Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
Zeit ist vorbei, heute habe ich eine richtige Wohnung. Das heißt, eine wohltätige Stiftung hat mir eine Wohnung in einem ihrer umgebauten Häuser vermittelt. Die Miete ist total günstig.« Ich nannte den Namen der Stiftung, und Simon nickte.
»Also gehören Sie zu ihnen«, sagte er liebenswürdig und schien sich zu entspannen. Er kannte die Stiftung, wahrscheinlich kannte er einige ihrer Sozialarbeiter und konnte, falls nötig, Erkundigungen über mich einziehen. Vielleicht würde er das auch.
Ich war nicht sicher, ob es mir gefiel, dass er von mir redete wie von einem herrenlosen Stück Strandgut, das jemand in der Gosse aufgelesen hatte, doch in gewisser Hinsicht war das gar nicht so weit daneben. Die Dinge hatten nicht gut ausgesehen für mich, als das überraschende Wohnungsangebot für mich gekommen war.
Die Tastatur in der Zimmerecke war unterdessen verstummt. Nikki trank ihren Kaffee. Sie hatte entweder eine Zunge aus Asbest, oder sie lauschte aufmerksam. Wahrscheinlich beides, schätzte ich.
Ich erzählte von Edna, die auf dem Kirchhof lebte, und wie wir alle vertrieben worden waren und ich Edna aus den Augen verloren hatte, bis ich vor ein paar Tagen ganz zufällig auf der Camden High Street beinahe in sie gerannt war.
»Sie sagte, dass sie in einem Wohnheim untergebracht ist«, erklärte ich. »Ich wollte sie fragen, in welchem Heim, aber sie beschloss ganz plötzlich, unsere Unterhaltung zu beenden, und flitzte davon. So war sie schon immer. Es war nicht wegen irgendwas, was ich zu ihr gesagt hatte. Edna ist einfach so.«
Simon nickte, und meine Zuversicht wuchs. Edna war hier. Er kannte sie und ihre Marotten.
»Ich möchte mich überzeugen, dass es ihr gut geht«, sagte ich. »Sie redet noch immer von ihren Katzen, um die sie sich damals auf dem Kirchhof gekümmert hat, und dass man ihr die Tiere einfach weggenommen hätte. Ich möchte gar nicht daran denken, dass sie immer noch draußen auf der Straße leben könnte. Sie ist inzwischen viel zu alt dazu.« Ich hielt inne, doch keiner der beiden sagte etwas. »Ich kenne ihren Familiennamen nicht«, endete ich meine Schilderung ein wenig lahm.
Nikki hatte sich auf ihrem Stuhl in unsere Richtung gedreht. Sie hielt ihren Kaffeebecher in beiden Händen und beobachtete mich ganz genau. Ich nahm meinen eigenen Becher vom Fußboden auf, weil der Kaffee inzwischen erstens kalt genug war, um ihn gefahrlos zu trinken, und weil ich zweitens etwas brauchte, um mich von meiner Nervosität abzulenken. Bonnie hatte es sich vor dem Kamin bequem gemacht und betrachtete aufmerksam und mit gespitzten Ohren die goldenen und silbernen Tannenzapfen auf dem Kamingrill. Wahrscheinlich lebten Spinnen darin. Bonnie jagt bereits seit einer ganzen Weile eine dicke fette Spinne, die immer abends aus ihrem Versteck kommt und über meinen Teppich flitzt. Sobald Bonnie die Spinne entdeckt hat, dreht sich diese auf den Rücken und stellt sich tot: Bonnie verliert das Interesse und wendet sich ab. Dann plötzlich erwacht die Spinne wieder zum Leben und setzt ihre nächtliche Insektenjagd fort. Zusammengefasst bedeutet es, dass eine gewöhnliche Hausspinne intelligenter ist als meine kleine Hündin.
Simon hatte den Kopf gedreht und wechselte Blicke mit Nikki. Sie nickte beinahe unmerklich. Er wandte sich wieder zu mir.
»Wie ich bereits sagte, normalerweise geben wir keine Informationen über unsere Bewohner an Außenstehende weiter«, sagte er. »Die Menschen sind nicht immer so offen über ihre Beweggründe, warum sie jemanden suchen, und die betroffene Person ist vielleicht überhaupt nicht erbaut darüber. Bei jüngeren Menschen ist es ganz besonders schwierig, auch wenn wir nicht allzu viele junge Leute bei uns haben. Wir sind eine kleine Stiftung, genauso unbedeutend wie jene, die Sie bei sich aufgenommen hat. Das hat den Vorteil, dass wir unsere Bewohner viel besser kennen lernen, als dies in einer der großen Organisationen überhaupt möglich wäre. Wir betrachten uns hier wie eine große Familie, wissen Sie?« Er schien etwas in meinem Gesicht gesehen zu haben, denn er grinste ironisch. »Sie denken wahrscheinlich, dass es eine ziemlich dysfunktionale Familie sein muss, wie? Aber wir sind nicht mehr und nicht weniger dysfunktional als andere Familien im herkömmlichen Sinn.«
Ich dachte an meine eigene Familie zurück. Wir waren ziemlich dysfunktional gewesen. Ich nickte, doch ich fühlte mich ein wenig schuldig, weil ich Simon und Nikki nichts von dem Mann in den
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