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und das Pergament des Todes

und das Pergament des Todes

Titel: und das Pergament des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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innerhalb der Freien Königreiche auftauche, sind die Leute immer schrecklich aufgeregt, gratulieren mir, preisen mich oder bitten um meinen Segen. Sie sehen alle nur den Fisch. Sie sind dermaßen auf das große Bild eingestellt– dass ich angeblich die Welt vor den Bibliothekaren gerettet habe–, dass sie die Tatsachen vollkommen ignorieren. Sie sehen nicht, wer ich wirklich bin oder welchen Preis mein vermeintlicher Ruhm hatte.
    Und deshalb schreibe ich meine Autobiografie. Ich will euch zeigen, wie man den Fisch ignoriert und sich stattdessen auf die Schuhe konzentriert. Fisch und Schuhe. Immer daran denken.
    »A lcatraz!«, rief jemand, was mich prompt weckte. Verschlafen öffnete ich die Augen und setzte mich auf.
    Ich hatte von einem Wolf geträumt. Einem Wolf aus Metall, der die ganze Zeit gerannt war, zielstrebig, und immer näher gekommen war.
    Er kommt, dachte ich. Der Jäger. Von den Gebeinen des Schreibers. Er ist nicht tot.
    »A lcatraz!« Ich drehte mich um, um herauszufinden, woher das Geräusch kam, und wurde mit einem atemberaubenden Anblick konfrontiert. Mein Großvater stand nur wenige Schritte von mir entfernt.
    »G randpa Smedry!«, schrie ich und rappelte mich auf.
    Ja, wirklich, es war der alte Mann, erkennbar an seinem buschigen weißen Schnurrbart und dem weißen Haarkranz, der sich um seinen Hinterkopf zog.
    »G randpa!« Ich stürzte auf ihn zu. »W o hast du denn gesteckt?«
    Grandpa Smedry schien verwirrt zu sein und blickte kurz über die Schulter. Dann legte er den Kopf schief und sah mich fragend an. »W as?«
    Ich verlangsamte meine Schritte. Warum trug er Fährtenspürlinsen und nicht seine Okulatorenlinsen? Und jetzt, wo ich genauer hinsah, kam mir auch seine Kleidung ziemlich seltsam vor. Pinkfarbene Tunika und Hosen.
    »A lcatraz?«, fragte Grandpa Smedry. »W ovon redest du?« Seine Stimme war viel zu feminin. Eigentlich klang sie wie die von…
    »A ustralia?«, fragte ich fassungslos.
    »U ps!«, meinte er/sie plötzlich und riss entsetzt die Augen auf. Der Doppelgänger kletterte über den steinigen Untergrund zu den Rucksäcken hinüber, zog einen Spiegel hervor und stöhnte. »O h, versplittertes Glas noch mal!«
    Hinten im Zelt erwachte Kaz und blinzelte zu uns herüber. Dann setzte er sich auf und kicherte.
    »W as denn?«, fragte ich mit einem Blick zu ihm.
    »M ein Talent«, antwortete Australia mürrisch. »I ch habe dich doch gewarnt, oder nicht? Manchmal sehe ich beim Aufwachen wirklich, wirklich schrecklich aus.«
    »W as sagst du da über meinen Großvater?«, fragte ich, langsam amüsiert.
    Australia, die immer noch aussah wie Grandpa, errötete. »T ut mir leid«, meinte sie. »I ch wollte damit nicht sagen, dass er hässlich ist. Nur eben, dass es hässlich ist, wenn ich so aussehe.«
    Ich hob beschwichtigend eine Hand. »I ch verstehe schon.«
    »E s ist immer besonders schlimm, wenn ich beim Einschlafen an jemand Bestimmten denke«, erklärte sie. »I ch habe mir Sorgen um ihn gemacht, und dann hat wohl das Talent zugeschlagen. Aber es sollte nicht lange dauern, bis es nachlässt.«
    Ich lächelte und konnte mir schließlich sogar ein Lachen nicht verkneifen, als ich Australias Gesichtsausdruck bemerkte. Während meiner kurzen Zeit bei den Smedrys hatte ich schon einige sehr seltsame Talente erlebt, aber bis zu diesem Augenblick war mir noch nie jemand begegnet, dessen Talent noch peinlicher war als mein eigenes.
    An dieser Stelle möchte ich explizit darauf hinweisen, dass es nicht besonders nett ist, sich über die Qualen anderer Menschen zu amüsieren. Das ist eine sehr schlechte Angewohnheit– fast so schlimm, wie den zweiten Band einer Serie zu lesen, ohne den ersten zu kennen.
    Es ist allerdings etwas ganz anderes, wenn man eine Cousine hat, die ganz normal schlafen geht und beim Aufwachen aussieht wie ein alter Mann mit einem buschigen Schnurrbart. Dann ist es völlig in Ordnung, sich über sie lustig zu machen. Das ist eine der Ausnahmen, die unter das Dinge-die-so-lustig-sind-dass-man-unter-gar-keinen-Umständen-dafür-verantwortlich-gemacht-werden-kann-wenn-man-über-sie-lacht-Gesetz fallen.
    (Andere Ausnahmen dieser Art sind zum Beispiel, wenn man von einem Riesenpinguin gebissen wird, von einer gigantischen Käseskulptur fällt, die die Form einer Nase hat, oder wenn man von seinen Eltern nach einem Gefängnis benannt wurde. Ich habe allerdings schon einen Antrag bei Gericht eingereicht, dass der letzte Fall von der Liste gestrichen werden

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