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und das Pergament des Todes

und das Pergament des Todes

Titel: und das Pergament des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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kurzen Weg von der Hütte hierher die Zugbänder aufgedröselt hatten. Wieder einmal mein Talent. »I ch weiß es nicht«, erwiderte ich.
    Die anderen warfen sich betretene Blicke zu. Das war nicht die Antwort gewesen, die sie erwartet hatten.
    Grandpa Smedry rechnete offenbar damit, dass ich die Gruppe in die Bibliothek hinunterführte. Aber was, wenn ich den Befehl ausgab, dort hinunterzugehen, und dann etwas schiefging? Was, wenn jemand verletzt oder gefangen genommen wurde? Wäre das dann nicht meine Schuld?
    Aber was, wenn mein Vater und Grandpa Smedry Hilfe brauchten?
    Das ist das Problem, wenn man der Anführer ist. Es geht immer um Entscheidungen– und Entscheidungen sind nie einfach. Wenn jemand euch einen Schokoriegel gibt, freut ihr euch. Aber wenn jemand euch zwei verschiedene Schokoriegel zur Auswahl gibt mit der Einschränkung, dass ihr nur einen haben könnt, was dann? Egal welchen ihr wählt, ihr werdet immer das Gefühl haben, der andere wäre besser gewesen.
    Und ich mag Schokoriegel. Was also, wenn ihr zwischen zwei schrecklichen Dingen wählen müsst? Sollte ich warten oder meine Gruppe in die Gefahr führen? Es war ungefähr so wie die Entscheidung, ob man eine Tarantel essen muss oder einen Sack voller Reißzwecken. Keine der Optionen ist sonderlich anziehend– bei beiden wird einem schlecht, und beide sind nur schwer runterzukriegen, zumindest ohne Ketchup.
    Ich persönlich ziehe es vor, wenn jemand anders die Entscheidungen fällt. So hat man immer eine Rechtfertigung, um zu meckern und sich zu beklagen. Das sind Optionen, die ich beide interessant und unterhaltsam finde, auch wenn es manchmal– leider– schwer ist, sich zu entscheiden, was davon man nun tun will.
    Seufz. Das Leben kann manchmal so hart sein.
    »I ch will diese Entscheidung nicht fällen«, beschwerte ich mich. »W arum seht ihr mich alle so an?«
    »S ie sind der Erste Okulator dieser Gruppe, Lord Smedry«, sagte Draulin.
    »J a, schön, aber ich habe erst vor drei Monaten überhaupt etwas von Okulatoren erfahren!«
    »S icher, aber du bist nun mal ein Smedry«, gab Kaz zu bedenken.
    »J a, Sch…« Ich verstummte. Irgendetwas stimmte hier nicht. Die anderen sahen mich weiter erwartungsvoll an, aber ich ignorierte sie und konzentrierte mich ganz auf dieses Gefühl.
    »W as macht er denn jetzt?«, flüsterte Australia. Inzwischen sah sie wieder ganz wie sie selbst aus, auch wenn ihre Haare noch etwas verstrubbelt waren vom Schlafen.
    »K eine Ahnung«, wisperte Kaz.
    »D enkst du, dieser letzte Kommentar war ein Fluch?«, flüsterte sie zurück. »D ie Mundtoten reden ja gern über gewisse Ausscheidungen…«
    Er war auf dem Weg zu uns.
    Ich konnte es spüren. Okulatoren fühlen es, wenn andere Okulatoren in ihrer näheren Umgebung Linsen benutzen. Es ist tief in uns verwurzelt, genau wie die Fähigkeit, Linsen zu aktivieren.
    Dieses Gefühl, dass etwas nicht stimmte, ähnelte dem, das ich hatte, wenn jemand eine Linse einsetzte. Aber es war pervertiert und böse. Angst einflößend.
    Es bedeutete, dass jemand in meiner Nähe eine Linse aktivierte, die unter grässlichen Bedingungen erschaffen worden war. Der Jäger hatte uns gefunden. Ich wirbelte herum und versuchte, die Quelle dieses Gefühls auszumachen, was dazu führte, dass die anderen heftig zusammenzuckten.
    Und da war er. Er stand ganz in der Nähe auf einem Hügel, der eine Arm zu lang für den Körper, und starrte mit verzerrtem Gesicht auf uns herab. Für einen Moment herrschte absolute Stille.
    Dann rannte er los.
    Draulin fluchte und zog ihr Schwert.
    »N ein!«, schrie ich und rannte bereits auf die Hütte zu. »W ir gehen rein!«
    Draulin stellte keinerlei Fragen. Sie nickte nur und winkte den anderen, dass sie vorgehen sollten. Wir hetzten über den unebenen Boden; Kaz zog im Laufen ein Paar Kriegerlinsen hervor und setzte sie auf. Sofort erhöhte sich sein Tempo um einiges, und er konnte trotz seiner kurzen Beine mit uns Schritt halten.
    Als ich die Hütte erreichte, ließ ich Kaz und Australia an mir vorbei ins Innere laufen. Bastille hatte einen Umweg gemacht und war gerade dabei, sich einen der Rucksäcke zu schnappen.
    »N ein, Bastille!«, schrie ich. »U ns bleibt keine Zeit!«
    Draulin stand mit dem Rücken zu uns und drehte sich nun kurz nach Bastille um, wandte sich dann aber wieder dem Jäger zu. Er hatte schon die Hälfte der Distanz zurückgelegt, und plötzlich sah ich in seiner Hand etwas aufblitzen. Ein bläulich weißer Eisstrahl schoss

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