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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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immer nach dem dritten Date.«
    Paige legte den Kopf an seinen Arm. »Wir hatten ja noch nicht einmal drei echte Dates«, sagte sie. »Ich kann einfach nicht aufhören, an dich zu denken …«
    »Ich weiß.«
    »… dabei kenne ich noch nicht einmal deinen zweiten Vornamen.«
    »Jamison.« Nicholas lachte. »Das ist der Mädchenname meiner Mutter. So. Und was steht uns sonst noch im Wege?«
    Paige drehte den Kopf, damit sie ihn anschauen konnte. »Und was ist mein zweiter Name?«, forderte sie ihn heraus, um klarzumachen, worauf sie hinauswollte.
    »Marie.« Nicholas versuchte, sich Zeit zu erkaufen, während er sich ein Gegenargument überlegte. Dann erkannte er, dass er richtig geraten hatte.
    Paige starrte ihn mit offenem Mund an. »Mein Vater hat immer gesagt, ich würde es schon merken, wenn jemand wirklich zu mir passt«, murmelte sie. »Er hat gesagt, Gott richtet es stets so ein, dass man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.« Nicholas wartete darauf, dass sie das erklärte, doch Paige legte die Stirn in Falten und schaute zu Boden. Dann drehte sie sich wieder zu ihm um. »Warum hast du mir den Antrag gemacht?«, fragte sie.
    Eine Million weitere Fragen schwangen in dieser einen mit, und Nicholas wusste nicht, wie er sie alle beantworten sollte. Er war noch immer wie benommen davon, dass ihr zweiter Vorname einfach so in seinem Kopf aufgetaucht war. Also sagte er das Erste, was ihm in den Sinn kam: »Weil du mich nicht gefragt hast.«
    Paige schaute ihn wieder an. »Ich mag dich wirklich«, sagte sie.
    Nicholas lehnte den Kopf an die Couch, fest entschlossen, ein ganz gewöhnliches Gespräch zu führen, so wie Menschen es tun, die schon ewig zusammen sind. Er sprach vom Wetter und vom hiesigen Baseballteam, und dann plapperte Paige über die Kellnerinnen im Mercy . Der Klang ihrer Stimme beruhigte Nicholas. Er stellte ihr immer neue Fragen, nur damit sie weitersprach. So beschrieb sie ihm in allen Einzelheiten das Gesicht ihres Vaters und erzählte ihm, dass sie einmal versucht hatte, ein Wörterbuch von vorne bis hinten zu lesen, weil eine Mitschülerin gesagt hatte, dass sie dadurch klüger würde, doch sie war nur bis N gekommen. Und als sie erzählte, wie sie einmal im Mai in den Michigansee gewatet war, beschrieb sie das so lebendig, dass Nicholas unwillkürlich schauderte und eine Gänsehaut bekam.
    Sie lagen nebeneinander auf der schmalen Couch, als Nicholas Paige nach ihrer Mutter fragte. Sie hatte sie beim Abendessen erwähnt, und soweit Nicholas sagen konnte, zog die schwer zu fassende Mrs. O’Toole immer wieder wie ein Schatten durch Paiges Bewusstsein, doch Paige war nicht bereit, Einzelheiten preiszugeben. Nicholas wusste, dass die Frau ihre Familie verlassen hatte, er wusste, dass Paige damals fünf Jahre alt gewesen war, und er wusste, dass Paige sich nicht gut an sie erinnern konnte. Aber sie musste doch irgendwelche Gefühle in ihr ausgelöst haben, oder zumindest einen vagen Eindruck musste ihre Mutter hinterlassen haben.
    »Wie war deine Mutter so?«, fragte Nicholas in sanftem Ton und kam Paige dabei so nah, dass seine Lippen ihr Ohr berührten.
    Er spürte, wie sie sich sofort verspannte. »Angeblich war sie genau wie ich«, antwortete sie. »Mein Vater hat immer gesagt, sie habe genauso ausgesehen wie ich.«
    »Du meinst, du siehst aus wie sie «, korrigierte Nicholas sie.
    »Nein.« Paige drehte sich um und setzte sich auf. »Ich meine, sie sah aus wie ich. Ich bin schließlich die, die geblieben ist.«
    Nicholas widersprach dieser Logik nicht, aber er setzte sich ebenfalls auf und strich mit der Hand über das weiche Leder der Couch. »Hat dein Vater dir je gesagt, warum sie gegangen ist?«
    Nicholas sah, wie Paige alle Farbe aus dem Gesicht wich. Dann lief sie rot an und stand auf. »Willst du mich oder meine Familie heiraten?«, fragte sie gereizt. Sie starrte Nicholas an, dem es mehrere Sekunden lang die Sprache verschlug, dann lächelte sie so offen, dass man ihre Grübchen sehen konnte, und die Ehrlichkeit dieses Lächelns reichte bis zu ihren Augen hinauf. »Ich bin einfach nur müde«, erklärte sie. »Ich wollte dich nicht anmotzen. Aber ich muss jetzt wirklich nach Hause.«
    Nicholas half ihr in den Mantel und fuhr sie zu Doris’ Apartment. Er parkte am Straßenrand und ließ die Hände auf dem Lenkrad liegen, während Paige in ihrer Tasche nach dem Schlüssel kramte. Er war so sehr damit beschäftigt, Paiges Kommentare zu ihrer Mutter zu verarbeiten, dass er fast nicht

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