und das Hexenhandy
Reporterin postierte sich vor der Kamera, die ihr Assistent auf der Schulter hielt, und griff auf sein Zeichen hin nach ihrem Mikrofon.
»Ich befinde mich hier in der Empfangshalle von ›Vanity Phone World‹, einem Unternehmen, dem aller Wahrscheinlichkeit nach ein Strafverfahren bevorsteht, über dessen Hintergründe wir gleich mehr erfahren werden. Die Pressekonferenz beginnt in wenigen Minuten. Diese Zeit werde ich nutzen, um dem Herrn hier am Empfang vorweg einige Fragen zu stellen.« Jenny Collins drehte sich zur Seite. »Halt drauf, Larry!«, zischte sie ihrem Partner zu.
»Verlassen Sie sofort das Gebäude!« Der Herr schoss, für sein Alter überraschend schnell, erregt hinter dem Tresen hervor und hielt seine rechte Handinnenfläche direkt vor das Kameraobjektiv. »Von einer seriösen Berichterstattung haben Sie und Ihr Sender noch nie etwas verstanden! Ich werde unserer Presseabteilung raten, Sie von der Konferenz auszuschließen.«
Doch die Reporterin dachte nicht im Traum daran, das Feld zu räumen. »Ich lasse mich nicht abschütteln und werde die Zusammenhänge noch heute aufklären! Verständigen Sie ruhig die Polizei.« Demonstrativ verschränkte sie die Arme. »Ich werde hier auf diesem Fleck auf sie warten und alles mit der Kamera festhalten!«
Die gegenwärtige Situation erschien dem Ersten Detektiv äußerst günstig. Mit einem Räuspern trat er an den aufgebrachten Herrn heran.
»Entschuldigen Sie vielmals, Sir, aber unser Chef wird wirklich sauer, wenn wir zu spät kommen. Außerdem meinte er, dass Mrs Fancy …«
»Wie? – Was?« Unwillkürlich fuhr der Herr herum. Die drei ??? schien er völlig vergessen zu haben. »Das Päckchen? Ach ja … Zimmer sechshundertfünfzehn, sechster Stock!« Schon wandte er sich wieder Mrs Collins zu.
Flink huschten Justus, Peter und Bob in die bereits offen stehende Fahrstuhlkabine. Als sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten, atmeten sie erleichtert auf.
»Du hast mehr Glück als Verstand«, raunte Peter Justus zu. »Das mag bei einem Superhirn wie dir schon was heißen.«
Der Erste Detektiv hörte gar nicht zu und knetete wie besessen an seiner Unterlippe. »Habt ihr verstanden, wie das mit der Strafanzeige gemeint war, von der Jenny Collins eben sprach?«
Die Frage blieb vorerst im Raum stehen, denn schon hatte der Fahrstuhl das Ziel erreicht. Die Türen schwangen zur Seite und gaben den Blick auf einen langen, hell erleuchteten Flur frei.
»Die Chefetage …«, entwich es Peter beinahe ehrfürchtig. »Bis hierhin haben wir es schon mal geschafft, Just.«
Als die drei Detektive die Fahrstuhlkabine verließen, war außer ihnen niemand zu sehen. Der weiche, taubenblaue Teppich schluckte jedes Geräusch ihrer Schritte. Vor einer Tür, neben der ein metallenes Schild angeschraubt war, blieb Justus stehen. Unter der Zimmernummer stand der Name ›Bob Acer‹.
»Dein Namensvetter«, raunte Justus seinem Freund ins Ohr. Dann klopfte er an.
»Ja bitte?«, drang eine heisere Stimme durch die Tür.
Der Erste Detektiv drückte die Klinke herunter und trat mit seinen Freunden ein. In dem karg, aber luxuriös möblierten Vorzimmer saßen zwei Sekretärinnen vor ihren Monitoren. Sie waren eifrig damit beschäftigt, Texte einzugeben.
»Sie wünschen?« Eine der Frauen erhob sich hinter ihrem Schreibtisch und blickte die drei Detektive über ihre randlose Lesebrille hinweg fragend an.
»Entschuldigen Sie die Störung. Mein Name ist Justus Jonas und das sind meine Freunde Peter Shaw und Bob Andrews. Wir würden gern kurz mit Mr Acer sprechen. Ob er wohl zwei Minuten Zeit für uns aufbringen könnte?«
Die Sekretärin warf einen irritierten Blick auf ihren Terminkalender. »Sie sind nicht angemeldet, sehe ich das richtig?«
»Wer seid ihr denn?«, ertönte plötzlich eine scharfe Stimme hinter Justus. Erschrocken fuhr der Erste Detektiv herum. Im Türrahmen zum Flur erschien ein großer, korpulenter Mann mit lichtem Haaransatz. »Was haben diese Bengel hier zu suchen, Mrs Fancy?«
»Sind Sie Mr Acer, der Chef von ›Vanity Phone World‹?« Der Erste Detektiv streckte dem Mann die Hand entgegen. »Ich bin Justus Jonas und würde gern zusammen mit meinen beiden Freunden mit Ihnen persönlich sprechen.«
Peter war die Situation äußerst unangenehm. Er vermied den direkten Blickkontakt mit Mr Acer und fixierte stattdessen die andere Sekretärin. Mit dem Rücken zu ihnen starrte sie konzentriert auf den Monitor und nahm nicht die geringste Notiz
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