Und dann kusste er mich
drückte seine Hand. »Keine Ahnung. Ich war mir so sicher, dass du der Richtige bist – sogar heute Nachmittag, als ich den …« Ich stockte.
»Was?« Er grinste: »Komm schon, wir haben uns gerade geküsst. Warum sollten wir da noch Geheimnisse voreinander haben?«
Lachend schüttelte ich den Kopf. Das war weiß Gott die seltsamste Nacht meines Lebens. Was sollte schon passieren, wenn ich Charlie reinen Wein einschenkte? »Ich habe den Typ gesehen – du weißt schon, den Typ, nach dem ich gesucht habe. Er ist auf der Hochzeit.«
Charlies Miene war filmreif. »Das ist jetzt nicht dein Ernst! Was hat er gesagt?«
»Nichts. Besser gesagt: Ich habe mich verdrückt, ehe er etwas sagen konnte.«
Verwirrt sah er mich an. »Warum das denn?«
Ich blickte zu dem Sternenhimmel empor. »Weil dies seine Hochzeit ist.«
Charlie zuckte zusammen. »Oh, nein. Das ist nicht gut.«
»Nein.«
»Ach, Rom.« Er schlang den Arm um meine Schultern, und ich legte den Kopf an seine warme Brust. »Du Arme. Und dann auch noch das mit uns … Hey, bist du okay?«
Komischerweise war ich das. Ich fühlte mich, als wäre eine schwere Last von mir genommen worden, als könnte ich zum ersten Mal seit Monaten wieder frei atmen. Das wochenlange Grübeln, für wen ich mich entscheiden sollte, war anstrengend gewesen – erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich mich in dieser Zeit ziemlich mies gefühlt hatte, als wäre ich irgendwie ein schlechter Mensch, weil ich mir für meine Entscheidung so viel Zeit nahm. Da ich nun wusste, dass PK verheiratet und Charlie einfach nur ein richtig guter Freund war, konnte ich mich endlich wieder auf andere Dinge konzentrieren und gespannt darauf sein, was das Leben in Zukunft für mich bereithalten würde.
»Doch, mir geht es gut. Und dir?«
»Versteh mich nicht falsch, Rom, aber irgendwie bin ich erleichtert. Ich hatte solche Angst, meine beste Freundin zu verlieren. Du hast ja keine Ahnung, wie ich gelitten habe. Ich glaube – nein, ich weiß, dass ich wahnsinnig eifersüchtig war, weil du dich plötzlich in so einen Kerl verknallt hast, obwohl du mir kurz davor noch deine Liebe gestanden hast. Das hat mich total fertiggemacht. Aber ich habe gemeint, was ich vorhin sagte: Du bist so wunderbar. Es tut mir wahnsinnig leid, dass ich nicht der Mann sein kann, den du gern hättest.«
Ich setzte mich auf: »Charlie, du bist so, wie du bist, genau richtig. Ich hab dich wahnsinnig lieb, und das wird auch immer so bleiben. Woher hätten wir wissen sollen, dass es zwischen uns nicht funkt?«
»Stimmt. Du bist also okay?«
Ich nickte: »Völlig okay.«
Erleichtert, dies geklärt zu haben, umarmten wir uns. Und es fühlte sich gut an. Charlie stand auf: »Gut, ich werde mal nachsehen, ob die Heuschrecken was übrig gelassen haben. Kommst du mit?«
»Nein, ich werde noch ein Weilchen hierbleiben. Ich muss mich innerlich auf unser zweites Set vorbereiten. Schließlich wollen wir diese Millionäre doch mit einem grandiosen Auftritt beeindrucken, oder?«
»Und ob. Wir sehen uns dann später.«
Lächelnd sah ich ihm nach. Ich schloss die Augen, atmete die eisige Luft ein und spürte, wie mein innerer Aufruhr allmählich abebbte. Was für ein Jahr, Romily Parker , sagte ich mir. Wie sollst du das jemals toppen?
Vielleicht würde Integral noch mehr Songs von Jack und mir anfordern – ein Gedanke, der mich total elektrisierte. Vielleicht würde ich Tante Mags beim Einrichten einer Homepage für »Tea & Sympathy« unterstützen – Onkel Dudley und ich lagen ihr damit schon seit Monaten in den Ohren –, um die Fans, die sie schon durch meinen Blog hatte, regelmäßig mit mütterlichem Rat und magischen Rezepten zu versorgen. Schließlich brauchten sie jemanden, an den sie sich wenden konnten, wenn sie von dem dramatischen Ende meiner Suche erfahren würden.
Und vielleicht kannten Mick und seine neue Freundin irgendwelche netten, attraktiven Single-Männer. Das Leben geht weiter, Romily …
»Du bist weggelaufen«, hörte ich neben mir eine Stimme.
Erschrocken riss ich die Augen auf und sah Will auf dem Platz neben mir, wo noch Momente vorher Charlie gesessen hatte.
»Du hast dich verdrückt, noch ehe ich Gelegenheit hatte, mit dir zu reden. Du bist doch die, für die ich dich halte, oder?«
»Ich …« Mir fehlten die Worte.
»Vom Weihnachtsmarkt. Du bist in den Plüschtierstand gefallen. Letztes Jahr. Du hattest dein Haar offen und trugst einen roten Mantel.«
»Und jetzt bist du auf einer Hochzeit«,
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