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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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gehört hätte, wie sie mit ihm sprach. Er hatte sie mit dem Heiratsantrag fast vergrault, und als sie dann wieder warm mit ihm geworden war, hatte er es schon wieder vergeigt, weil er sie auf ihre Mutter angesprochen hatte. Diese eine dumme Frage hatte sie so aufgeregt. Verschwieg sie ihm etwas? Eine Art Lizzie-Borden-Geschichte vielleicht? War ihre Mutter vielleicht verrückt, und wollte sie das nicht zugeben aus Angst, er könne das für erblich halten? Oder war er einfach selbst verrückt, weil er glaubte, dieses gewaltige Loch in Paiges Vergangenheit habe keinen Einfluss auf die Zukunft?
    »Nun denn«, sagte Paige und drehte sich zu ihm um. »Das war ja mal ein Abend, oder was meinst du?« Als Nicholas sie nicht ansah, senkte sie den Blick. »Ich werde dich nicht darauf festlegen«, sagte sie leise. »Ich weiß, dass du das nicht so gemeint hast.«
    Bei diesen Worten drehte Nicholas sich um und drückte Paige den Zweitschlüssel seiner Wohnung in die Hand. »Ich will aber, dass du mich darauf festnagelst«, sagte er.
    Dann zog er Paige zu sich heran. »Wann bist du morgen wieder daheim?«, flüsterte er. Er konnte förmlich spüren, wie sie mehr und mehr Vertrauen zu ihm fasste. In Erwartung seines Kusses hob sie den Kopf, aber er drückte nur sanft die Lippen auf ihre Stirn.
    Überrascht zog Paige sich zurück und schaute Nicholas an, als wolle sie ihn für ein Porträt studieren. Dann lächelte sie. »Ich werde über deine Frage nachdenken«, sagte sie.
*
    Am nächsten Tag wartete Paige bereits auf ihn, als er aus dem Krankenhaus nach Hause kam, und alles war wieder normal zwischen ihnen. Er wusste es, noch bevor er die Tür öffnete, denn der Duft von Butterkeksen drang in den Flur. Und er wusste auch, dass sein Kühlschrank nur ein verschimmeltes Bananenbrot und eine halbe Flasche Soße enthalten hatte, als er heute Morgen gegangen war. Paige hatte offenbar etwas für ihn gebacken oder mitgebracht, und Nicholas war überrascht, wie sehr ihn diese Vorstellung rührte.
    Paige saß auf dem Boden, die Hand auf einer Seite von Nicholas’ Anatomielehrbuch, als wolle sie verschämt das Bild eines nackten Mannes verdecken. Zuerst sah sie Nicholas nicht. »Phalangen«, murmelte sie beim Lesen vor sich hin. Sie betonte die wissenschaftlichen Namen für Finger- und Zehenknochen allesamt falsch, und Nicholas lächelte. Dann hörte sie seine Schritte und sprang auf, als hätte man sie bei etwas Verbotenem erwischt. »Tut mir leid«, platzte sie heraus.
    Paiges Wangen waren rot, ihre Schultern zitterten. »Was tut dir denn leid?«, fragte Nicholas und warf seine Tasche auf die Couch.
    Paige schaute sich um. Nicholas folgte ihrem Blick und sah, dass sie mehr getan hatte, als nur Kekse für ihn zu backen. Sie hatte die gesamte Wohnung geputzt und einen Quilt aus dem Schrank geholt und über die Couch gelegt und damit Farbe in den spartanisch eingerichteten Raum gebracht. Außerdem hatte sie das Smithsonian Magazine und das New England Journal of Medicine vom Beistelltisch geräumt und so Platz für ein Exemplar von Mademoiselle geschaffen, auf deren Cover der beste Weg zu einem schönen Po angepriesen wurde. Und in der Küche, auf der Arbeitsplatte, standen Blumen. Als Vase diente ein altes Erdnussbutterglas.
    All diese kleinen Veränderungen lenkten ab von den Antiquitäten und den strengen Linien, die den Raum so formell hatten wirken lassen. In nur einem einzigen Nachmittag hatte Paige das Apartment so umgestaltet, dass es aussah, als würde hier tatsächlich jemand leben.
    »Nachdem ich letzte Nacht hier war, hatte ich den Eindruck, dass hier etwas fehlt, und das ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Es … Ich weiß nicht … Es sah einfach alles so steif aus … als würdest du in einem Artikel des Architectual Digest wohnen. Die Blumen habe ich an einem Stand neben dem Highway gekauft«, erklärte Paige nervös, »und da ich keine Vasen gefunden habe, habe ich mir einfach das Erdnussbutterglas genommen.«
    Nicholas nickte. »Ich wusste noch nicht einmal, dass ich Erdnussbutter hatte«, sagte er und schaute sich weiter um. In seinem ganzen Leben hatte er noch kein Exemplar von Mademoiselle in der Wohnung gehabt, und seine Mutter wäre eher gestorben, als Wildblumen vom Highway anstatt Gewächshausrosen auf dem Tisch zu haben. Und was den Quilt betraf, hatte man Nicholas beigebracht, dass so etwas in eine Jagdhütte gehöre, aber nicht ins Wohnzimmer.
    Als er mit dem Medizinstudium begonnen hatte, hatte Nicholas die

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