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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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hatte, noch bevor sie darauf hatte antworten können.
    Gemeinsam gingen sie schweigend vom Mercy zu seinem Apartment, und Nicholas begann, sich selbst zu hassen. Paige schien nicht mehr sie selbst zu sein. Er hatte alles ruiniert. Nicholas war so nervös, dass er zuerst das Schlüsselloch nicht fand, und dabei wusste er noch nicht einmal, warum er so nervös war. Als sie die Wohnung dann schließlich doch noch betraten, hielt er die Luft an, bis er Paige leise sagen hörte: »In meinem Zimmer war es nie so ordentlich.« Und dann entspannte er sich und lehnte sich an die Wand. »Ich kann lernen, unordentlich zu sein«, erwiderte er.
    Gespräche wie dieses in den ersten Stunden, nachdem er Paige einen Heiratsantrag gemacht hatte, zeigten Nicholas, dass er noch verdammt viel nicht von ihr wusste. Er wusste die allgemeinen Dinge, jene Dinge, über die man auf Dinerpartys sprach: Er kannte den Namen ihrer Highschool, wusste, wie sie zum Zeichnen gekommen war, und er kannte den Namen der Straße, in der sie in Chicago gewohnt hatte. Aber er kannte die Einzelheiten nicht, jene Dinge, die ein Liebhaber für gewöhnlich wusste: Wie hatte sie den Hundewelpen genannt, den ihr Vater wieder ins Tierheim gebracht hatte? Wer hatte ihr beigebracht, einen Curve Ball zu werfen? Welche Konstellationen konnte sie am Nachthimmel erkennen? Nicholas wollte das alles wissen. Er war von einer Gier erfüllt, die ihn wünschen ließ, er könnte die letzten sechs Jahre seines Lebens einfach ausradieren, um sie mit Paige noch einmal zu erleben.
    »Mehr habe ich nicht«, sagte Nicholas zu Paige und bot ihr eine Schachtel mit alten Keksen an. Er bat Paige, sich auf die schwarze Ledercouch zu setzen, und schaltete die Halogenlampen an. Paige hatte noch nicht gesagt, ob sie ihn heiraten wollte oder nicht, und dieses Detail war Nicholas nicht entgangen. Und es wäre ihm vielleicht auch gar nicht so unrecht gewesen, wenn sie seinen Antrag als Scherz abgetan hätte, denn er war sich noch immer nicht sicher, warum er ihn überhaupt gemacht hatte. Aber er wusste, dass Paige das nicht leichtnahm, und natürlich wollte er die Antwort auch wissen. Gott, die Vorstellung machte ihn wahnsinnig, dass sie ihm ins Gesicht lachen könnte, und allein das verriet ihm mehr über sich, als er zugeben wollte.
    Plötzlich wollte er sie zum Reden bringen. Er nahm an, wenn sie ihn nicht mehr länger so anstarren würde und er sie dazu bringen könnte, ihm irgendwas über Chicago oder die schrägen Erfindungen ihres Vaters zu erzählen, dann würde sie mittendrin vielleicht zufällig erwähnen: Ja, sie wolle ihn heiraten.
    »Ich bin nicht hungrig«, sagte Paige. Sie ließ ihren Blick durch die Wohnung schweifen, und Nicholas machte sich allmählich Vorwürfe, ihr einen Schrecken eingejagt zu haben. Paige war erst achtzehn. Kein Wunder, dass sie vor ihm zurückschreckte. Sicher, er wollte in ihrer Nähe sein, und zugegeben, er hatte sich in sie verguckt, aber Hochzeit …? Er wusste nicht, woher die Idee gekommen war. Himmelherrgott, das war, als würde man eine Fliege mit einem Vorschlaghammer erschlagen.
    Aber er wollte den Antrag auch nicht wieder zurücknehmen.
    Paige schaute auf ihre Schuhe. »Das ist seltsam«, sagte sie. »Das fühlt sich einfach nur seltsam an.« Sie rang mit den Händen. »Ich meine, ich habe mir bis jetzt keine Gedanken darum machen müssen. Dieses Gefühl. Ich habe das nicht geplant. Weißt du, als ich einfach mit dir herumgehangen habe, war das nicht so … so …« Sie hob den Blick und suchte nach den richtigen Worten.
    »Nicht so folgenschwer?«, schlug Nicholas vor.
    »Ja.« Ein Lächeln erschien auf Paiges Gesicht, und sie atmete tief durch. »Du weißt immer, was du sagen musst«, erklärte sie schüchtern. »Das ist einer der Gründe, warum ich dich mag.«
    Nicholas setzte sich neben sie auf die Couch und legte den Arm um sie. »Du magst mich also«, sagte er. »Das ist ja schon mal ein Anfang.«
    Paige schaute ihn an, als wolle sie etwas sagen; doch dann schüttelte sie nur den Kopf.
    »Hey«, sagte Nicholas und hob ihr Kinn an. »Es hat sich nichts geändert. Vergiss, was ich gesagt habe. Ich bin noch immer derselbe Kerl, den du vor zwei Tagen mitten auf der Route 2 hast sitzenlassen. Ich bin noch immer der, dem du beim Pokern die Hosen ausziehen kannst.«
    »Du hast nur zufälligerweise von Hochzeit gesprochen.«
    Nicholas grinste sie an. »Ja, das habe ich wohl.« Er versuchte, so nonchalant wie möglich zu klingen. »So mache ich das

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