Und dann kusste er mich
Aufgrund meiner Schilderung vermutet Baz, dass du deinem Unbekannten direkt unter der Town-Hall-Überwachungskamera begegnet bist. Jetzt kommt es nur darauf an, ob die Kamera zu diesem Zeitpunkt den richtigen Blickwinkel hatte.«
Außer mir vor Aufregung, drückte ich im Geist sämtliche Daumen und Zehen, die ich hatte.
Ich glaube, ich stehe kurz vor einem Durchbruch.
Im Moment ist es noch zu früh, um Genaueres zu sagen, da bin ich ein wenig abergläubisch. Doch es ist die bisher vielversprechendste Spur, die ich da verfolge, und ich bin ganz schön aufgeregt deswegen.
Mein Onkel Dudley und Tante Mags haben mich von Anfang an sehr unterstützt und waren mir eine unglaubliche Hilfe. Onkel Dudley hat für den Blog viele Ideen geliefert, ermutigende Geschichten aufgestöbert und brillant recherchiert, während Tante Mags mit ihren nahezu magischen Fähigkeiten immer genau den richtigen Kuchen zum richtigen Zeitpunkt gebacken hat. Zum Beispiel hat sie diese Woche einen Himbeerbaiserkuchen gezaubert, der perfekt ist in Zeiten großer Erwartungen, wie sie meint. Und sie hatte Recht! Ehrlich, es ist eine Gabe. Wenn ihr mir nicht glaubt, so schreibt mir eine Nachricht und berichtet, wie ihr euch gerade fühlt, und dann werde ich Tante Mags bitten, einen entsprechenden Kuchen zu empfehlen. Glaubt mir, sie wird euch das perfekte Heilmittel verordnen.
Danke übrigens für eure netten Kommentare. Ich bin überrascht, dass inzwischen schon dreißig Leute meinen Blog verfolgen, und ich weiß eure Unterstützung wirklich sehr zu schätzen. Hoffentlich habe ich bald einige spannende Neuigkeiten zu berichten!
Rom x
»Habe ich das richtig verstanden? D’Wayne hat immer noch nicht rausgelassen, wo der Veranstaltungsort ist?« Jacks ungläubige Miene sprach Bände.
Ich schüttelte den Kopf und reichte ihm eine Tasse Kaffee. »Richtig. Wren versichert, er wäre an der Sache dran, und ich hoffe um seinetwillen, dass sie Recht hat.«
Wir verließen die Miniküche über Jacks Studio und kletterten über die wackligen Stufen der Feuerleiter in das warme Aufnahmestudio zurück, wo wir uns in die ramponierten, aber immens bequemen schwarzen Ledersessel neben dem Mischpult fallen ließen.
»Angesichts der ganzen Mühe, die er neuerdings in unser Management steckt, ergibt das einfach keinen Sinn.« Jack tippte auf einen Mischpultschalter, worauf ein Demo-Arrangement aus Schlagzeug, Bass und Keyboard ertönte. »Er muss doch wissen, wo der Gig stattfindet!«
»Sollte man meinen, aber er macht aus dieser ganzen Sache ein Riesengeheimnis. Wie auch immer, erzähl mir lieber etwas über dieses Stück.«
Jack zog eine Grimasse: »Ich habe es für diesen Typ zusammengestellt, der letzte Woche hier war. Er liefert mir seine Ideen auf einem Diktaphon, und ich muss aus dem Ganzen dann irgendwas Vernünftiges zaubern. Es ist, als würde man einzelne Scherben zusammensetzen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob es den ganzen Aufwand überhaupt lohnt.«
Ich lachte: »Ach, was kann erfüllender sein, als sich in seinem eigenen Tonstudio künstlerisch zu verwirklichen!« In der Band amüsierten wir uns oft darüber, dass alle Welt glaubte, Jack führte ein glamouröses Popstarleben, obwohl seine Arbeit hauptsächlich darin bestand, sich mit Möchtegernmusikern herumzustreiten, die mehr Geld als Talent besaßen.
Er grinste: »Lebe deinen Traum, Baby, deinen Traum …«
Ich lauschte der Akkordfolge aus den großen Studiolautsprechern, und auf einmal packte es mich.
»Was ist?«
Er kannte mich in- und auswendig. Seit unserer Col legezeit komponierten wir gemeinsam Songs, und obwohl wir seltsamerweise beide mittlerweile mit Komponieren unser Geld verdienten, hatten wir unsere eigenen Songs immer nur zum Spaß geschrieben. In den acht Jahren unserer künstlerischen Zusammenarbeit hatte sich eine gemeinsame Wellenlänge entwickelt, die Jacks Freundin, Sophie, gern mit dem intuitiven Verständnis alter Ehepaare verglich. Wenn wir miteinander arbeiteten oder über Musik redeten, beendete einer oft den Satz des anderen, und einer wusste instinktiv, was der andere dachte, noch bevor er es aussprach. Ich fühlte mich in Jacks Studio wie zu Hause, weil ich hier ich selbst sein konnte – offen, gelöst und dazu imstande, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Es waren weder Erklärungen noch Rechtfertigungen nötig. Ich tauchte einfach auf, war so drauf, wie ich gerade drauf war, und überließ mich der Magie des Hier und Jetzt.
Alles in mir
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