und das Pergament des Todes
soll.)
Kaz fiel in mein Lachen ein, und am Ende kicherte sogar Australia selbst. So sind wir Smedrys. Wenn du nicht über dein Talent lachen kannst, wirst du irgendwann sehr missmutig.
»W orüber wolltest du denn nun mit mir reden?«, fragte ich Australia schließlich.
»H ä?«, nuschelte sie und zupfte mit einem Finger an ihrem Schnurrbart.
»D u hast mich geweckt.«
Entsetzt sah Australia mich an. »O h! Ja, richtig! Äh, ich glaube, ich habe etwas Interessantes gefunden!«
Als ich fragend eine Augenbraue hob, stand sie auf und rannte auf die andere Seite der Bibliothekshütte. Dort zeigte sie auf den Boden.
»S chau, hier!«, rief sie.
»D reck?«, fragte ich.
In dem Staub waren keinerlei Spuren zu erkennen– aber Australia trug ja auch noch die Fährtenspürlinsen. Ich hob die Hand und tippte demonstrativ gegen meine Linsen.
»A ch ja, richtig!« Sie nahm das Gestell ab und reichte es mir.
Ihr solltet Australia nicht zu hart beurteilen, das wäre nicht fair. Sie ist nicht dumm. Sie lässt sich nur leicht ablenken. Von Dingen wie, na ja, atmen etwa.
Ich setzte mir die Linsen auf die Nase. Vor mir auf dem Boden flammten leuchtende weiße Fußabdrücke auf. Ich erkannte sie sofort– jeder Mensch hinterlässt seine ganz eigenen Spuren.
Diese hier gehörten zu meinem Großvater, Leavenworth Smedry. Australia hinterließ fluffige pinke Abdrücke. Kaz ’ Fußspuren waren blau und überschnitten sich stellenweise mit meinen eigenen, die auch weiß waren, aber dunkler als die meines Großvaters. Sie glühten an den Stellen, wo er am Tag zuvor die Vorderseite der Hütte untersucht hatte. Ich erkannte außerdem Bastilles rote Fährte, die das Areal mehrfach durchschnitt; da ich Draulin noch nicht sehr lange kannte– und sie nicht mit mir verwandt war–, erkannte ich nur wenige ihrer grauen Abdrücke, die auch ziemlich schnell verblassten.
»S iehst du?«, fragte Australia wieder mit einem enthusiastischen Nicken. Bei der heftigen Bewegung löste sich ihr Schnurrbart und fiel ab. »V on uns hinterlässt keiner solche Spuren, auch wenn deine ziemlich ähnlich sind.«
Kaz war zu uns gestoßen. »S ie gehören deinem Vater«, klärte ich ihn auf.
Er nickte. »U nd wohin führen sie?«
Ich setzte mich in Bewegung und folgte den Spuren. Kaz und Australia liefen hinter mir her, während ich die Hütte einmal umrundete. Grandpa hatte den Ort genau wie wir gründlich untersucht. Ich spähte in die Hütte und sah, dass die Spur zunächst in eine Ecke führte, dann eine Kehrtwendung machte und über die Stufen in der Dunkelheit verschwand.
»E r ist reingegangen«, verkündete ich.
Kaz seufzte. »A lso sind sie beide da unten.«
Ich nickte. »M ein Vater muss allerdings vor so langer Zeit hier entlanggegangen sein, dass seine Spuren schon verschwunden sind. Wir hätten früher daran denken sollen, die Fährtenspürlinsen zu benutzen! Ich komme mir vor wie ein Vollidiot.«
Kaz zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. »W ir haben die Spuren letztendlich gefunden. Das ist das einzig Wichtige.«
»D ann habe ich es also richtig gemacht?«, fragte Australia eifrig.
Ich betrachtete sie eingehend. Auf ihrem Kopf wuchs inzwischen wieder ihr eigenes dunkles Haar, und ihr Gesicht sah im Moment aus wie ein Hybrid aus ihren und Grandpa Smedrys Zügen. War der Anblick vorher lustig gewesen, so wirkte er jetzt unheimlich.
»Ä hm, ja, sicher«, sagte ich schließlich. »D u hast wirklich ganze Arbeit geleistet. Jetzt kann ich diesen Spuren folgen, und wir werden so meinen Großvater finden. Dann wissen wir zumindest, wo einer von den beiden Gesuchten ist.«
Australia nickte. Selbst in der kurzen Zeit, in der ich sie aus den Augen gelassen hatte, hatte sie sich noch weiter in sich selbst zurückverwandelt. Doch sie wirkte bedrückt.
Was denn?, dachte ich. Sie hat gerade eine großartige Entdeckung gemacht. Ohne sie hätten wir keinen …
Australia hatte diese Entdeckung gemacht, weil sie die Fährtenspürlinsen gehabt hatte. Jetzt hatte ich sie mir zurückgeholt und war bereit, mich auf der Suche nach meinem Großvater ins Abenteuer zu stürzen. Ich nahm die Fährtenspürlinsen ab. »W arum behältst du sie nicht, Australia?«
»W irklich?«, fragte sie, schon sichtlich munterer.
»K lar. Du kannst uns schließlich genauso gut zu Grandpa Smedry führen wie ich.«
Mit einem eifrigen Lächeln nahm sie die Linsen an sich. »V ielen, vielen Dank!« Dann rannte sie nach draußen, immer der Spur folgend, offenbar um
Weitere Kostenlose Bücher