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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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sind! Also habe ich zugesagt. War das okay?«
    Natürlich stimmten wir zu, sogar D’Wayne, dessen Begeisterung allerdings etwas verhalten wirkte.
    Als ich später mit Jack in der Küche stand und heiße Schokolade zubereitete, drang aus dem Wohnzimmer angeregtes Stimmengemurmel zu uns herüber. Obwohl Jack zwei Monate jünger war als ich, übernahm er immer die Rolle eines großen Bruders, der auf mich aufpasste. Meine Mutter hielt sehr viel von ihm, unter anderem sicher deshalb, weil er sein eigenes Unternehmen leitete (ein erfolgreiches örtliches Tonstudio). Sie hatte sich mehrere Jahre lang eingebildet, Jack und ich wären füreinander bestimmt – selbst dann noch, als ich ihr erzähl te, dass Jack bereits mit Sophie liiert sei. Wie dem auch sei, ich fühlte mich in Jacks Gegenwart immer wohl, weil unsere Freundschaft völlig entspannt und frei von jeglichen romantischen Untertönen war. Ganz anders also als bei Charlie und mir …
    »Das kann sich zu einer großen Sache auswachsen«, sagte Jack, als die Milch zu kochen begann. »Wenn wir uns in Promikreisen einen Namen machen, können wir richtig Kohle verdienen.«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt.« Und kaum zu hoffen gewagt. »Das Geld könnte ich jedenfalls gut gebrauchen.«
    »Und jetzt erzähl.« Er schüttete mehrere Handvoll belgischer Schokoraspel in die Milch, während ich umrührte. »Was ist mit Charlie und dir?«
    »Nichts. Nur ein Missverständnis. Aber wir haben schon alles geklärt.«
    »Bist du dir da sicher? Ihr wirkt beide ziemlich daneben.«
    »Alles okay, Jack, wirklich. Wir brauchen etwas Zeit, dann wird sich alles wieder normalisieren. Du wirst schon sehen.«
    »Na gut. Ich glaube dir zwar nicht, aber wenn du sagst, es ist okay, dann ist es so.«
    In Wahrheit war ich von meinen Worten genauso wenig überzeugt wie er, doch ich hoffte inständig, dass sie sich bewahrheiten würden.

5
    People get ready
    Der erste Weihnachtsfeiertag bei den Parkers war so spannungsgeladen wie eh und je. Mum und Dad hatten sich den ganzen Vormittag über angegiftet, und bis dann das Weihnachtsessen serviert wurde (selbstverständlich erst nach dem königlichen Jahresrückblick Ihrer Majestät im Fernsehen), war die Stimmung von gehässigem Gezänk und gegenseitigen Vorwürfen verpestet.
    Während ich im Stillen meine älteren Brüder Niall und Spence verfluchte, weil sie es geschafft hatten, sich mit plausiblen Ausreden vor dem alljährlichen Parker-Tollhaus zu drücken, und mir von Herzen wünschte, meine Eltern hätten dieses Jahr Onkel Dudley und Tante Mags eingeladen, statt sie traditionell durch Nichtbeachtung zu brüskieren, konzentrierte ich mich grimmig auf mein im Waitrose-Supermarkt gekauftes Weihnachtsessen im beigefarbenen Esszimmer. Mum erzählte gerade, wie knapp das Essen einer Katastrophe entgangen sei, weil Dad am Heiligen Abend an dem neuen Zeitschalter für den Herd »herumgefummelt« habe.
    »Dein Vater musste natürlich ausgerechnet an dem Abend, an dem ich den glasierten Schinken zubereiten wollte, mit diesem Schalter herumexperimentieren. Wir hatten die ganze Nacht die Küchenfenster offen stehen, damit der Geruch nach verbranntem Fleisch verschwindet. Unsere Metzger haben über die Feiertage natürlich geschlossen, so dass man kein neues Fleisch kaufen kann. Ich habe ihm gesagt, dass es einzig und allein seine Schuld sei, wenn wir zum Abendessen keinen Schinken haben.«
    Dad zuckte die Achseln. »Ich habe sowieso nie behauptet, dass ich dieses kalte Fleischzeug mag. Außerdem haben wir wahrscheinlich bis März noch genügend kalten Truthahnbraten, dank diesem superfetten und superteuren Biovogel, für den wir praktisch eine Hypothek auf unser Haus aufnehmen mussten.«
    »Oh, als hätten wir nicht schon herzlich wenig Zeit, die Früchte unserer Arbeit zu genießen, musst du dich jetzt auch noch beschweren, wenn ich mir ein Mal was gönne! Wen kümmert es, dass ich sieben Tage in der Woche für das Familienunternehmen arbeite? Wen kümmert es, dass ich kaum rauskomme, mal abgesehen von meinem Literaturkreis am Donnerstagabend bei Moriarty’s, was man ja wohl kaum als ›Ausgehen‹ bezeichnen kann!«
    Ich blickte zu Gran hinüber, die offenbar ihr Hörgerät abgeschaltet hatte und jetzt über den Weihnachtsfilm im Fernsehen kicherte, ohne zu merken, dass um sie herum der Dritte Weltkrieg tobte. Hätte ich doch nur meine Ohrstöpsel mitgenommen.
    Als wir beim Dessert saßen, beschloss Mum, sich bei der Gattenschelte eine

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