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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Schwarz. Max hat die ganze Zeit über nicht ein einziges Mal geweint. Er hat sich prima gehalten.«
    Nicholas versuchte sich seinen Sohn vorzustellen, wie er vollkommen ruhig im Kindersitz saß, beobachtete, wie die Farben am Autofenster vorbeirauschten, und die winzigen Hände nach den Spielzeugen bei F. A. O. Schwarz ausstreckte. Und bei ihm hielt Max es keine Stunde aus, ohne einen Anfall zu bekommen. »Vielleicht liegt es ja an mir«, murmelte er vor sich hin.
    »Hast du etwas gesagt?«, fragte Astrid.
    Nicholas kniff sich in die Nase. Es war kein leichter Tag gewesen: ein vierfacher Bypass, und dann hatte er erfahren, dass der Körper seines letzten Transplantationspatienten das Organ abgestoßen hatte. Und morgen früh um sieben musste er schon wieder einen Stent setzen, und wenn er Glück hatte und Max mitmachte, dann würde er vielleicht fünf Stunden Schlaf bekommen.
    »Ich habe ein paar Bilder von Max gemacht«, hörte Nicholas seine Mutter sagen. »Er ist ein richtig gutes, kleines Model. Er mag das Licht des Belichtungsmessers. Hier.« Sie gab Nicholas ein Foto.
    Nicholas hatte nie verstanden, warum seine Mutter das machte. Ihm selbst fehlte die Geduld zur Fotografie. Er verließ sich auf Autofocuskameras, und für gewöhnlich gelang es ihm sogar, einen Menschen zu fotografieren, ohne dass die Hälfte des Kopfes fehlte. Doch seine Mutter fotografierte den Augenblick … und sie stahl ihren Motiven die Seele. Max’ buschiges blauschwarzes Haar bedeckte seinen Kopf wie eine Kappe. Mit einer Hand griff er nach der Kamera, und mit der anderen hielt er sich an seinem Babysitz fest. Doch es waren seine Augen, die das Bild dominierten. Sie waren groß und amüsiert, als hätte ihm gerade jemand gesagt, dass er noch sehr viel länger auf dieser Welt bleiben dürfte.
    Nicholas war beeindruckt. Er hatte gesehen, wie seine Mutter den Schmerz von Kriegswitwen eingefangen hatte, den Schrecken in den Augen rumänischer Waisenkinder und sogar die ruhige Frömmigkeit des Papstes. Doch diesmal hatte sie sich selbst übertroffen: Sie hatte Nicholas’ Sohn in der Zeit eingefroren, sodass er nie altern würde. »Du bist wirklich verdammt gut«, bemerkte er.
    Astrid lachte. »Das höre ich öfter.«
    Ein Gedanke regte sich in Nicholas’ Hinterkopf. Von Paige war er genauso beeindruckt gewesen, von ihren Zeichnungen und den Geheimnissen vollkommen Fremder, die einfach so in die Bilder flossen. Genau wie seine Mutter zeichnete Paige nicht einfach nur ein Bild. Paige zeichnete aus dem Herzen.
    »Was ist?«, fragte Astrid. »Du siehst aus, als wärest du unendlich weit weg.«
    »Es ist nichts«, antwortete Nicholas. Was war eigentlich aus Paiges Kunstkram geworden? Früher hatte er sich keine drei Schritte in der Wohnung bewegen können, ohne über Fixierspray oder einen Kasten Zeichenkohle zu stolpern. Aber Paige hatte schon seit Jahren nichts mehr gezeichnet. Einst hatte er sich darüber beschwert, dass Paige fixierte Zeichnungen über der Dusche zum Trocknen aufgehangen hatte. Er erinnerte sich daran, wie er sie unbemerkt beobachtet hatte. Und er hatte gestaunt, wie schnell und sicher ihre Finger über das Papier flogen, um der leeren Fläche ein Bild zu entlocken.
    Astrid hielt ihm das andere Foto hin, das sie aus der Dunkelkammer mitgebracht hatte. »Ich dachte, das würde dir auch gefallen«, sagte sie. Sie gab ihm ein Porträt, das unbemerkt gemacht worden war, und einen Augenblick lang spiegelte sich das schwache Licht im Zimmer auf dem noch nassen Fotopapier. Dann erkannte Nicholas, dass er Paige anblickte.
    Sie saß am Tisch und schaute nach links. Es war ein Schwarzweißfoto, doch Nicholas konnte ihre Haarfarbe deutlich erkennen. Wenn er sich Cambridge vorstellte, dann in den Schattierungen von Paiges Haar: kräftig und voll, das Rot von Generationen.
    »Wann hast du das gemacht?«, flüsterte er. Paiges Haar reichte ihr nur bis zur Schulter. Es war wesentlich kürzer als an dem Tag, als sie Astrid vor Jahren kennengelernt hatte. Es war ein aktuelles Bild.
    »Ich habe sie einmal in Boston gesehen, und ich konnte einfach nicht widerstehen. Ich habe es mit einem Teleobjektiv aufgenommen. Sie hat mich nicht gesehen.« Astrid trat näher an Nicholas heran und legte den Finger auf das Foto. »Max hat ihre Augen.«
    Nicholas wusste nicht, warum ihm das bis jetzt nicht aufgefallen war. Dabei war es doch so offensichtlich. Es war weniger die Form oder die Farbe als vielmehr der Blick. Wie Max, so schaute auch Paige auf

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