Und dann kusste er mich
unserer Setlist, die aus den Lautsprechern drangen, fragte ich mich auf einmal, ob PK vielleicht nichts weiter gewesen war als ein Katalysator, durch den ich gelernt hatte, für mich und meine Träume einzustehen.
Hätte ich ohne diese Begegnung das Selbstbewusstsein gehabt, mich gegenüber meinen Eltern zu behaupten? Hätte ich es gewagt, von der Möglichkeit einer Karriere als Songschreiberin zu träumen, und wäre es mir gelungen, meine auf Cayte-gate folgende unliebsame Berühmtheit mit Würde zu ertragen?
Und was war mit Charlie? Es war ein steiniger Weg gewesen von meiner so schmachvoll beantworteten Liebeserklärung über die unausgesprochenen Fragen und Missverständnisse in den Frühlings- und Sommermonaten bis hin zu seiner eigenen Liebeserklärung und der vor mir liegenden Entscheidung. Aber hier war ich nun. Ich hatte das alles durchgestanden, und jetzt lag die Entscheidung über eine gemeinsame Zukunft mit Charlie einzig und allein bei mir, was eine totale Umkehrung der Situation von vor einem Jahr bedeutete. Vielleicht hatte Ysobabe8 Recht – vielleicht kannte ich meine wahre Liebe tatsächlich schon immer …
Gestern hatte ich Onkel Dudley und Tante Mags in der Teestube besucht, wo Lametta und Lichterketten Weihnachtsstimmung verströmten. Tante Mags genügte ein kurzer Blick auf mich, um mir sofort ein dickes Stück Blaubeer-Apfel-Kuchen zu verordnen, »damit du dich auf das Wesentliche konzentrieren kannst, Schätzchen«. Wieder einmal stellte sie damit ihre unheimliche Fähigkeit unter Beweis.
»Das Problem ist, ich kann mich einfach nicht entscheiden«, erklärte ich, als ich ihnen die fast fertigen Listen zeigte. »Aber einen wichtigen Punkt hat Charlie PK in jedem Fall voraus.« Ich deutete auf die entsprechende Spalte: Charlie ist da. PK ist nicht da.
Tante Mags seufzte und sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Onkel Dudley merkte es auch und legte ihr den Arm um die Schultern.
»Schätzchen, du hast alles getan, was du konntest. Das haben wir alle. Wir und all die Menschen da draußen, die mit uns gehofft haben, er würde auftauchen. Aber es war nicht vergebens, Kleines. Ich finde, du kannst stolz darauf sein, was du erreicht hast, wenn du auf dieses Jahr zurückblickst. Wir beide sind jedenfalls sehr stolz auf dich, nicht wahr, Mags?«
Tante Mags nickte: »Du bist eine wunderbare junge Frau, Romily. Und für mich klingt es so, als hätte Charlie endlich erkannt, was wir schon immer wussten. Wenn er der Mann deines Herzens ist – der Mann, den du wahrhaftig willst –, dann wähle ihn. Wir wissen, dass du dich niemals mit einem Kompromiss zufriedengeben würdest.«
Während ich aus dem Autofenster blickte und die Landschaft auf dem Weg zu diesem möglicherweise alles verändernden Auftritt an mir vorbeizog, erkannte ich, dass die beiden Recht hatten. Ich war das ganze Jahr über meinem Herzen gefolgt, und auch jetzt – bei der wich tigsten Entscheidung meines Lebens – würde ich auf mein Herz hören.
Nichts hätte uns auf den Anblick vorbereiten können, der uns erwartete, als wir durch Syon Parks atemberaubende Parkanlagen auf das Anwesen des Herzogs und der Herzogin von Northumberland zufuhren. Alles war von unglaublicher Pracht. Gepflegte Rasenflächen erstreckten sich so weit das Auge reichte, in der Ferne ragten klassische Bauten auf, und große alte Bäume standen um akkurat angelegte Beete. Der Nachtfrost hatte alles mit weißem Raureif überzogen, was zu der verzauberten Stimmung der gesamten Anlage beitrug. Es war unmöglich, von der Schönheit dieses Ortes nicht ergriffen zu sein. Ich glaube, niemand von uns hatte bisher jemals etwas Vergleichbares gesehen. Als wir uns dem riesigen mit Türmchen bewehrten Schloss näherten, das in der Morgensonne hell erstrahlte, verstummten wir ehrfürchtig, als könnte ein plötzliches Geräusch den Ort verschwinden lassen. Es war ein Hochzeitsambiente für eine Prinzessin, die perfekte, traumhafte Location, und ich konnte es gar nicht fassen, dass ich am nächsten Tag hier singen würde.
Eine Frau in einem schicken Kostüm und mit Walkie-Talkie und Klemmbrett bewaffnet, näherte sich dem Minibus, als D’Wayne das Fenster herunterließ. Nach einer kurzen Unterhaltung ging sie wieder, und D’Wayne drehte sich zu uns um.
»Wir fahren gleich zum Festzelt weiter«, erklärte er. Ein Mann in schwarzem Mantel und gelb leuchtender Weste fuhr in einem Golf-Buggy an uns vorbei und gab uns ein Zeichen, ihm zu
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