und das Geheimnis der Saerge
Kopfbewegung kommandierte er seine Freunde in die hintere Ecke der Kirche. Hier waren sie unter sich.
»Ich habe die Frau nach der Diebstahlsicherung gefragt«, berichtete Alexandra. »Daraufhin hat sie uns ziemlich sonderbar angeguckt.«
»Und dann?«, wollte Justus wissen.
»… wollte ich wissen, ob es vorkommt, dass Figuren von einem Seitenaltar zum anderen gebracht werden. Aber sie hat so getan, als hätte sie die Frage nicht gehört. Stattdessen hat sie irgendetwas über den Kunstverstand mancher Besucher gesagt!« Alexandra schien sich für das merkwürdige Benehmen der Führerin zu genieren. »Bejaht hat sie nur, dass Statuen auch an Ausstellungen verliehen werden.«
»Vielleicht wissen wir bald mehr«, sagte Justus und berichtete von seiner Begegnung mit dem Mönch.
Bruder Benedikt beichtet
Für einen Mönch ziemlich lässig saß er auf der kleinen Steinbank im hintersten Teil des Kreuzgangs. Er hatte die Kapuze abgenommen, trug dafür aber eine dunkle Sonnenbrille. Als Justus, Bob und Alexandra auftauchten, erhob er sich.
Peter hatte beschlossen, nicht mitzukommen, sondern sich auf dem Gelände des Klosters umzusehen. Er wollte weitere Informationen über Statuen, Ausstellungen und vielleicht auch über Diebstähle sammeln.
Ohne den dreien die Hand zu geben, nannte der Mönch seinen Namen: Bruder Benedikt aus Neresheim. »Das ist ein Kloster in der Nähe«, sagte er nicht besonders präzise und schlug vor, in den Garten neben dem Kreuzgang zu gehen. Beinahe verkleidet sieht er aus, mit seinem dichten Vollbart und den langen schwarzen Haaren, dachte Justus, als sie dem Mann folgten.
Hinter einem Spitzbogen erstreckte sich eine quadratische, ziemlich verwilderte Grünanlage. In der Mitte war eine Wiese, übersät mit Margeriten. An den Ecken blühten fast mannshoch Lavendelbüsche, die einen betörenden Duft verbreiteten und von Dutzenden Insekten umschwirrt wurden. Der Mönch ging zu einer verwitterten Holzbank, die im Halbschatten eines Essigbaums stand. Justus, Bob und Alexandra setzten sich, Benedikt ließ sich im Gras nieder.
»Was wissen Sie von dem Harfenspieler«, kam Justus dem Mönch zuvor. Aber Benedikt überhörte die Frage einfach und erzählte, dass die Kirche in Zwiefalten erst vor kurzem renoviert worden war. Seinen Blick zu Boden gerichtet schwärmte er geradezu von den üppigen Deckenfresken, von den vergoldeten Säulen und der Madonna mit dem Kinde, die in einem Strahlenkranz den Altar zierte.
»Das haben wir gesehen«, unterbrach ihn der Erste Detektiv, obwohl es nicht ganz stimmte. Nachdem Bob und er den Austausch der Statuen entdeckt hatten, waren sie zu abgelenkt gewesen, um sich weiter mit der prachtvollen Ausgestaltung der Abteikirche zu beschäftigen.
Ohne aufzusehen, brach Benedikt seine Lektion ab. »Ich habe euch belauscht.« Er machte eine Pause, als erwarte er einen Tadel. Aber die drei starrten ihn nur erwartungsvoll an. »Ihr habt von Barbara gesprochen. Seit drei Wochen ist sie fort. Es heißt, zur Restaurierung. Und seither spielt der Harfenspieler Harfe.«
Justus fiel auf, wie abgehackt Benedikt plötzlich sprach. »Wie haben Sie uns belauscht?«, kehrte Bob an den Ausgangspunkt dieser überraschenden Eröffnung zurück. »Sie waren doch gar nicht in unserer Nähe.«
»Ihr kommt doch aus Amerika, das höre ich. Dann wart ihr sicher schon in Washington. Im Capitol.« Die drei sahen den Mann verwundert an. »Unter der Kuppel gibt es eine Stelle, von der aus man genau hören kann, was zwanzig oder dreißig Meter entfernt gesprochen wird.«
Justus schickte einen fragenden Blick zu Alexandra hinüber. Sie zog bloß die Augenbrauen hoch.
»Und was glauben Sie, wo Barbara ist?«, fragte Bob.
» Ihr habt sie doch gesehen«, erwiderte Benedikt.
An seiner Lippe zupfend, überschlug Justus blitzschnell, was sie über die Särge zusammengetragen hatten. Wusste Benedikt davon, oder spekulierte er herum? »Wurde sie gestohlen?«, hörte sich Justus fragen. Der Mönch reagierte nicht.
»Haben wir Recht?«, drängte Bob, aber Benedikt schwieg.
»Wie hoch ist das Lösegeld, das für die Rückgabe gezahlt werden muss?« Der Erste Detektiv hatte seiner Stimme einen drohenden Unterton gegeben.
Ihr Gegenüber blieb stumm. Das Summen der Bienen dröhnte Justus plötzlich in den Ohren. Er spürte die Hitze und fühlte, wie sein Hemd am Körper klebte. »Warum haben Sie uns hierher gelockt?«, schrie er. Benedikt blieb regungslos. Justus musste sich zusammenreißen, um nicht
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