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Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones

Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones

Titel: Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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Als ich bei der Ecke ankam, sah ich, dass sie einen gehörigen Vorsprung vor mir hatte. Sie bewegte sich sehr viel schneller, als es den Anschein hatte. Ich blickte mich um. Niemand schien sich für Edna oder mich zu interessieren.
    Sie zu beschatten war langweilig und faszinierend zugleich. Wenn sie über eine Katze stolperte, blieb sie manchmal stehen und redete stundenlang auf das Tier ein. Die Katze rieb sich an ihr, und manchmal, wenn ich nah genug stand, konnte ich ihr lautes Schnurren hören. Sie sahen aus wie alte Bekannte, die sich auf der Straße getroffen hatten und ein Schwätzchen hielten. Wenn Edna einen Papierkorb entdeckte, öffnete sie den Deckel und kramte darin herum. Hin und wieder fand sie dabei Dinge, die sie als nützlich erachtete, und stopfte sie in eine zerknitterte Plastiktüte, die sie aus der Tasche gezogen hatte. Nach und nach wurde die Tüte immer voller. Freude spiegelte sich auf Ednas Gesicht, als sie eine Rosenblüte auf dem Bürgersteig vor einem Blumengeschäft liegen sah, die von einem teuren Strauß abgebrochen war. Sie hob die Blüte auf, glättete die zerknitterten Blütenblätter behutsam mit dem Zeigefinger und hielt sich die Blüte an die Nase, bevor sie sie vorsichtig im Knopfloch ihres alten, weiten Mantels befestigte. Sie übersah nichts, überging nichts.
    Was sie zu meiner Überraschung nicht tat, war anhalten und ausruhen. Für jemanden ihres Alters war das eine bemerkenswerte Leistung, ein unübersehbarer Hinweis darauf, wie fit sie war, trotz allem gegenteiligen Anschein. Sie war es gewöhnt, unterwegs zu sein, und mir blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    Irgendwann erreichten wir die Finchley Road mit ihren vornehmen Vorstadthäusern und einem hübschen Kindergarten. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was Edna hierhergeführt haben mochte. Ganz urplötzlich bog die wankende Gestalt vor mir nach rechts ab und betrat eine Seitengasse. Was hatte sie nun schon wieder vor? Ich entdeckte ein kleines Schild und erkannte erschrocken, dass sie offensichtlich zum Golders Green Krematorium wollte.
    Doch ich hatte mich geirrt. Sie ignorierte das massige Gebäude aus roten Ziegeln mit seinen Kapellen und überquerte die Straße, um durch das gleichermaßen beeindruckende Tor des jüdischen Friedhofs auf der gegenüberliegenden Seite zu wackeln.
    Was nun?
    Ich folgte ihr nervös und in ausreichendem Abstand. Vor uns lag ein weiteres rotes Ziegelsteingebäude. Edna trottete an der Seite entlang, und ich folgte ihr nach kurzem Zögern diskret. Zu meiner Rechten lag ein ausgedehntes Areal mit Gräbern, umgeben von sauber gerechtem Kies. In einiger Entfernung arbeitete ein Gärtner oder Friedhofswärter, doch von Edna war keine Spur zu sehen. Dann blickte ich nach links und bemerkte aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf Ednas breite Gestalt, die sich zwischen älteren Gräberreihen mit kunstvollen Grabsteinen hindurch von mir entfernte, und ich folgte ihr, so unauffällig wie es ging.
    Dort war sie. Sie hatte sich ein Stück den Kiespfad hinunter auf einer Steinbank, die von Rosenbüschen gesäumt war, niedergelassen. Es schien ein vertrauter Ort für sie zu sein.
    Das hätte mich nicht überraschen müssen. Als ich Edna kennen gelernt hatte, hatte sie auf einem Friedhof gelebt. Sie liebte Friedhöfe. Es waren vornehme, würdevolle Orte, zu denen selten Besucher kamen und niemals zufällige Passanten. Niemand belästigte sie auf einem Friedhof. Die Gesellschaft der Toten störte sie nicht im Geringsten. Als lebende Gesellschaft hatte sie üblicherweise Vögel und Schmetterlinge und Butterblumen und kleine Säugetiere, all die Freunde, die sie wollte oder brauchte. Es sah danach aus, als würde sie für eine Weile dort bleiben, also zog ich mich zu dem roten Ziegelsteingebäude zurück und entdeckte dahinter ein weiteres Gebäude, von dem ich bei näherem Hinsehen feststellte, dass es ein Toilettenhäuschen war. Ich beschloss, mich zu erleichtern. Ich wusste nicht, wie lange ich noch unterwegs sein und ob ich eine zweite Chance erhalten würde.
    Als ich wieder nach draußen kam, saß Edna immer noch auf ihrer Steinbank. Sie hatte irgendetwas aus ihrer Plastiktüte genommen und drehte es zwischen den Fingern. Es war eines ihrer Beutestücke aus einer der Mülltonnen am Straßenrand. Ich nahm an, dass es sie nicht vergiften würde – die Leute werfen häufig Essen weg, obwohl es noch völlig in Ordnung ist. Doch Edna

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