und das Pergament des Todes
hast meine Mutter doch gehört«, grummelte sie. »I ch soll nicht über solche Dinge sprechen.«
»W arum nicht?«
»W eil ich kein Okulator bin.«
»U nd ich bin keine Taube«, erwiderte ich. »A ber ich kann doch trotzdem über Federn sprechen, wenn ich das will.«
Sie warf mir einen strafenden Blick zu. »D as ist eine wirklich grauenvolle Metapher, Smedry.«
»I n denen bin ich besonders gut.«
Federn. Wesentlich unbequemer als Schuppen. Zum Glück bin ich ein Fisch und kein Vogel. (Das habt ihr doch nicht etwa vergessen, oder?)
»S ieh mal«, nahm ich den Faden wieder auf. »D eine Kenntnisse könnten wichtig sein. Ich denke… ich glaube, dass das Ding, das den Jet gesteuert hat, noch am Leben ist.«
»E s ist wie ein Stein vom Himmel gefallen!«
»G enau wie wir.«
»A ber es hatte keinen Drachen, auf dem es noch ein Stück weit gleiten konnte.«
»N ein. Aber sein Gesicht bestand zur Hälfte aus Metallschrauben und Sprungfedern.«
Sie erstarrte mitten in der Bewegung, sodass die Flasche ihre Lippen nicht erreichte.
»H a!«, triumphierte ich. »D u weißt also doch etwas!«
»E in Metallgesicht?«, vergewisserte sie sich. »H at es eine Maske getragen?«
Ich schüttelte den Kopf. »D as Gesicht war aus den Metallstücken zusammengesetzt. Ich habe das Wesen vorher schon einmal gesehen, auf der Rollbahn. Und als ich vor ihm weggelaufen bin, hat es sich angefühlt, als würde ich… nach hinten gezogen. Es war sehr schwer, sich überhaupt zu bewegen.«
»S ogbringerlinsen«, meinte sie abwesend. »D as Gegenteil von deinen Sturmbringerlinsen.«
Unwillkürlich tastete ich nach den Sturmbringerlinsen in meiner Tasche. Die hatte ich fast vergessen. Jetzt, wo meine letzte Feuerspenderlinse zerbrochen war, waren die Sturmbringerlinsen die einzigen offensiven Linsen, die mir noch geblieben waren. Außer ihnen hatte ich nur noch meine Okulatorenlinsen, meine Botenlinsen und natürlich meine Übersetzerlinsen.
»A lso, was hat ein Metallgesicht, kann Jets fliegen und Linsen benutzen?«, fragte ich. »K lingt fast wie ein Rätsel.«
»E in sehr einfaches«, bemerkte Bastille, kniete sich hin und senkte die Stimme. »O kay, sag meiner Mutter nicht, dass du das von mir hast, aber ich glaube, wir stecken in ernsten Schwierigkeiten.«
»W ann tun wir das mal nicht?«
»S chlimmer als sonst. Erinnerst du dich noch an den Okulator, gegen den du in der Bibliothek gekämpft hast?«
»B lackburn? Klar.«
»N a ja, er gehörte einer Sekte von Bibliothekaren an, die sich die Dunklen Okulatoren nennt. Aber es gibt noch andere Sekten– insgesamt vier, glaube ich–, und sie vertragen sich untereinander nicht sonderlich gut. Jede dieser Sekten will die Herrschaft über die gesamte Organisation an sich bringen.«
»U nd der Kerl, der mich verfolgt…?«
»G ehört zu der Sekte, die sich die Gebeine des Schreibers nennt«, erklärte sie. »D as ist die kleinste dieser Sekten. Die anderen Bibliothekare gehen den Gebeinen des Schreibers lieber aus dem Weg, außer wenn sie sie brauchen, denn die haben einige… seltsame Bräuche.«
»W ie zum Beispiel?«
»W ie zum Beispiel sich Körperteile auszureißen und sie dann durch belebte Materialien zu ersetzen.«
Einen Moment lang starrte ich sie sprachlos an. Wir Fische tun so etwas manchmal. Schließlich können wir nicht blinzeln. »S ie machen was?«
»E s ist genau so, wie ich gesagt habe««, flüsterte Bastille. »S ie sind zum Teil Belebte. Pervertierte Wesen, halb Mensch, halb Monster.«
Ich begann zu zittern. In der Zentralbibliothek hatten wir gegen einige Belebte gekämpft. Die hatten aus zusammengeknüllten Papierfetzen bestanden, waren aber wesentlich gefährlicher gewesen, als sich das anhört. Beim Kampf gegen diese Kreaturen hatte Bastille ihr Schwert verloren.
Dinge zu beleben– also unbelebten Gegenständen durch okulatorische Kräfte Leben einzuhauchen– war eine sehr dunkle Kunst. Es verlangte dem Okulator einen Teil seiner Menschlichkeit ab.
»D ie Gebeine des Schreibers arbeiten normalerweise auf Bestellung«, fuhr Bastille fort. »E r muss also von einem anderen Bibliothekar beauftragt worden sein.«
Von meiner Mutter, dachte ich sofort. Sie hat ihn angeheuert. Ich vermied es meistens, an sie zu denken, da mir davon immer schlecht wurde, und Übelkeit bringt einem gar nichts, es sei denn, man will sich vor der Schule drücken.
»D as Ding hat Linsen benutzt«, wiederholte ich. »H eißt das, es ist ein Okulator?«
»U
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