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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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»Last-Minute-Planung« gemurmelt hatte, ließ er uns auf dem Parkplatz eines riesigen, rund um die Uhr geöffneten Supermarkts in einem Außenbezir k von Birmingham antanzen. So ein Treffpunkt war an sich nichts Neues. Wenn wir auf dem Weg zu einem Auftritt waren, trafen wir D’Wayne oft auf einem abgelegenen Parkplatz und an einer Tankstelle. Doch als wir an diesem Abend auf dem Parkplatz eintrudelten, war unsere Stimmung wegen D’Waynes Geheimniskrämerei merklich gereizt.
    »Wo bleibt er denn?«, fragte Tom, während er wutschnaubend hinter dem Van hin und her tigerte. »In zwei Stunden müssen Aufbau und Soundcheck stehen.«
    »Er wird schon kommen«, erwiderte Wren zuversichtlich, obwohl die ängstlichen Blicke, mit denen sie den Eingang des Parkplatzes beobachtete, eine andere Sprache sprachen.
    Zehn Minuten später tauchte D’Waynes silbergrauer BMW auf, fuhr an den leeren Parkplatzreihen vorbei und blieb mit quietschenden Bremsen neben Jacks Van stehen. Entschuldigend die Hände erhoben, kam er zu uns.
    »Der Verkehr war total irre«, redete er sich heraus.
    »Komisch, wir hatten vor fünfundzwanzig Minuten keine Probleme«, spottete Tom.
    An D’Wayne schien das abzuprallen. »Na, jetzt sind wir ja vollzählig, oder? Also ist alles in Butter.«
    »Bis auf das winzig kleine Detail, dass wir immer noch nicht wissen, wo wir auftreten sollen«, erinnerte ihn Charlie. »Uns bleiben jetzt nur noch knapp zwei Stunden, und wenn es eine lange Fahrt wird, stecken wir ganz schön in der Scheiße.«
    »Es ist ganz in der Nähe.« D’Wayne blieb so cool, als hätte er Eiswürfel gefressen.
    »Wie nah?«, fragten wir im Chor.
    Triumphierend blickte D’Wayne in die Runde. »Genau hier, Leute!«
    Verdutzt starrten wir ihn an.
    »Auf dem Parkplatz ?«, fragte ich.
    »Nein, natürlich nicht. Das wäre Schwachsinn. Es ist dort drüben.« Er deutete in Richtung des Supermarkts, wo zwei Arbeiter gerade eine lange Reihe von Einkaufswagen abstellten, während die Kunden durch die automatischen Türen hinein- und herausströmten.
    »Wo genau? Bei der Tiefkühlkost? In der Delikatessenabteilung?« Tom war tierisch angepisst und kochte förmlich vor Wut.
    »Sie haben im Eingangsbereich eine Bühne aufgebaut«, informierte D’Wayne seine ungläubigen Schützlinge voller Stolz. »Es ist ein ›Valentin-Shopping-Event für einsame Herzen‹, und ihr seid als Band gebucht.«
    D’Wayne McDougall hatte in den zwölf Monaten als unser Manager schon so manche Schote geliefert, doch dies war sein bisher verrücktester Einfall. Während wir auf der niedrigen Bühne die Instrumente in dem riesigen Eingangsbereich aufbauten, sickerte nach und nach durch, dass D’Wayne »als verantwortlicher Entscheidungsträger« die Information über den Veranstaltungsort für sich behalten hatte, da er fürchtete, dieser könnte unsere Einstellung bezüglich des Auftritts »ungünstig beein flussen«. Zum Glück für unseren »Entscheidungsträger« hatten wir alle Hände voll mit dem Aufbau zu tun und keine Zeit, ihm gehörig die Leviten zu lesen.
    So verrückt der Einfall auch war, an Aufmerksamkeit mangelte es uns jedenfalls nicht. Als wir mit unserem ersten Set begannen, liefen mindestens zweihundert einsame Herzen herum, alle mit einem peinlichen herzförmigen rosa Namensschild an der Brust. Was die Reaktion auf uns betraf, so flippten die Leute nicht gerade aus vor Begeisterung, als sie neben den automatischen Türen eine Live-Band vorfanden, die auf einer improvisierten Bühne herumhüpfte. Während der ersten vier Songs ernteten wir von den Kunden verständnislose Blicke, und die regelmäßig ertönenden Ansagen aus den Supermarkt lautsprechern waren auch nicht gerade hilfreich für unsere Performance. Während eines Songs versuchte ich hartnäckig, das kleine Kind zu ignorieren, das nasebohrend vor der Bühne stand und mich argwöhnisch beäugte. Ein Blick auf die resignierten Mienen meiner Bandkollegen verriet mir, wie es in ihnen aussah.
    Nach einer Weile versammelten sich immer mehr einsame Herzen vor der Bühne, und am Ende des ersten Sets wurden wir mit höflichem Applaus belohnt. Erleichtert verließen wir die Bühne, um uns den Snacks zu widmen, die Frank, der fröhliche und enorm massige Supermarktmanager, für uns bereitgestellt hatte.
    »Exzellente Songauswahl, Freunde«, rief er begeistert, während er ein Tablett mit Drinks herumreichte. »Die Leute waren hin und weg.«
    »Wie man’s nimmt«, nuschelte Jack mit vollem Mund. Seine

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