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und das Geheimnis der Tuerme

und das Geheimnis der Tuerme

Titel: und das Geheimnis der Tuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheridan Winn
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Hintertreppe rauf, die große Mahagonitreppe wieder hinunter – sie drehten Runde um Runde um Runde. Jedes Mal, wenn sie im zweiten Stock an Charles vorbeikamen, schnappte der sich seine Kamera, weil er befürchtete, sie könnten sie umstoßen.
    »Unhold!«, ertönte eine laute Stimme.
    Charles fuhr herum und beugte sich über das Treppengeländer, um einen Blick in die große Halle zu werfen.
    »Ich befehle dir«, sagte der Maharadscha, der an der Eingangstür stand, zu Loulou de Sylvester, »ich befehle dir, mir zu sagen, wo der Schatz verborgen ist!«
    Daraufhin trat Loulou einen Schritt zurück, hob die Hände abwehrend hoch und schrie: »Wenn du mich tötest, wird das Geheimnis mit mir sterben! Ich sehe vielleicht aus wie ein kleines Dummchen, aber mein Herz ist eine uneinnehmbare Festung! Ich werde es nie, niemals verraten!« Mit diesen Worten ließ sie sich ohnmächtig zu Boden sinken.
    Dann stimmte die Mächtige Masitschka lautes Gebrüll an und ließ ihre Hantel auf dem Treppenabsatz im dritten Stock über ihrem Kopf kreisen. Gleichzeitig sagte Lord von Zahnweiß: »Welche Sorte Kompost würden Sie für Dahlien empfehlen?«, stolperte über seine Füße und fiel um.
    Charles verzog genervt das Gesicht. Was zum Teufel soll das Ganze?, fragte er sich. Sie reden kompletten Unsinn. Er seufzte. Es wäre schön, zur Abwechslung mal meine Ruhe zu haben, dachte er. Die Zeit wurde knapp und er wollte endlich mit seiner Arbeit fertig werden.
    Als nächstes polterten die Mächtige Masitschka und Loulou de Sylvester die Stufen hinunter und diskutierten dabei lauthals die Vorzüge von glitzerndem lila Lidschatten, während der Maharadscha von Kanschascharripalli und Lord von Zahnweiß sich einen erbitterten Schwertkampf auf dem Treppenabsatz im ersten Stock lieferten.
    »Was tut ihr da?«, fragte Charles als der Lord an ihm vorbeipreschte.
    »Ein Stück aufführen, natürlich! Was dachtest du denn?«
    Charles biss die Zähne zusammen. Ottalie und Colin waren nicht zu Hause. Marilyn Cantrip schien keine Notiz von dem Tohuwabohu zu nehmen. Sie war bisher nicht aus der Küche gekommen, um ihre Enkelinnen zu bitten, etwas leiser zu sein oder auf seine Ausrüstung achtzugeben. Dabei versuchte er gerade, eine besonders heikle Aufnahme zu machen, von einem Porträt, das man nicht einfach von der Wand nehmen konnte, weil es dafür zu schwer war und es ziemlich weit oben hing.
    Während die Mädchen weiter lärmend durch das Haus zogen, versuchte Charles sich zu konzentrieren. Ich muss heute mit diesem Stockwerk fertig werden, dachte er. Ich muss dieses Geschrei so gut wie möglich ignorieren und darf die Schwestern nicht länger beachten.
     
    Die Schwestern verschwanden nicht alle auf einmal. Sie machten sich eine nach der anderen auf den Weg in den Westturm. Lord von Zahnweiß ging als erster, während der Maharadscha und die Mächtige Masitschka im Wohnzimmer darüber stritten, wem die Ehre gebühre, den Heißluftballon erfunden zu haben. Unterdessen tanzte Loulou im dritten Stock den Charleston.
    Bevor sie zum Westturm aufbrach, gab die Mächtige Masitschka eine letzte Vorstellung in der großen Halle. Sie stand vor der Haustür und gab vor, ein Gewicht zu heben, das so schwer war, dass sie darunter zusammenbrach. Als sie zu Boden sank, verlor sie ihre blonde Perücke. Sie lag so lange reglos da, dass Charles schon dachte, sie habe sich ernsthaft verletzt. Aber als er sich das nächste Mal nach ihr umdrehte, waren die Mächtige Masitschka und ihre Perücke verschwunden.
    Von oben ertönte mit einem Mal ein unglaubliches Getöse, als der Maharadscha den Flur im zweiten Stock entlangstapfte und dabei Rudyard Kiplings berühmte Ballade »Die Bürde des Weißen Mannes« vortrug. Und das nicht gerade leise.
    »Ergreift die Bürde des Weißen Mannes«, tönte der Maharadscha.
    »die wüsten Kriege des Friedens –
    füllt den Mund des Hungers …«
    Das ist ja grauenvoll, dachte Charles. Ich wünschte, diese verdammten Gören würden endlich die Klappe halten!
    Er versuchte sich wieder auf seine Arbeit zu konzentrieren. Wie leuchte ich dieses Bild hier am besten aus, überlegte er und betrachtete das riesige Porträt von Arthur Cantrip prüfend.
    Er nahm die rezitierende Stimme des Maharadschas, die vom dritten Stock zu ihm herunterdrang, kaum noch wahr.
    »und wenn euer Ziel ganz nah ist …«
    Als das Getöse allmählich leiser wurde, war Charles richtiggehend überrascht. Die wundervolle Stille, die endlich im Haus

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