Und dann kusste er mich
Mantel und einen grün-beige-braun gestreiften Schal. Er half mir, die Plüschtiere wieder einzusammeln. Wir unterhielten uns eine Weile, und dann gab er mir den unglaublichsten Kuss, den ich jemals bekommen habe. Leider musste er ganz plötzlich los, weil ein Freund ihn rief.
War jemand von euch an diesem Samstag auf dem Weihnachtsmarkt? Erinnert sich jemand, den Mann gesehen zu haben?
Ich bin keine verzweifelte Frau und auch keine durchgeknallte Stalkerin. Ich will ihn einfach nur wiedersehen, weil ich glaube, dass er unsere Begegnung ähnlich intensiv empfunden hat wie ich. Ich gebe mir für diese Suche ein Jahr Zeit – mein letztes Jahr als Twen. Bis zum nächsten Heiligen Abend muss ich ihn gefunden haben.
Wenn ihr helfen könnt – und sei es auch nur mit ein paar aufmunternden Worten, um mir zu zeigen, dass ich nicht komplett verrückt bin –, dann meldet euch bitte bei mir.
So, das Jahr der Suche hat begonnen … Drückt mir die Daumen!
Romily xx
Am Tag danach traf ich mich mit Wren auf einen Kaffee. Wir spazierten von ihrer Wohnung am Kanal entlang zu George, dem schwimmenden Kanalbootcafé am Brindley Place.
»Tut mir echt leid wegen gestern«, sagte Wren und tunkte ein Zimtplätzchen in den Milchschaum ihres Kaffees. Sie sah so zerknirscht aus, dass man ihr unmöglich böse sein konnte – aber ich war es auch gar nicht.
»Schwamm drüber«, sagte ich lächelnd, während ich zwei Enten beobachtete, die langsam am Fenster vorbeiflogen. »Jack hatte ohnehin schon vermutet, dass zwischen Charlie und mir irgendwas nicht stimmt.«
»Und wie kommst du inzwischen mit ihm klar?«
»Wir kriegen das hin. Ehrlich gesagt haben wir uns nach dem Weihnachtsessen gar nicht mehr gesprochen, aber er hat mir gestern eine SMS geschickt, um sich für sein Geschenk zu bedanken, und es war eine ganz normale Charlie-SMS.«
»Hm, lass mich raten, was du ihm geschenkt hast: ein Yellowjackets-Album?«
»Ooh, du bist so schlau!«
»Stimmt!«, sagte sie grinsend. »Aber ihr beiden seid auch sehr vorhersehbar.«
»Danke.«
»Gerne. Und was ist mit der … der anderen Geschichte?«
Natürlich wusste ich, worauf sie anspielte, stellte mich jedoch dumm. »Welche andere Geschichte?«
Wrens Wangen röteten sich. »Oh, bitte ! Der Phantomküsser!«
Bei der bloßen Erwähnung meines gut aussehenden Fremden überlief mich innerlich ein Freudenschauer. Außerstande, mich noch länger zu beherrschen, wollte ich der ganzen Welt meinen Plan verkünden – selbst wenn sich die ganze Welt in diesem Moment auf Wren, ein älteres Paar am Tisch gegenüber und die Kellnerin beschränkte.
»Ich werde mich auf die Suche nach ihm machen und gebe mir dafür ein Jahr lang Zeit. Einen Plan habe ich übrigens auch schon.«
Neugierig sah Wren mich an. »Erzähl!«
»Okay. Also, bis nächstes Jahr zu Heiligabend muss ich den Mann finden, der mich geküsst hat. Ich weiß, es ist verrückt, und die Chancen stehen schlecht, aber einen Versuch ist es allemal wert. Auch wenn du das verrückt findest, ich glaube ernsthaft, dass es möglich ist, ihn zu finden.« Ich spürte, wie das Adrenalin durch meinen Körper rauschte und mein Herz schneller schlug.
Wren schüttelte den Kopf, so dass ihre kastanienroten Locken wild um ihre porzellanweißen Wangen wippten. »Wow! Du bist also fest entschlossen!«
»Ja. Und ich schreibe darüber auch einen Blog.«
»Nein! Seit wann?«
»Seit gestern Abend. Während des Weihnachtsessens hat Mum etwas gesagt, das mich nachdenklich gestimmt hat.«
»Hey, das sind ja völlig neue Töne! Was hat sie denn gesagt?«
»Dass ich im neunundzwanzigsten Lebensjahr stehe und mit diesem Jahr etwas Vernünftiges anfangen sollte. Ich sehe das genauso, und die Suche nach diesem Typen vom Weihnachtsmarkt wäre doch ein guter Anfang. Tante Mags hat mir erzählt, dass sie gern Kuchenrezepte bloggen würde, und da dachte ich mir, dass ein Blog eine super Sache wäre, um mein letztes Jahr als Twen zu dokumentieren.«
Mit einem amüsierten Lächeln lehnte sich Wren zurück. »Mensch, Rom, ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich dich das letzte Mal derart aufgekratzt erlebt habe.«
»Ich glaube wirklich, dass es klappen könnte!«
»Das ist toll …« Ihr Lächeln schwand, und ich wusste, dass ein »Aber« folgen würde. »Aber was ist mit Charlie? Du hast mir erzählt, dass du seit drei Jahren in ihn verknallt bist und er die Liebe deines Lebens ist, und plötzlich ist keine Rede mehr davon. Woher willst du wissen, ob es
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