Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
ganz in Weiß oder irgendwelche sehr hellen Farben gekleidet, und wie schon zuvor wandte er sich ab und verschwand um die Ecke, sobald ihm bewusst wurde, dass ich ihn erspäht hatte.
Das war der Grund, warum er immer an Häuserecken stand und wartete. Es standen ihm mehrere Fluchtrouten zur Auswahl.
»Diesmal nicht, Freundchen! Ganz sicher nicht!«, murmelte ich grimmig. »Diesmal entkommst du mir nicht so ohne weiteres.«
KAPITEL 3
Ich rannte über die Straße und um die Ecke, hinter der er verschwunden war. Vor mir erstreckte sich eine weitere Wohnstraße, gesäumt mit Häusern ähnlich dem, das ich gerade verlassen hatte. Zu meiner großen Überraschung waren keine Fußgänger auf den Bürgersteigen unterwegs – und von dem Mann mit der weißen Kappe war keine Spur zu sehen! Er war einfach verschwunden. Ich konnte es nicht fassen. Ich stand mit offenem Mund da und gaffte.
Es waren zwei Leute auf der Straße, Anstreicher in verschmierten Overalls, die vor einem Lieferwagen standen und Leitern und Eimer einluden.
Ich eilte zu ihnen. »Hallo!«
Sie unterbrachen ihre Arbeit und musterten mich. Einer der beiden war klein mit lockigem, blondem Haar, der andere groß mit glattem, schulterlangem dunklem Haar. Tom und Jerry – oder Jerry und Tom, je nachdem, von welcher Seite man es sehen will.
»Hallo Süße«, erwiderte Jerry meinen Gruß.
»Bitte entschuldigen Sie die Störung«, sagte ich. »Ich dachte, ich hätte einen Freund um die Ecke in diese Straße einbiegen sehen und bin ihm hinterhergelaufen, aber jetzt ist er verschwunden. Sie haben nicht zufällig jemanden bemerkt? Er ist jung und trägt eine weiße Baseballmütze und ein T-Shirt.«
Sie wechselten Blicke und schüttelten die Köpfe.
»Sorry, Zuckerschnute«, sagte Tom.
»Wir haben da drin gearbeitet.« Jerry nickte mit dem Lockenkopf in Richtung des Hauses hinter uns. Ich drehte mich um. Die Haustür stand offen, und ich erkannte, dass das gesamte Haus unbewohnt war und offensichtlich renoviert wurde.
»Drei Wohnungen«, fuhr Jerry fort. »Jede einzelne davon mindestens dreihundert Riesen. Soll man das für möglich halten?«
»Ja«, antwortete ich. »Na ja, wenigstens sind sie frisch renoviert.«
»Sicher«, sagte Tom. »Neue Badezimmer, neue Küchen. Keine Ahnung, was die Elektrik angeht. Man sollte ein Auge auf die Elektrik haben in diesen alten Kästen.«
»Dielen«, sagte Jerry rätselhaft.
»Ja. Auch auf die Dielen«, stimmte sein Kollege zu.
Wir hatten genug Zeit auf die Innenausstattung verschwendet. »Hören Sie«, sagte ich. »Ich weiß, sie haben eine Menge zu tun und auf nichts anderes als auf Ihre Arbeit geachtet, aber sind Sie sicher, dass Sie nicht rein zufällig gesehen haben, wie jemand vorbeigekommen ist? Selbst wenn Sie nicht hingesehen haben oder so, vielleicht haben Sie ihn aus den Augenwinkeln bemerkt.«
Sie schüttelten die Köpfe.
»Sorry«, sagte Tom.
»Vielleicht gibst du dich ja mit einem von uns zufrieden?«, bot Jerry an.
Ich dankte ihm. »Vielleicht ein andermal.« Wir verabschiedeten uns freundlich.
Ich begab mich auf den Heimweg, ein Opfer turbulenter Emotionen wie die Heldin in dem viktorianischen Melodram, als die Ganesh mich so gerne hinstellte. Ich wollte mir die Haare raufen, so kurz sie auch waren, und mir gegen die Brust schlagen (ich bin ein wenig defizitär in diesem Bereich, zugegeben – ich werde sicher niemals als Model für Spitzenunterwäsche arbeiten), doch ich konnte nichts weiter tun, als andere Passanten finster anstarren, bis sie erschrocken ihre Schritte beschleunigten. Verständlich, dass andere Menschen mich zuweilen als befremdlich empfinden.
Ich hatte ihn gesehen, verdammt! Mit meinen Augen war alles in Ordnung – es war keine Einbildung gewesen. Ich war niemand, der mit verbotenen Substanzen hantierte. Er war dort gewesen, an der Ecke, und er hatte mich gesehen. Ich hatte ihn erkannt, er hatte mich erkannt. Einmal mehr hatte er sich als zu schnell und zu gerissen für mich erwiesen. Vor dieser Begegnung war es nur um Edna gegangen. Jetzt wurde es zu etwas Persönlichem. Dieser Kerl lief Kreise um mich herum. Es war eine Frage der Ehre. Ich werde dich aufspüren, Kerl, versprach ich mir. Du wirst mich nicht wieder wie eine blutige Anfängerin aussehen lassen. Ich werde Ganesh beweisen, dass du mehr als nur eine eingebildete Gefahr für Edna bist.
Ich ging zum Zeitungsladen. Auf dem Weg hinein begegnete ich einem Kunden, der die Frühausgabe des Evening Standard unter den Arm
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