Und dann kusste er mich
was ich zu tun hatte: Meine Reise musste mit jenem Kuss beginnen, der alles verändert hatte. Ich würde den Fremden finden.
Nach einem kurzen Blick auf die Uhr – halb zehn Uhr abends – beschloss ich, meinen Onkel und meine Tante anzurufen. Ich war mir sicher, dass sie heute, am ersten Weihnachtsfeiertag, noch wach sein würden, und ich brauchte dringend jemanden, dem ich meine Gedanken mitteilen konnte.
»Hey! Frohe Weihnachten, Schätzchen!«, sagte Onkel Dudley. »Warte, ich stell dich auf die Freisprechanlage …« Leise vor sich hinbrummend, fummelte Onkel Dudley an den Tasten seines neuen Telefons herum. »So, jetzt können wir dich beide hören, Kleines. Wie war dein Weihnachten bisher?«
»Ganz okay. Ich war zum Essen bei Mum und Dad. Gran hat es allerdings geschafft, beim Nachtisch einzuschlafen.«
Das dröhnende Gelächter meines Onkels hallte durchs Zimmer. »Das glaub’ ich gern! Arme Nancy! Ich hoffe, sie hat wieder ihren Trick mit dem Hörgerät angewandt.«
»Na, klar. Recht hat sie. Mum und Dad waren heute Nachmittag nämlich in Hochform. Mit euch beiden wäre es viel lustiger gewesen.«
»Zweifellos! Und wie geht es sonst so? Hast du das Wiedersehen mit Charlie gut überstanden?«
An der Geschichte mit Charlie hatte ich nach wie vor zu knabbern, doch im Moment war ich total beflügelt von meinem neuen Vorsatz. »Ich habe beschlossen, mir für nächstes Jahr ein paar sinnvolle Aufgaben vorzunehmen«, erzählte ich. »Und als Erstes möchte ich den Mann finden, der mich geküsst hat.«
»Eine wunderbare Idee, Romily!«, rief meine Tante begeistert. »Erst vorhin habe ich zu deinem Onkel gesagt, dass du das unbedingt tun solltest.«
»Ich dachte einfach, wenn ich ihn fände, könnte das der Anfang von etwas sein.«
»Wie in diesem Song von Hot Chocolate«, fiel mein Onkel ein und sang: »It Started With a Kiss«, wobei er sich bemühte, Eroll Brown zu imitieren. »Ich finde, du solltest dir eine Frist setzen, Schätzchen, und ein Tagebuch über deine Suche nach dem mysteriösen Küsser führen.«
Meine Tante stieß einen spitzen Schrei aus: »Ooh, du bist so rückständig, Dudley! Schreib doch einen Blog, Romily. Es gibt zahllose Frauen, die auf die dreißig zugehen und mit ihrem neunundzwanzigsten Lebensjahr etwas Sinnvolles anfangen wollen. Ich glaube, du könntest mit einem Blog vielen Leuten Mut machen. Meine Freundin Oonagh hat einen Blog und erhält dazu aus der ganzen Welt Kommentare. Ich habe mir auch schon überlegt, ob ich deinen Onkel bitten soll, mir einen einzurichten, damit ich meine Kuchenrezepte weitergeben kann, obwohl mir Computer ziemlich suspekt sind.«
Es war eine großartige Idee (wobei meine Begeisterung sicher auch durch das zweite große Glas Rotwein, das ich während des Gesprächs gedankenlos in mich hineingekippt hatte, angeheizt wurde). »Genau! Ich schreibe einen Blog und gebe mir bis Weihnachten nächstes Jahr Zeit, um den Mann meiner Träume zu finden!«
Meine Tante und mein Onkel schienen ähnlich angeschickert zu sein wie ich, denn sie brachen in spontanen Jubel und Applaus aus.
Und so wurde am ersten Weihnachtsfeiertag um Viertel nach zehn Uhr abends mein erster Blogeintrag geboren.
It Started With a Kiss – Es begann mit einem Kuss
Willkommen zu meinem Blog!
Dieser Blog ist eine völlig neue Erfahrung für mich und soll der Auftakt sein zu einem Jahr, das hoffentlich von vielen neuen Erkenntnissen und aufregenden Entdeckungen geprägt sein wird.
Wie der Titel schon andeutet, fing alles mit einem Kuss an. Und mit einem umwerfenden Mann, der mir in einer misslichen Situation zu Hilfe kam. Er küsste mich aus heiterem Himmel, musste jedoch gleich darauf gehen, und ich hatte keine Gelegenheit, ihn nach seinem Namen zu fragen. Es klingt vielleicht verrückt, aber ich muss ihn wiederfinden, und sei es auch nur, um zu beweisen, dass mir tatsächlich etwas so Unglaubliches passiert ist.
Deshalb gebe ich mir jetzt ein Jahr lang Zeit, ihn zu finden. Ich kenne weder seinen Namen noch seine Adresse. Ich weiß nur, dass ich ihm am letzten Samstag vor Weihnachten auf dem Weihnachtsmarkt in Birmingham begegnet bin, als ich aus Versehen einen Plüschtierstand – in der Nähe der Town Hall – demoliert habe (eine lange Geschichte, die ich später erklären werde). Jedenfalls war ich von dem Mann völlig hingerissen. Er sieht extrem gut aus, ist ungefähr eins achtzig groß, hat braune Augen und rostbraunes, gewelltes Haar. An dem Tag trug er einen schwarzen
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