Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
Simon und Nikki«, sagte sie an die beiden gewandt. »Aber ich muss wirklich erfahren, was es damit auf sich hat, deswegen muss ich jetzt los. Ich hoffe, Sie haben keine Einwände. Es war nett, Sie kennen gelernt zu haben, Fran.«
Simon und Nikki hasteten los, um Jessica zur Tür zu eskortieren. Ich blieb im Büro zurück und betrachtete einen halb leergetrunkenen Becher Kaffee, welcher allein gelassen neben Jessicas Sessel auf dem Fußboden stand. Auf der abkühlenden Oberfläche der Flüssigkeit bildete sich eine dünne Haut. Draußen auf dem Gang hörte ich durch die geschlossene Tür hindurch das Gemurmel ihrer Stimmen, dann das Schlagen der Haustür und die zurückkehrenden Schritte. Hastig entfaltete ich das Blatt Papier, das Jessica mir gegeben hatte. Darauf standen eine Telefonnummer eines Londoner Außenbezirks sowie der Name »J. Davis«. Also das war ihr Nachname. Ich steckte das Blatt in meine Tasche zu Janice Morgans Visitenkarte, während die Zimmertür geöffnet wurde und Nikki hereinstürmte, dicht gefolgt von Simon. Sie stürzten sich in einem gemeinsamen Angriff auf mich.
»Was hat das zu bedeuten, Fran?«, verlangte Nikki zu erfahren. »Und was um alles in der Welt hat das alles mit unserer Edna zu tun?«
»Das würden wir alle gerne wissen, nicht wahr?«, erwiderte ich.
»Wird es unsere Arbeit hier im Wohnheim beeinträchtigen, und falls ja, wie stark?«, fragte Simon. »Unsere Bewohner sind sensible Menschen mit großen persönlichen Problemen.«
»Um ganz aufrichtig zu sein, ich interessiere mich nicht für Ihre Arbeit hier«, sagte ich. »Mein einziges Interesse gilt Edna. Wo ist sie überhaupt?«
Simon winkte ärgerlich in Richtung Fenster. »Irgendwo draußen, wo sonst … sie kommt nicht vor heute Abend wieder zurück.«
»Ich hoffe jedenfalls, dass sie zurückkommt«, sagte ich zu ihm. »Duane Gardner starb unter rätselhaften Umständen. Die Polizei untersucht die Angelegenheit. Jemand muss ein Auge auf Edna haben. Sie ist nicht sicher. Irgendjemand scheint es auf sie abgesehen zu haben. Jemand, der möglicherweise nicht vor Gewalt zurückschreckt.«
»Niemand würde ihr Gewalt antun!«, protestierte Simon. »Sie ist vollkommen harmlos, und sie lebt in ihrer eigenen Welt. Sie würde überhaupt nicht verstehen, was jemand von ihr will, und sie würde ganz sicher nicht begreifen, wenn sie in Gefahr schwebt. Das heißt, falls Sie Recht haben mit Ihrer Theorie.« Er blickte mich unter gehobenen Augenbrauen hervor an, als wollte er mich beschwören zu sagen, dass ich übertrieben hatte.
»Ich weiß nicht, ob ich Recht habe mit meiner Theorie!«, schnappte ich zurück. »Ich will lediglich, dass alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden! Können Sie nicht versuchen, Edna wenigstens für ein paar Tage im Haus zu behalten?«
»Nein.« Nikki schüttelte den kurz geschorenen Kopf. »Das ist völlig unmöglich! Sie geht bei jedem Wetter raus, ob es regnet oder die Sonne scheint, gleich als Erstes jeden Morgen. Sie ist ein zähes altes Huhn. Die einzige Möglichkeit, sie hier festzuhalten, wäre, ihr Beruhigungsmittel zu verabreichen.«
»Das können Sie nicht tun!«, rief ich erschrocken.
»Nein, nein, keine Sorge, selbstverständlich nicht!«, versicherte mir Simon hastig. »Erstens brauchten wir dazu einen Arzt, der die Notwendigkeit bescheinigt, und zweitens würde man sie dazu in eine psychiatrische Anstalt verlegen – und wir versuchen alles, damit sie nicht dorthin kommt! Das ist der Zweck dieses Wohnheims! Sie müssen doch bemerkt haben, dass all unsere Bewohner, oder zumindest die meisten, mit mentalen Problemen zu uns kommen. Wir sind natürlich keine Klinik, und wir sind auch keine Institution. Unser Zweck ist es, Sicherheit und Unterstützung zu bieten. Den Rest überlassen wir den Profis. Hören Sie, Nikki und ich tun unser Bestes, okay? Ganz ehrlich, ich weiß ja, dass Sie es aufrichtig meinen, aber ich kann einfach nicht glauben, dass unsere Edna in Gefahr schweben soll!« Er blickte auf seine Armbanduhr. »Es ist fünf Uhr. Wir haben um halb sieben Abendessen. Nikki und ich müssen es vorbereiten, also müssen wir jetzt gleich in die Küche rüber. Sandra hilft uns dabei. Unter Aufsicht natürlich«, fügte er hinzu.
Eine Küche kann ein sehr gefährlicher Ort sein, voller scharfer Gegenstände und Gelegenheiten für jemanden mit einem gestörten Verstand. Hoffentlich behielten sie Sandra genau im Auge.
»Edna kommt zur Abendessenszeit nach Hause«,
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