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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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peinlichen Onkel/Vater/Freund der Familie/Schwiegermutter/Expartner der Braut oder des Bräutigams.
    Unsere zweite Hochzeit im Mai fand auf einem weitläufigen Anwesen in Oxfordshire statt, wo wir schon mehrfach aufgetreten waren. Es ist schrecklich, so etwas zu sagen – und ich weiß, dass es für die Gäste ein perfekter Tag war, an den sie sich ihr Leben lang erinnern würden –, doch in unseren Augen war diese Veranstaltung eine absolut belanglose Angelegenheit. Die Braut trug ein nichtssagendes trägerloses Kleid, und ihr Brautstrauß war in dem üblichen Rosa und Weiß gehalten. Die Mutter der Braut hatte einen großen Hut auf, die Mutter des Bräutigams eine Kreation aus Federn und Bändern. Bräutigam, Trauzeuge und der Vater der Braut hatten sich in hellgraue Anzüge mit rosa Krawatten gezwängt, in denen sie sich unwohl fühlten, und trugen graue Hüte mit sich herum, mit denen sie nichts anzufangen wussten. Die Reden waren zu lang, das Büfett kam zu spät, und die Gäste wurden draußen auf dem Rasen mit Champagner und Kanapees ruhiggestellt.
    Auffällig war, dass die Braut und der Bräutigam immer weniger Zeit miteinander verbrachten, je weiter der Abend voranschritt. Von außen betrachtet waren alle Bestandteile einer typischen Hochzeit vorhanden, und man hatte offensichtlich auch eine Menge Geld in die Feier investiert. Doch etwas fehlte an diesem glatten, perfekten Bild: Ich merkte es gleich bei der Ankunft, und es wurde beim ersten Tanz des Brautpaars bestätigt: Während sie sich halbherzig im Walzertakt drehten, hielt der Bräutigam den Blick stur über den Kopf seiner frisch angetrauten Frau hinweg gerichtet, und diese starrte eisern auf seine Schulter. Verwandte und Freunde sahen wohlwollend zu und ließen sich von dieser Darbietung offenbar täuschen. Doch mir fiel es auf und meinen Freunden genauso. Es war hohl, als wäre das Herz dieser Veranstaltung von der Planungsliste gestrichen worden.
    »Irgendwas an dieser Feier war total daneben«, bemerkte Jack anschließend auf der Heimfahrt. »Es war, als wollte man jemanden vom Bahnhof abholen und stellte dann fest, dass derjenige gar nicht im Zug saß.«
    »Genau. So eine unangenehme Feier habe ich schon lange nicht mehr erlebt«, stimmte ich zu.
    »Erinnert ihr euch an die Hochzeit, als sich das Paar auf dem Weg zur Feier total zerstritten hat?«, fragte er lachend. »So viele verdatterte Gesichter habe ich bei einem Hochzeitsempfang noch nie gesehen.«
    Im Gegensatz dazu war die Hochzeitsfeier, auf der wir am letzten Maisamstag spielen sollten, alles andere als vorhersehbar. Sie fand in Maudlem Hall statt, einem Herrenhaus im Regency-Stil, im Herzen von Jane Austens Hampshire, und sollte als ultimatives Kostümdrama in die Annalen der Pinstripes eingehen.
    Zu unserer Erleichterung unterlagen wir nicht dem allgemeinen Kostümzwang – obwohl Wren und ich insgeheim mit der Vorstellung geliebäugelt hatten, in Empirekleidern und adretten Hauben auf der Bühne herumzuwirbeln. Zweihundert Gäste waren zu der Feier geladen, die zwei Tage dauern sollte. Das glückliche Paar hatte das »Maudlem-Hall-Wochenendpaket« gebucht, wie uns Gianni, der extravagante Hochzeitsplaner erzählte, der das ganze Event organisiert hatte.
    »Dieses Paket ist einfach gi gaantisch !«, schwärmte er, während er freudig durch den großen Ballsaal trippelte, wo die abendliche Feier stattfinden würde. »Kostüme, Kutschen, wogende Brüste so weit das Auge reicht, überall attraktive Herren und züchtige Damen mit Häubchen – ein ganzes Wochenende lang! Ist das nicht un glaublich? Und das alles zu einem faaa belhaften Preis – Waahn sinn!«
    »Der ist nicht echt, oder?«, flüsterte mir Charlie zu, als wir Gianni auf einem Rundgang folgten.
    »Doch, der ist echt«, raunte Wren. »Ich nehme ihn mir für meinen Schauspielunterricht als Charakterstudie zum Vorbild.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob Jane Austen, die ja durchaus Sinn für Humor besaß, an der modernen Mittelklasseversion der Welt, die sie in ihren Romanen porträtierte, Gefallen gefunden hätte. Ich wette, dass keine ihrer Heldinnen jemals in einer Pferdekutsche aus Plexiglas zu einem Ball gefahren wäre, sich für einen livrierten Lakaien mit einem HD-Camcorder in Pose geworfen und Unmengen von »Pemberly Pimms« oder »Bennet Bourbon« in sich hineingekippt hätte, ehe sie in ihrem Korsett wild zu »Mustang Sally« herumgehüpft wäre …
    Doch das Bemerkenswerteste an dieser Hochzeit fand sich jenseits der

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