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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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es fühlte sich gut an. Als wir zum zweiten Set auf die Bühne zurückgingen, war mir wunderbar leicht ums Herz.
    Doch dann veränderte sich etwas. Ich bemerkte es beim vierten Song, als ich mich während des Instrumentalteils zu Charlie umdrehte und seine angespannte Miene sah. Zunächst dachte ich mir nichts dabei und konzentrierte mich wieder auf den Auftritt. Doch drei Songs später konnte ich seine düstere Stimmung nicht mehr ignorie ren. Alle anderen Bandmitglieder waren fröhlich und genossen den Moment – warum nicht auch er?
    Als wir nach dem Auftritt unsere Instrumente einpackten, ließ ich unsere Unterhaltung in der Pause noch einmal Revue passieren, fand jedoch nichts, was ihn ver letzt haben könnte. Verärgert ging ich Charlie beim Beladen des Vans nach Möglichkeit aus dem Weg. Die Taktik funktionierte, bis Les’ und Trishas Verwandte die anderen Bandmitglieder in Beschlag nahmen, so dass Charlie und mir das Einpacken überlassen blieb. Da niemand übrig war, der den Van bewachte, fiel mir diese Aufgabe zu, während Charlie die restlichen Sachen nach draußen brachte.
    Ich packte die Lautsprecher, Handkoffer und Taschen, so gut ich konnte, in den Van, doch Charlie holte mit brummiger Miene alles wieder heraus und verstaute es neu. Gekränkt durch seine stumme Feindseligkeit, die mir das Gefühl vermittelte, ich wäre zu nichts zu gebrauchen, beschränkte ich mich darauf, ihm die Sachen anzureichen, während er im Van hockte. Als er zum fünften Mal missbilligend den Kopf schüttelte, platzte mir der Kragen.
    »Vielleicht solltest du das lieber allein machen, da ich ja offenbar zu blöd dafür bin«, fauchte ich ihn an.
    Er riss den Kopf herum: »Was?«
    »Ich sehe nicht ein, warum ich wie ein Volltrottel herumstehen soll, wenn du bei jedem Handgriff, den ich mache, die Augen verdrehst.«
    »Das war mir nicht bewusst.«
    »Das ist doch Schwachsinn. Ehrlich, Charlie, ich werde nicht schlau aus dir. Entweder schwankst du zwischen supernett und total unfreundlich, oder du ignorierst mich komplett.«
    Mit einem Satz sprang er aus dem Van und baute sich mit wutschnaubender Miene vor mir auf: »Du musst gerade reden!«
    »Wie bitte?«
    »Du hast mich schon verstanden.«
    Er schob sich an mir vorbei, stürmte ins Hotel und ließ mich einfach stehen. Ich kochte vor Wut. Wie konnte er es wagen, mir die Schuld zu geben? Er war derjenige, der die miese Laune hatte, nicht ich. Und wenn er glaubte, ich würde die Schuld auf mich nehmen, dann war er ordentlich auf dem Holzweg.
    Ich kam zu dem Entschluss, dass es am besten wäre, mich mit irgendeiner Ausrede zu verkrümeln. Also schlug ich die Türen des Vans zu und wollte gerade ins Hotel zurückgehen, als Charlie herauskam.
    »Weißt du, Romily, ich kapier es einfach nicht. Tut mir leid, aber das will mir nicht in den Kopf.«
    Falls er auf einen Streit aus war, kein Problem, den konnte er haben. Auf zur zweiten Runde.
    »Würdest du dich bitte etwas deutlicher ausdrücken?«
    Als er mich ansah, schienen seine mitternachtsblauen Augen zu glühen. »Ich kapier nicht, wie du ein Jahr deines Lebens damit vergeuden kannst, dich auf die Suche nach jemandem zu machen, den du kaum kennst, wenn doch der richtige Jemand schon genau vor dir steht.«
    Mir wurde schwindlig. Mein Zorn verrauchte und machte einer tiefen Benommenheit und Hilflosigkeit Platz. »Wie bitte?«
    »Dieser Typ, den du zu lieben glaubst, existiert nicht. Nur hier oben.« Er tippte sich an die Schläfe. »Du erschaffst dir ein Bild von ihm, dem er gar nicht gerecht werden kann. Er kann nicht das sein, was du in ihm sehen möchtest, weil er keine Ahnung hat, wer du bist. Das ist nicht das, was du brauchst, Romily, und das weißt du auch.« Seine Stimme wurde weich: »Tief in deinem Inneren weißt du nämlich, wen du brauchst. Und ich glaube, dass du es schon die ganze Zeit weißt.«
    Herrgott, wovon redete er da? Ihm war doch klar, wie viel mir meine Suche bedeutete – und falls nicht, warum hatte er dann letzte Woche bei der Radtour noch behauptet, er würde mich unterstützen?
    »Was fällt dir ein, so etwas zu sagen, nach all den Gesprächen, die wir geführt haben?«, konterte ich, während ein gefährlicher Cocktail aus Kränkung, Verwirrung und Wut in mir hochkochte. »Du hast kein Recht …«
    »Ich habe jedes Recht!«, rief er. »Warum suchst du immer noch, Rom? Warum gestehst du dir deine wahren Gefühle nicht ein?«
    »Ich werde dir jetzt mal sagen, was ich fühle! Im Gegensatz zu dir, Charlie,

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