Und dann kusste er mich
D’Wayne und Wren mit ihrer neu entdeckten Leidenschaft füreinander. Und Charlie? Vielleicht konnte man sagen, dass er gelernt hatte, mich als die Person zu sehen, die ich wirklich war, und dass er den Mut aufgebracht hatte, seine Gefühle offen auszusprechen. Würde dieses Jahr der Beginn unseres gemeinsamen Lebens werden?
Es war erstaunlich, welchen Unterschied es machte, wenn man mit einer professionellen Tonfirma arbeitete. Wren und ich wechselten selige Blicke, als wir unsere Mikrofone und In-Ear-Monitore testeten. Der kristallklare Sound, die genaue Differenzierung zwischen Instrumenten und Stimmen und die allgemeine Klangwiedergabe waren unglaublich. Ein Blick auf die Jungs verriet mir, dass sie es genauso genossen wie Wren und ich.
Nach dem Soundcheck drängten wir uns alle in den Minibus, um zum Hotel zu fahren. Den Van ließ Jack stehen.
Julian erwies sich als unglaublich großzügig: Er hatte für jeden von uns ein Zimmer in einem luxuriösen Hotel in Kensington gebucht – was Sophie zu der Bemerkung veranlasste, sie müsse wohl gestorben und direkt in den Himmel gekommen sein.
Nachdem wir eingecheckt hatten, versammelten wir uns eine Stunde später in der weitläufigen Marmorlobby des Hotels. Wren, die in ihrem knallgrünen Mantel mit dem langen purpurroten Schal und dem gestreiften Hut wie ein exotischer Vogel aussah, legte den Arm um Sophies Schultern und sagte, an uns alle gewandt: »Okay, Leute, morgen ist ein wichtiger Tag, aber heute werden wir uns ins Getümmel stürzen und alles genießen, was diese Stadt zu bieten hat.«
»Wir haben eine kleine Liste mit Dingen zusammengestellt, die ihr vielleicht unternehmen wollt.« Sophie reichte jedem von uns ein Blatt Papier. »Ihr habt sicher unterschiedliche Interessen, deshalb schlage ich vor, dass wir uns aufteilen und gegen elf wieder an der Hotelbar treffen, okay?«
Jack und Charlie hatten Hunger und machten sich auf die Suche nach einem Restaurant. Wren wollte unbedingt das Winter Wonderland im Hyde Park sehen, worauf D’Wayne, ganz der aufmerksame Lover, sofort anbot, sie zu begleiten. Mir war es egal, was ich machte. Ich wollte einfach nur die festliche Stimmung in mich aufnehmen und schloss mich kurzerhand Tom und Sophie an.
Ich kannte London zur Weihnachtszeit bisher lediglich aus Filmen, und es war wunderbar, dies endlich ein mal hautnah zu erleben. An vielen Straßenecken er- klangen die Lieder der Straßenmusiker und sogar einer Heilsarmeeband, und die Schaufenster erstrahlten in weihnachtlicher Dekoration. Die Straßen waren von Passanten bevölkert, die ihre Weihnachtseinkäufe erledigen wollten – auf der Oxford und der Regent Street kam man nur im Schneckentempo voran –, doch irgendwie trug auch das Getümmel zu der festlichen Atmosphäre bei. Vor allem Sophie war vor Begeisterung ganz aus dem Häuschen.
»Seht nur die Lichter!«, quietschte sie und deutete auf die wunderschönen Lichterketten, die sich über die Straße spannten. »Ist das nicht wunderschön?«
Tom verdrehte die Augen und hakte sich bei Sophie unter. »Weißt du, ich glaube, die haben sie nur für dich aufgehängt, Soph.«
Hochmütig rümpfte sie die Nase: »Ja, gut möglich.«
Lächelnd sah ich die beiden an: »Und, wohin jetzt?«
»Also ich wäre für einen schönen heißen Kakao, ein großes Stück Kuchen und eine Runde Schlittschuhlaufen«, schlug Tom vor, worauf Sophie zu strahlen begann.
Wir ergatterten einen Fenstertisch in einer hübschen Konditorei in der Regent Street mit Blick auf die hell erleuchtete Straße und tranken heißen Kakao mit Marshmallows.
»Und, habt ihr schon Bammel vor morgen?«, fragte Tom, nachdem uns die Kellnerin drei riesige Tortenstücke serviert hatte – mit weißer Schokolade für Tom und dunkler Schokolade für Sophie und mich.
»Ich hoffe nur, ich kann mich an alle Saxophoneinsätze erinnern«, sagte Sophie. »Wir haben das zwar bis zum Abwinken geübt, aber trotzdem habe ich Angst, dass ich auf der Bühne einen totalen Blackout haben könnte.«
»Du wirst das super hinkriegen«, beruhigte Tom sie. »Bei der letzten Probe warst du phänomenal. Bleib einfach locker und genieß es. Wir haben für diesen Auftritt so hart gearbeitet. Ach, ich kann es kaum erwarten. Wie ist es mit dir, Rom?«
Mir war bei dem Gedanken an den bevorstehenden Tag etwas mulmig zumute, da er für mich weit mehr als nur den Auftritt beinhaltete. »Ich bin etwas nervös, aber es wird sicher großartig werden.« Hoffentlich , fügte ich im
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