Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
Vom Netzwerk:
Arme sinken und für immer bei ihm bleiben .
    Nach dem eisigen Dezember und Januar war der unerwartet milde Februar eine willkommene Überraschung. Zwei Wochen lang herrschte nahezu frühlingshaftes Wetter und ließ die strengen Wintermonate vergessen. Die Tage waren heller, die Vögel schienen lauter zu singen, und auf den Straßen lächelten die Menschen einander zu.
    Am zweiten Samstag des Monats machten sich Onkel Dudley, Tante Mags und Elvis auf die achtundzwanzig Meilen lange Reise von Kingsbury, wo Our Pol vertäut lag, zu mir nach Stourbridge. Elvis schien die Reise über Land genossen zu haben und wirkte weitaus selbstbewusster als auf dem Boot.
    Ich liebte es, wenn mich Leute zu Hause besuchten und die Räume mit Leben erfüllten. Außerdem war ich sehr stolz auf mein kleines Häuschen. Schon als ich das erste Mal von dem kleinen Parkplatz neben dem Kanal durch den Torbogen ging und die Nummer 83b, Harvest Court, betrat, wusste ich, dass ich angekommen war. Die kleine Siedlung, in der ich wohnte, bestand hauptsächlich aus großen, unscheinbaren Neunziger-Jahre-Bauten, doch die Ecke des Innenhofs, an der mein Häuschen stand, hatte ihren ganz eigenen Charme. Von dem tiefgrünen Efeu, der sich um den Eingangsbereich rankte bis hin zu dem kleinen runden Buntglasfenster rechts von der knallroten Haustür war jedes Detail in meinen Augen perfekt. Ich hatte oft über diese Ich-suche-ein-Haus-Sendungen im Fernsehen gelacht, wenn Leute mit feuchten Augen von ihrem neuen Heim schwärmten, doch als ich vor vier Jahren dieses Haus entdeckte, konnte ich das Gefühl plötzlich total verstehen.
    »Wir haben wunderbare Neuigkeiten«, sagte Onkel Dudley, der unruhig auf dem äußersten Rand des Sofas saß, als wollte er jeden Moment wieder aufspringen. »Ja, man könnte es als eine Art Durchbruch bezeichnen.«
    Sogleich begann in meinem Bauch ein ganzer Schwarm von Schmetterlingen zu flattern. Seit jenem Flashback auf der Hochzeitsfeier in der Zehntscheune hatte ich kaum an etwas anderes gedacht als an meinen hübschen Fremden. »Was ist passiert?«
    Onkel Dudley und Tante Mags grinsten wie satte, zufriedene Katzen. »Ich hatte einen Anruf von einem Kumpel«, begann Onkel Dudley, »mit dem ich bei Rover gearbeitet habe. Seine Frau hat von deinem Blog gehört und ihm gesagt, er solle sich mit mir in Verbindung setzen. Ich habe ihn zuletzt vor zehn Jahren gesehen, kannst du dir das vorstellen?«
    Tante Mags spitzte die Lippen. »Herrgott, komm endlich zur Sache, Dudley!«
    »Entschuldige, Liebste. Ihr wisst ja, wie ich bin, schweife ständig hierhin und dorthin ab. Wie auch immer«, ein Funkeln trat in seine hellblauen Augen, »Barry arbeitet jetzt als Sicherheitsbeamter, und ihr werdet nie erraten, wo …«
    »Er betreut die CCTV-Kameras in der Innenstadt!«, fiel ihm Tante Mags ins Wort. »Und es gibt eine neben der Town Hall, also ganz in der Nähe des Ortes, wo du diesem jungen Mann begegnet bist. Ist das nicht unglaublich?«
    Jetzt war ich diejenige, die unruhig auf der Sesselkante herumrutschte – soweit das bei einem Sitzsack möglich war. »Interessant!« Mein Herzschlag beschleunigte sich.
    »Also hat er ein paar Takte mit seinem Boss geredet, der sich als alter Romantiker entpuppte.« Onkel Dudley holte tief Luft und strahlte wie ein Fünfhundert-Kilowatt- Scheinwerfer. »Und jetzt kommt’s: Sie werden die Kameraaufzeichnungen des betreffenden Tages durchgehen!«
    Mir blieb die Spucke weg. »Ernsthaft? Dürfen die das denn?«
    Tante Mags kicherte: »Rein rechtlich gesehen, ist das vermutlich etwas zweifelhaft, aber für einen ehemaligen Rover-Kollegen setzt man sich über so manche Bestimmung hinweg. Vertrau einfach deinem Onkel Dudley, Schätzchen!«
    »Wow!« Mir schwirrte der Kopf angesichts dieser unglaublichen Neuigkeit. Sicher, die Wahrscheinlichkeit, dass eine CCTV-Kamera am hektischsten Einkaufstag des Jahres ausgerechnet meine Begegnung mit dem Frem den aufgezeichnet hatte, war im Grunde nahezu gleich null. Doch ich stürzte mich auf diese winzige Möglichkeit wie eine Elster auf ein Fitzelchen glitzernder Alufolie. Falls die Kamera unsere Begegnung tatsächlich aufgezeichnet hatte, und sei es auch noch so unscharf, dann hätte ich einen unwiderlegbaren Beweis dafür, dass PK existierte, und könnte endlich ein Bild in den Händen halten, statt mich auf meine spärlichen Erinnerungen zu beschränken.
    »Und wann kriegen wir Bescheid?«
    »Nächstes Wochenende wollen sie die Aufzeichnungen durchsehen.

Weitere Kostenlose Bücher