entspanntes Set aus amerikanischen Swing- und Klassikersongs zusammen, wobei wir eine Menge Spaß hatten. Wren und ich wechselten uns als Leadsängerinnen ab, Charlie trommelte mit Jazzbesen einen weichen Sound, und Jack schwelgte in einer geschmeidigen Jazzimprovisation. Klassiker wie »My Baby Just Cares for Me«, »Fly Me to the Moon«, »Stormy Wheater«, »Autumn Leaves«, »Let There Be Love«, »The Lady Is a Tramp« und »Summertime« wogten mit derselben Leichtigkeit dahin wie die Gäste, die in Abendkleidern und Smokings durch den großen Ballsaal des Hotels tanzten. Passend zu unseren Songs hatten wir uns entsprechende Kleidung besorgt: Die Jungs trugen Fräcke, Wren ein atemberaubendes eng
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