Und dann kusste er mich
die ich das ganze Jahr lang nicht aus dem Kopf bekommen habe?«
»Nein!« Das war nicht mehr witzig. »Weil eure Hochzeit kurz bevorstand!«
Ungläubig schüttelte er den Kopf – klar, wer hört schon gern die Wahrheit?
Es war definitiv an der Zeit zu gehen. »So, jetzt muss ich wirklich los …«
»Warte. Du glaubst, dass Issie meine Frau ist? Dass dies hier meine Hochzeit ist?«
»Das weiß ich.«
»Und woher, wenn ich fragen darf?«
Genervt deutete ich auf die Blumen in seinem Knopfloch: »Zwei weiße Rosen für den Bräutigam. Eine weiße und eine rote für alle anderen.«
»Ach, ja?« Er blickte an sich hinunter. »Ich habe mich schon gewundert, warum die anderen zwei verschiedene Rosen tragen. Mann, ich bin so ein Idiot! Issie wird sich vor Lachen ausschütten, wenn sie das erfährt.« Angesichts meiner verdutzten Miene fügte er hinzu: »Issie ist nicht meine Frau. Sie ist meine Schwester .«
»Was? Aber ich dachte …«
»Schon klar, aber du hast dich geirrt. Issie hat gerade meinen besten Freund geheiratet, Dan. Ich bin sein Trauzeuge. Dan wollte sich letztes Jahr mit meinem Bruder und mir auf dem Weihnachtsmarkt treffen, doch dann hat er von Issies Unfall erfahren und sofort meinen Bruder angerufen.«
So langsam wurde mir das alles zu viel. Tränen stiegen mir in die Augen, und ich wandte rasch den Blick ab.
»Aber dann bin ich zufällig dir begegnet – und ich wollte nicht gehen«, fügte er sanft hinzu. »Ich hatte keine Zeit mehr, irgendetwas zu erklären und dir meine Telefonnummer zu geben … Ich habe dich nicht einmal nach deinem Namen gefragt.«
Ich schniefte. »Romily.«
Er hielt mir die Hand entgegen: »Hi, Romily. Ich heiße Will.«
Ich gab ihm die Hand – und fühlte wieder das Gleiche wie damals, als er meine Hand das erste Mal gehalten hatte, dasselbe Feuer und dieselbe Intensität des Augenblicks, die mir den Atem raubten und mein Herz zum Tanzen brachten. Langsam hob er meine Hand, und ich schloss die Augen, als seine Lippen sanft über meine Finger strichen.
»Diesen Moment habe ich mir in Gedanken so oft vorgestellt«, flüsterte er, und ich spürte, wie sein Atem beim Sprechen über meine Hand glitt. »Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich jemals die Gelegenheit erhalten würde, dir das zu sagen, was ich dir sagen möchte.«
»Dann sag es mir jetzt.« Ich sah ihm tief in die Augen, in denen sich das Licht aus den umgebenden Bäumen genau so widerspiegelte wie damals die Weihnachtsmarktlichter.
»Ich habe nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt – bis zu jenem Moment«, sagte Will leise. »Doch als ich dir in die Augen sah, passierte es. Als würde mir aus deinen Augen der Rest meines Lebens entgegenblicken. Ich kannte dich einfach, obwohl …«
»Obwohl wir uns eigentlich fremd waren?« Ich verstand genau, was er sagte – weil ich dieselbe Gewissheit gespürt hatte.
Er legte die Hände auf meine Schultern: »Das ist total verrückt. Wir wissen nichts voneinander, sind uns nur ein Mal kurz begegnet und dann heute Abend wieder. Aber trotzdem ist es so, als wärst du immer bei mir gewesen, das ganze Jahr über, während der ganzen Zeit, in der wir um Issie bangten … und weiter bis heute. Dass ich dir an jenem Tag begegnet bin, war der einzige Lichtblick in diesem schwersten Jahr meines Lebens. Du warst in meinen Träumen präsent, eigentlich immer. Ich muss wissen, ob es für uns beide eine Chance gibt. Denn für mich ist es kein Zufall, dass wir uns heute hier begegnen. Das Schicksal hat uns zwei Mal zusammengeführt: Meinst du nicht, wir sollten das als Zeichen aussehen?«
Er sprach genau das aus, was mir während der gesamten Suche im Kopf herumgeschwirrt war. Es war vollkommen absurd – aber war Liebe zu Beginn nicht immer völlig verrückt? Womöglich hat mich dieses letzte Jahr der Suche genau auf diesen Schritt vorbereitet: seine Hand zu nehmen und gemeinsam mit ihm den Sprung ins Unbekannte zu wagen? Hier war meine Chance, das Gelernte in die Praxis umzusetzen – und ganz und gar meinem Herzen zu folgen.
Ich gab dem Drang meines wild pochenden Herzens nach, umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und küsste ihn. Und es war anders als alles, was ich je zuvor erlebt hatte. Es fühlte sich an, als würde sich das ganze Universum in einem machtvollen, schicksalhaften Moment vereinen, der alles veränderte …
In seinen Armen fühlte ich mich lebendiger und mehr im Einklang mit mir selbst, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Hier
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