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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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zurückgeholt.«
    »Und was bekomme ich dafür?«, fragte Paige.
    Nicholas lächelte. »Was immer du willst.«
    Viele Jahre später, als Nicholas an dieses Gespräch zurückdachte, erkannte er, dass er keine Versprechen hätte machen sollen, die er nicht halten konnte. Aber damals hatte er geglaubt, alles sein zu können, was sie wollte. Er hatte da so ein Gefühl gehabt – ein Gefühl, dass alles, was Paige wirklich brauchte, nichts mit seinem Erfolg und seinem Status zu tun hatte, und das war so neu für ihn, dass er glaubte, eine große Last sei von seinen Schultern genommen worden. Er zog Paige näher zu sich heran und sah, wie sie sich zuerst versteifte, dann jedoch entspannte. Er küsste sie aufs Ohr, die Schläfe und den Mundwinkel. Er roch Schinken und Waffeln in ihrem Haar, aber auch den Sonnenschein und den September, und er fragte sich, woher all die Gedanken kamen, die ihm plötzlich durch den Kopf gingen.
    Als sie vorsichtig die Arme um ihn schlang, legte er ihr die Hände auf die Hüfte. »Ist Lionel noch da?«, flüsterte er, und als sie den Kopf schüttelte, zog er den Schlüssel aus ihrer Tasche, schloss die Tür und schaltete das Licht aus. Dann setzte er sich auf einen Barhocker und zog Paige an sich heran, sodass sie zwischen seinen Beinen stand, und er küsste sie und strich ihr mit der Hand vom Hals über die Brust und bis zum Bauch. Er küsste sie sanft, diese Kindfrau, und als er ihr über die Schenkel strich, zuckte sie zusammen, und er musste unwillkürlich lächeln. Sie muss noch Jungfrau sein , erkannte er und dachte überwältigt: Ich will ihr Erster sein. Ich will der Einzige sein. »Heirate mich«, sagte er, und er war genauso überrascht wie sie von diesen Worten. Er fragte sich, ob das nun wirklich das Ende seiner Glückssträhne war, ob nun auch seine Karriere den Bach hinunterging, ob das der Stein war, der alles ins Rollen brachte. Aber er hielt Paige in den Armen, und er erkannte, dass die Leere in seinem Herzen sich nun mit Liebe füllte. Nicholas staunte. Er staunte über so viel Glück, endlich jemanden gefunden zu haben, der die Sicherheit brauchte, die er geben konnte … und auch wenn die Gefahren andere waren, vielleicht musste ja auch er beschützt werden.

K APITEL 3
    N ICHOLAS
    Als Nicholas vier Jahre alt war, brachte seine Mutter ihm bei, wie er sich Fremden gegenüber zu verhalten hatte. Sie setzte sich mit ihm hin und ermahnte ihn zwanzigmal hintereinander, auf der Straße mit niemandem zu reden, es sei denn, es war ein Freund der Familie. Auch dürfe er sich von niemandem an der Hand über die Straße führen lassen, und vor allem dürfe er nie zu jemandem ins Auto steigen – niemals! Nicholas erinnerte sich daran, nervös auf dem Stuhl herumgerutscht zu sein, weil er raus wollte. Er wollte nach der Dose Bier sehen, die er über Nacht auf der Terrasse gelassen hatte, um damit Schnecken zu fangen. Doch seine Mutter wollte ihn nicht gehen lassen, noch nicht einmal aufs Klo – nicht, bevor Nicholas ihre Ermahnungen nicht auswendig nachplappern konnte. Und als es schließlich so weit war, hatte Nicholas Bilder von düsteren, stinkenden Phantomen heraufbeschworen, die zerfetzte schwarze Umhänge trugen, sich in Autos, Rinnsteinen und dunklen Gassen versteckten und nur darauf warteten, sich auf ihn zu stürzen. Als seine Mutter ihm dann sagte, jetzt könne er raus spielen gehen, da hatte er beschlossen, drinzubleiben, und noch Wochen später hatte er sich jedes Mal unter der Couch versteckt, wenn der Postbote geklingelt hatte.
    Heutzutage hatte Nicholas die Angst vor Fremden natürlich überwunden, aber die Folgen übermäßigen Vertrauens, die seine Mutter ihm ausgemalt hatte, die hatte er nicht vergessen, und so stand er häufig abseits von den anderen. Zwar konnte er auch charmant sein, wenn die Umstände es verlangten, doch er neigte mehr dazu, Interesse an einer Stuckdecke zu zeigen, als sich in ein Gespräch mit Leuten hineinziehen zu lassen, die er nicht kannte. Bei manchen Menschen ließ man solch ein Verhalten als Schüchternheit durchgehen, doch bei jemandem mit Nicholas’ Hintergrund, Aussehen und Bildung betrachtete man es oft als Arroganz. Nicholas machte das jedoch nichts aus. So hatte er Zeit, sich seine Antworten genauer zu überlegen, während andere häufig redeten, bevor sie nachdachten.
    Nichts von alledem erklärte aber, warum er Paige O’Toole so impulsiv um ihre Hand gebeten hatte oder warum er ihr den Zweitschlüssel zu seinem Apartment gegeben

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