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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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einen Ring auf dem teuren Tisch hinterlassen würde. »Aber du bist nicht wie Paige«, sagte er. » Du hättest dein eigenes Kind nie im Stich gelassen.«
    Astrid zog Max näher zu sich heran, und er begann, an ihrer Perlenkette zu nuckeln. »Das heißt aber nicht, dass ich nie darüber nachgedacht hätte.«
    Nicholas stand abrupt auf und nahm seiner Mutter das Baby ab. Das hier lief überhaupt nicht wie geplant. Seine Mutter hätte gefälligst so überwältigt sein sollen, Max zu sehen, dass sie keine solchen Fragen stellte. Sie hätte darum betteln sollen, auf Max aufpassen zu dürfen. Und definitiv hätte sie Nicholas nicht dazu auffordern sollen, über Paige nachzudenken, und ganz bestimmt hätte sie sich nicht auf ihre Seite stellen sollen. »Vergiss es«, sagte Nicholas. »Wir gehen. Ich dachte, du würdest verstehen, worauf ich hinauswill.«
    Astrid versperrte ihm den Weg. »Sei kein Narr, Nicholas«, sagte sie. »Ich weiß ganz genau, worauf du hinauswillst. Und ich habe nicht gesagt, Paige hätte das Recht gehabt zu gehen. Ich habe nur gesagt, dass ich mir das selbst auch ein paar Mal überlegt habe. Und jetzt gib mir dieses wunderbare Kind, und dann geh und reparier ein paar Herzen.«
    Nicholas blinzelte. Seine Mutter nahm ihm das Baby wieder ab. Er hatte bis jetzt mit keinem Wort erwähnt, dass er sie als Babysitter brauchte, während er auf der Arbeit war. Astrid schaute ihren Sohn an. »Ich bin deine Mutter «, sagte sie zur Erklärung. »Ich weiß, wie du denkst.«
    Nicholas klappte den Flügel zu, der im Salon stand, breitete die Wickelunterlage darauf aus und schuf so einen improvisierten Wickeltisch. »Ich creme ihn immer ein«, sagte er zu Astrid. »So wird er von den Windeln nicht wund, und mit Puder trocknet seine Haut immer so aus.« Dann erklärte er, wann Max aß und wie viel und wie man verhinderte, dass er einem das Essen direkt wieder ins Gesicht spie. Schließlich holte er noch Max’ Kindersitz, der zugleich als Tragekorb diente, und erklärte, dass er darin gut schlafen könne. Zwischen zwei und vier, sagte er, würde Max jedoch nie schlafen.
    Dann gab Nicholas Astrid seine Piepernummer für Notfälle, und Astrid und Max begleiteten ihn zur Tür. »Mach dir keine Sorgen«, sagte Astrid und legte Nicholas die Hand auf den Arm. »Ich habe das schon einmal gemacht, und ich war verdammt gut darin, wenn ich mal so sagen darf.« Sie reckte sich, um Nicholas auf die Wange zu küssen, und sie erinnerte sich daran, wie sich plötzlich alles verändert hatte, als ihr einst so kleiner Sohn ihr plötzlich in die Augen hatte schauen können.
    Nicholas ging den Schieferweg hinunter. Er drehte sich nicht um, um Max zum Abschied zu winken, und er hatte ihn auch nicht zum Abschied geküsst. Er rollte mit den Schultern, um die Muskeln zu lockern, die vom Gewicht der Wickeltasche und eines achtzehn Pfund schweren Babys verspannt waren. Und er staunte darüber, wie viel er inzwischen über Max wusste. Er pfiff vor sich hin, und er war so stolz auf sich selbst, dass er noch nicht einmal einen Gedanken an Robert Prescott verschwendete … bis er seinen Wagen erreichte.
    Seine Hand lag bereits auf dem warmen Metall des Türgriffs, als er sich noch einmal zu seiner Mutter umdrehte. Sie und Max standen in der Tür des riesigen Hauses. Das Treffen mit seiner Mutter war nach all den vorsichtigen Telefonaten verhältnismäßig einfach gewesen. Doch die ganze Zeit über hatten sie beide Robert Prescott mit keinem Wort erwähnt. Nicholas hatte keine Ahnung, ob sein Vater sich freuen würde, das Kind zu sehen, das der Erbe seines Namens war. Oder würde er Max genauso mühelos enterben wie seinen eigenen Sohn? Nicholas wusste überhaupt nicht mehr, wie sein Vater war. »Was wird Dad wohl sagen?«, flüsterte er vor sich hin.
    Seine Mutter konnte ihn auf die Entfernung unmöglich gehört haben, dennoch schien sie die Frage zu verstehen. »Ich kann mir vorstellen«, rief sie und trat ins Licht der Nachmittagssonne hinaus, »dass er einfach sagen wird: ›Hallo, Max‹.«
*
    Nichts hätte Nicholas mehr überraschen können als der Anblick, der sich ihm bot, als er kurz vor Mitternacht ins Haus seiner Eltern kam, um Max abzuholen. Der ganze Salon war voll mit Lernspielzeug, und es gab sogar einen Laufstall, eine Wiege und eine Babyschaukel. Ein grüner Quilt mit einem Dinosaurierkopf in der Ecke lag auf dem Boden, und ein Pandabär hatte die Hängepflanze ersetzt, die bei seinem letzten Besuch noch über dem Flügel

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