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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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lachte, als er im Backstagebereich die beiden extrem geräumigen Wohncontainer erblickte: »Wow. Wenn ein Veranstalter von Garderoben spricht, ist das normalerweise nicht mehr als ein abgeteilter Bereich in den Toiletten. Wie sich die Zeiten doch ändern!«
    Sophie, Wren und ich zogen unsere Bühnenkleidung an, die wir in der Woche davor mit viel Sorgfalt ausgewählt hatten. Sophies dunkeltürkisfarbenes Cocktailkleid, das sie mit farblich passenden Schuhen trug, ließ ihr Haar schimmern wie gesponnenes Gold. Wren sah in ihrem raffiniert geschnittenen schwarzen Samt-Minikleid, den hochhackigen Schuhen sowie dem Strasshals- und -armband, die bei jeder Bewegung funkelten, wie immer hinreißend aus. Ich hatte nach reiflicher Überlegung (und leidenschaftlichem Zuspruch von Wren) mein Weihnachtsbudget für ein silberfarbenes trägerloses Seidenkleid verpulvert, zu dem ich farblich passende High Heels und eine Amethystkette trug. Nach etlichen Dre hungen und jeder Menge bewundernder »Ohs« und »Ahs« trippelten wir über den gefrorenen Rasen zur daneben liegenden Männergarderobe. Als wir eintraten, hatten die Jungs die Köpfe über Jacks Mappe mit den Notenblättern für die Songs gebeugt, gingen die Details noch einmal durch und vergewisserten sich, dass jeder die Nuancen der anderen verstand.
    »Denkt an die Tempoverdopplung nach dem Mittelteil, wenn der Chor wieder einsetzt – hier.«
    Tom blickte auf: »Hall ooo , die Damen!«
    Jack pfiff durch die Zähne: »Bezaubernd wie immer.«
    Zuvorkommend räumten die Jungs ein paar Sachen beiseite, um für uns Platz zum Sitzen zu schaffen.
    »Gut möglich«, sagte Charlie, »dass wir irgendwelche Background-Sachen spielen sollen, während der Saal für die Abendveranstaltung vorbereitet wird. D’Wayne checkt das gerade. Jack meint, wir sollten dafür ein paar Stücke aus dem Set für Frankie und Owen und aus dem Schnulzenset für die goldene Hochzeit nehmen.«
    »Klingt gut«, erwiderte ich.
    Die Tür ging auf, und D’Wayne kam herein. Bei seinem Anblick begannen Wrens Augen zu leuchten.
    »Okay, um halb sechs sind wir für ein Backgroundset einbestellt«, sagte er mit einem Blick auf seine Uhr. »Das heißt, wir haben noch eine Stunde. Sid meint, ihr könnt das als verlängerten Soundcheck nutzen. An der Seite der Bühne steht ein riesiges Mischpult, wenn ihr also Veränderungen bei eurem Monitorsound braucht, könnt ihr die Techniker darum bitten.«
    Eine halbe Stunde später fiel mir ein, dass ich meine Ohrringe in der Handtasche vergessen hatte, also ging ich rasch zur Frauengarderobe hinüber. Da ich schon einmal da war, musterte ich mich noch einmal in dem großen Spiegel, betrachtete zufrieden die elegante Hochsteckfrisur, die Wren und Sophie mir gemacht hatten, und die Haarnadeln mit den Amethysten, die bei jeder Bewegung meines Kopfes funkelten. Zusammen mit dem weichen Silberglanz meines Kleides ergab das eine fantastische Wirkung. Ich lächelte meinem Spiegelbild zu und erfreute mich an der schönen, selbstbewussten Frau, die zurücklächelte. Mit meiner Setlist und einer Wasserflasche bewaffnet, trat ich wieder in den frostigen Spätnachmittag hinaus. Inzwischen war die Sonne hinter dem Park und dem Schloss untergegangen, und eine magische Verwandlung hatte stattgefunden: Das Schloss hinter dem golden glühenden Festzelt war dramatisch in Flutlicht getaucht, und jeder einzelne Baum wurde von unten angestrahlt und leuchtete in einer anderen Farbe. Es war so schön, dass ich beschloss, einen Umweg um den Eingang des Festzelts herum zu machen, um die gesamte Szenerie mit dem Park und dem dahinterliegenden großen See bewundern zu können.
    Dies war der wunderbarste Ort, den ich je gesehen hatte – die passende Umgebung für das Ende eines außergewöhnlichen Jahres. Zu meiner Rechten erspähte ich eine Bank zwischen zwei majestätischen Weiden, von denen eine in goldenem, die andere in grünem Licht erstrahlte.
    Auf dieser Bank werde ich es Charlie sagen , beschloss ich. Es war der perfekte Platz.
    Zufrieden mit mir selbst, machte ich kehrt, um zu den Garderoben zurückzugehen … und erstarrte.
    In etwa dreißig Metern Entfernung ging eine dunkle männliche Gestalt am Eingang des Festzelts vorbei und weiter in meine Richtung. In dem Lichtschein, der aus dem Inneren des Festzelts herausströmte, leuchtete plötzlich rostbraunes gewelltes Haar auf und ein Gesicht, das ich in meiner Erinnerung und auf dem verschwommenen Foto so oft gesehen hatte. Ich blinzelte

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